Es ist fast schon paradox: Während 96 Prozent der Unternehmen in der Transport- und Logistikbranche angeben, ihre digitale Transformation angestoßen zu haben, schaffen es lediglich zehn Prozent, neue Technologien in der Breite zu optimieren und skalieren. Diese Zahlen stammen aus der Studie „Transport und Logistik im Wandel: Stand der digitalen Transformation 2025“ von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, und der Bundesvereinigung Logistik (BVL).
Logistiker setzen auf Effizienzgewinne
Laut der Studie stufen rund zwei Drittel der 115 befragten Logistikdienstleister – vorrangig aus Deutschland, Österreich und der Schweiz – ihren eigenen digitalen Reifegrad als niedrig bis mittel ein. Viele Logistiker setzen demnach vor allem Maßnahmen um, die sich durch Effizienzgewinne direkt im Betrieb auszahlen. So automatisieren 76 Prozent der Unternehmen ihre Abläufe, etwa bei der Tourenplanung, im Lager oder in der Verwaltung. Langfristig zahlen sich digitale Investitionen aber nur aus, wenn sie auch Innovationsprojekte finanzieren.
Hürden sind oft organisatorischer Natur
Die größten Hürden der digitalen Transformation sind laut Studie nicht technischer, sondern organisatorischer Natur. Etwas weniger als die Hälfte der Unternehmen identifiziert fehlende strategische Prioritäten als zentrales Hindernis. Rund ein Drittel scheitert an Vorbehalten der eigenen Belegschaft. Als Erfolgsfaktoren nennen 70 Prozent eine klare Strategie, 49 Prozent ein klares Bekenntnis der Führungskräfte und 41 Prozent ein konsequentes Change Management.
Use Cases für logistische Kernprozesse
„Logistikunternehmen setzen große Hoffnungen in GenAI als Hebel für ihre digitale Transformation. Bislang kommt die Technologie aber vor allem dort zum Einsatz, wo es erprobte Lösungen gibt, etwa in Funktionen wie Finanz- und Rechnungswesen und Marketing und Vertrieb,“ sagte Sebastian Pieper, Director bei Strategy& Deutschland. „Allerdings müssen eigene Use Cases für die logistischen Kernprozesse stärker in den Fokus rücken. Viele unserer Befragten halten Anwendungsfälle im Bereich Tourenplanung und Routenoptimierung oder der Analyse von Kunden- und Wettbewerbsdaten für hochrelevant. Wer solche Potenziale erschließt, kann sich einen realen Wettbewerbsvorteil sichern.“
Viele Logistiker im Blindflug
Bemerkenswert ist laut der Studie, dass viele Unternehmen ihre Digitalisierung sozusagen „im Blindflug antreten“. Etwa ein Viertel der Logistiker hat bislang keine Erfolgsmessung etabliert und besitzt keine Transparenz über die Realisierung geplanter finanzieller Effekte. Fast jedes fünfte Unternehmen stellt zudem erhebliche Lücken zwischen geplanten und realisierten Effekten fest. Um diese Lücken zu schließen, sollten Logistiker laut Studie ihre digitale Transformation konsequent an den Geschäftsanforderungen ausrichten und eine strategische Programmleitung etablieren, die Entscheidungen vorantreibt, ein aktives Risikomanagement leistet und den Business Case im Blick hat.
BVL: Großes Gefälle innerhalb der Branche
„Schon heute zeichnet sich dabei ein Gefälle innerhalb der Branche ab. Während digitale Vorreiter klare Roadmaps verfolgen und von signifikanten Effizienz- und Umsatzsteigerungen profitieren, riskieren die reaktiv handelnden Unternehmen ohne formalisierte Strategie den Anschluss zu verlieren“, sagte Christoph Meyer, BVL-Geschäftsführer. „Besonders für kleine bis mittelgroße Unternehmen wird das zum existenziellen Risiko. Ihnen droht eine strategische Lücke – denn ohne Skalierung bleibt Digitalisierung ein Kostenfaktor, statt zum Wettbewerbsvorteil zu werden.“