Frachtenbörsen & Ausschreibungsplattformen: Trends und Neuerungen bei den Services

Die deutsche Wirtschaft kommt nicht vom Fleck. Selbst das Herbstgeschäft, das normalerweise für einen Mengen-Schub in der Transport- und Logistikbranche sorgt, bleibt bislang aus. Was also tun? Können Frachtenbörsen und Ausschreibungsplattformen Unternehmen helfen, ihre Lkw besser auszulasten oder aber Leerfahrten zu reduzieren? "Gerade jetzt in der momentanen Lage, wo durch die schwache Wirtschaft vielerorts Mengenvolumen im Markt fehlt, sind solche Plattformen gerade für kleinere Transportbetriebe ein wichtiger Baustein", sagt Christian Buchenthal, Geschäftsführer des Trainings- und Beratungsunternehmens Lobraco. Denn bei vielen Bestandskunden breche aktuell Geschäft weg, und Neukunden ließen sich schwer akquirieren. "Frachtenbörsen sind nun mal die günstigste Art, um an Ladung zu gelangen", formuliert er es. Gute Nachricht ist auch: Frachtenbörsen bieten ihren Nutzern mittlerweile weit mehr als die reine Vermittlung von Frachten. Wichtigster Trend hier: "Alle großen Plattformen setzen aktuell auf künstliche Intelligenz", so Buchenthal. Für sie sei diese Technologie der große Durchbruch, mit der auch die Nutzer solcher Plattformen große Effizienzvorteile erzielen könnten. Hier einige Beispiele, mit welchen Strategien, Innovationen und Mehrwert-Services namhafte Anbieter bei Carriern, Verladern und Spediteuren punkten wollen. Alpega und Teleroute Alpega positioniert sich als globaler SaaS-Anbieter für Logistiksoftware mit einem umfassenden Portfolio: Transportmanagementsysteme (TMS), Frachtenbörsen und Ausschreibungsfunktionen. Innerhalb dieses Ökosystems agiert Teleroute als paneuropäische Frachtenbörse, die mehr als ein Marktplatz ist. Sie versteht sich als B2B-Community, die Frachtführer und Spediteure miteinander verbindet. Das Geschäftsmodell beruht auf Abonnementpaketen, ergänzt durch Premium-Funktionen wie API-Integrationen, Finanzdienstleistungen und KI-gestützte Empfehlungen. Zu den Unterscheidungsmerkmalen zählen neben der Größe der Carrier-Community Mehrwertdienste wie etwa Betrugsprävention und sichere Transaktionen. Aktuell treibt Alpega die Entwicklung von Connecta voran, einem offenen Logistiknetz für intelligentes Matching, Echtzeit-Integration über APIs und mobile Anwendungen sowie KI-gestützte Routenempfehlungen. Kooperationen mit FinTech-Partnern und Technologieanbietern sollen die Liquidität der Carrier verbessern und die digitale Vernetzung erweitern. Neuerungen im Überblick Auf folgende Trends und strategischen Entwicklungen setzen die im Artikel genannten Anbieter: Modularität und SaaS: Die Anbieter setzen auf flexible, cloudbasierte Lösungen, die entweder als Komplettsystem oder modulweise genutzt werden können. KI und Automatisierung: Um Matching, Zeitfensterplanung, Transportoptimierung und Angebotsprozesse zu automatisieren, setzen Ausschreibungsplattformen und Frachtenbörsen zunehmend künstliche Intelligenz und Predictive Analytics ein. Integration und API-Ökosysteme: Die "nahtlose" Integration in bestehende TMS-, ERP- und Telematiksysteme ist ein wichtiger Hebel, der Prozesse beschleunigen und Fehler reduzieren soll. Netzwerkeffekt: Wie attraktiv eine Plattform ist, hängt auch von der Größe und Qualität der Carrier-Community oder der Plattformpartner ab. Transaktionsbasiert: Transporeon Transporeon hat seine Plattform zu einem modularen, KI-fähigen Transportmanagementsystem weiterentwickelt, das über den reinen Frachtenmarkt hinausgeht. Die Plattform vernetzt über 158.000 Spediteure und 1400 Industrie- und Handelsunternehmen weltweit. Das Geschäftsmodell ist transaktionsbasiert, Unternehmen zahlen nur für die tatsächlich genutzten Services. Das Alleinstellungsmerkmal (USP) liegt laut Transporeon in der Kombination aus großem Netzwerk, modularer Flexibilität und umfassender Integration in Drittanbietersysteme. Neue KI-gestützte Tools wie der Transportplaner, autonome Beschaffung und Visibility-Funktionen für See- und Luftfracht adressieren kritische logistische Herausforderungen. Darüber hinaus vereinfacht das neue Zeitfenstermanagement die Abläufe auf dem Hof, indem es den Spediteuren einen einheitlichen Zugangspunkt bietet. Es ermöglicht in Verbindung mit den neuen Tools "Yard Pre-Check-In" zur digitalen Voranmeldung eines Lkw und "Digital Transport Documents" eine automatisierte und papierlose Abfertigung. Kooperationen mit über 100 Anbietern erweitern die Plattform kontinuierlich, zum Beispiel im Bereich Schienenverkehr, Routenoptimierung und Ladeinfrastruktur. Modularer Ansatz: Cargoclix Cargoclix verfolgt einen modularen Ansatz: Die Plattform bietet neben der elektronischen Ausschreibung von Transporten ("Tender") auch Lösungen für digitale Hof- und Transportprozesse. Dazu zählen das Zeitfenstermanagementsystem "Slot", das Workflow-Management (WFM) sowie "Flow" für Auftragssteuerung, Fahrerkommunikation und Subunternehmermanagement. Die Module können einzeln oder kombiniert eingesetzt werden. Das Geschäftsmodell basiert auf im Marktvergleich moderaten Transaktions- und nutzungsabhängigen Gebühren. Mit rund 190.000 Nutzern im Bereich Slot und 28.500 im Bereich Tender zählt Cargoclix zu den etablierten Anbietern im europäischen Markt. Künftig sollen KI-gestützte Funktionen und prädiktive Analysen die Automatisierung weiter ausbauen, etwa durch Kapazitätsprognosen oder dynamische Anpassungen von Zeitfenstern. Neue Workflow- und Transportfunktionen im Modul "Flow" sind für 2025 geplant. Frachtraten im Blick mit 7LFreight 7LFreight gehört seit 2022 zur Freightos Group. Innerhalb der Gruppe arbeiten 7LFreight und WebCargo by Freightos seit der Akquisition zusammen, um eine globale Plattform für Frachtraten-Management und -Buchung zu bilden. 7LFreight fokussiert sich auf die digitale Verwaltung von Landverkehrs- und Luftfrachtraten. Die SaaS-Plattform ermöglicht Kalkulation, Buchung und Sendungsverfolgung auf einer einzigen Oberfläche. Punkten will der Anbieter 7LFreight unter anderem mit einer Kombination aus langjähriger Branchenexpertise, Benutzerfreundlichkeit, umfangreicher Anbieterdatenbank und leistungsstarkem Ratenmanagement. API-Integrationen in TMS-Systeme ermöglichen nahtlose Abläufe. Neue Services sollen die Buchungen auf zusätzliche Carrier-Typen ausweiten, darunter "First- und Final-Mile-Services". So unterstützt die Plattform die Digitalisierung und Effizienzsteigerung in multimodalen Transportprozessen. Das sagt Experte Christian Buchenthal, CEO Lobraco Was ist für Frachtenbörsen und Ausschreibungsplattformen aktuell der wichtigste Trend? Alle großen Anbieter in diesem Segment setzen aktuell auf KI. Für sie ist diese Technologie der große Durchbruch, mit der die Nutzer solcher Plattformen große Effizienzvorteile erzielen können. Denn KI lernt aus dem bisherigen Verhalten des Spediteurs und leitet etwa bevorzugte Relationen ab. Dadurch erhält der Nutzer individualisierte Frachtvorschläge, die mit jeder Nutzung besser werden. Das ist besonders nützlich für kleine Transporteure, die so schneller an Aufträge kommen. Hintergrund dafür ist: KI ist im Kern eine Technologie, die große Datenmengen in kürzester Zeit analysieren und daraus Muster ableiten kann. Zudem ist sie lernfähig und verbessert ihre Ergebnisse kontinuierlich. Die Anbieter solcher Plattformen können also mithilfe von KI ihr Geschäftsmodell deutlich erweitern, etwa durch automatisiertes Matching, intelligente Preisvorschläge oder vorausschauende Marktanalysen. Welche neuen Services sind jetzt durch KI möglich? Dazu nur ein Beispiel: Nutzer können PDFs, E-Mails, Screenshots oder Excel-Tabellen hochladen; die KI extrahiert automatisch Felder, etwa Abhol- und Zielort, Menge und Lkw-Typ. Der Nutzer sieht in der Vorschau, was die KI erkannt hat, und kann dies ändern, bevor das Angebot veröffentlicht wird.