-- Anzeige --

Verbände zu Verkehrsetat: Sanierungsstau erkannt, aber Nachbesserungsbedarf

26.06.2025 11:29 Uhr | Lesezeit: 3 min
Brückenbau mit Kran
Marode Brücken, sanierungsbedürftige Autobahnen und Wasserstraßen: Es gibt viele Baustellen. Die Bundesregierung plant in den nächsten Jahren rund 166 Milliarden Euro dafür bereitzustellen - wenn Bundestag und Bundesrat dem Haushaltsentwurf zustimmen
© Foto: Miloslav Doubrava/ AdobeStock

Die Bundesregierung hat ihre Pläne zum Haushalt vorgelegt und stellt Geld für die Sanierung der Verkehrsinfrastrukturen in Aussicht. Der DSLV und das Deutsche Verkehrsforum haben sich die Pläne genauer angeschaut und bewertet.

-- Anzeige --

Nachdem die Bundesregierung ihre Entwürfe für den Bundeshaushalt 2025, für das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) und den Klima- und Transformationsfonds (KTF) vorgelegt hat, loben Branchen-Verbände aus dem Bereich Logistik und Mobilität zwar die höheren Investitionen in Straße, Schiene und Wasserwege, äußern aber auch Kritik und sehen Nachbesserungsbedarf.

Bis 2029 sind laut dem Kabinettsentwurf Verkehrsinvestitionen von insgesamt 166 Milliarden Euro vorgesehen.

Sanierungsstau bei Straßen, Brücken und Schienen: Haushaltsmittel sollen steigen, allerdings viel über Sondertöpfe

Insgesamt steigen die geplanten Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur für 2025 zwar nominell – und das sei gut, um den massiven Sanierungsstau endlich anzugehen, so der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik. Allerdings sieht der Verband es kritisch, dass Ausgaben aus dem normalen Verkehrsetat des Bundeshaushalts gekürzt und unter anderem in das Sondervermögen ausgelagert wurden. Er sieht eine „fragmentierte Finanzierungsarchitektur“.

„Die nominelle Erhöhung der investiven Ausgaben speist sich überwiegend aus Sondertöpfen“, so DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster. Demnach sinken die Investitionsausgaben im Einzelplan 12, also dem regulären Verkehrsetat, von rund 30 Milliarden Euro im Jahr 2024 auf 23,7 Milliarden Euro im Haushaltsentwurf für 2025.

Mit den Sondertöpfen steigen die geplanten Ausgaben für die Straßen, Schienen und Wasserstraßen 2025 auf 33,5 Milliarden Euro, so der Verband. Die Rechnung beinhaltet:

  • 18,8 Milliarden Euro für die Schieneninfrastruktur,
  • zuzüglich eines Darlehens von 3 Milliarden Euro,
  • 10,2 Milliarden Euro für die Bundesfernstraßen und
  • 1,5 Milliarden Euro für die Wasserstraßen.

DSLV: Verzahnung von Sondervermögen, Klima- und Transformationsfonds und Kernhaushalt wichtig, keine Kannibalisierung der Mittel

Allerdings wirke das Geld aus dem Sondervermögen nur, wenn es als zusätzliches Mittel gedacht werde, und nicht dafür genutzt werde, um Investitionen im regulären Verkehrsetat abzusenken. Der Kernhaushalt müsse mit dem SVIK und dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) verzahnt werden, die einzelnen Finanzierungsstrukturen dürften sich nicht gegenseitig kannibalisieren.

Der Deutsche Bundestag sollte nach Meinung des Verbands im Haushaltsverfahren die Mittelverteilung im Bereich Verkehr noch einmal nachschärfen und den Verkehrsetat ausreichend ausstatten.

DSLV und DVF: Bürokratieentlastung als Basis für effektive Sanierung

Zwei weitere Punkte mahnt der Verband an: Man solle einzelne Verkehrsträger nicht bevorzugen. Das führe zu strukturellen Ungleichgewichten, auch wenn ein starker Schienengüterverkehr wichtig sei. Die geplanten Mittel für deutsche See- und Binnenhäfen würden nicht dem tatsächlichen Bedarf entsprechen und zusätzliche Mittel im Bereich der Bundesfernstraßen zu gering ausfallen.

Außerdem sei es wichtig, parallel strukturelle Reformen – sprich unter anderem Bürokratieentlastung – anzugehen und vor allem schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren zu schaffen.

Das sieht auch das Deutsche Verkehrsforum (DVF) ähnlich: „"Es geht jetzt darum, die durch die faktische Haushaltssperre verlorene Zeit aufzuholen und die Sanierung in vollem Umfang wieder aufzunehmen. Dafür müssen über Beschleunigungsgesetze und Bürokratieentlastungen die richtigen Weichen gestellt werden“, so der Präsidiumsvorsitzende Frank Dreeke.

DVF: Wasserstoff, Ladeinfrastruktur und Digitalisierung muss im Blick bleiben

Kritisch sieht der Verband ebenfalls die Verlagerungen aus dem Kernhaushalt zum Sondervermögen. Die gewonnenen Spielräume würden im Verkehrsetat nicht für zusätzliche Investitionen genutzt.

Unter anderem wäre dies notwendig für die Transformation des Sektors. Themen wie Hochlauf von E-Fuels und Wasserstoff, Ladeinfrastruktur und Digitalisierung dürften nicht vernachlässigt werden.

Außerdem wäre die Planungssicherheit auch im regulären Haushalt wichtig: Der Verband mahnt dazu, die Ausgaben dort durch hohe Verpflichtungsermächtigungen bis mindestens 2029 abzusichern. Denn über die Sondervermögen werde nur Geld für die Sanierung der Verkehrswege geschaffen. Der Ausbau werde aber weiterhin über den regulären Verkehrsetat gestemmt.

„Mittelfristig müssen die angekündigten Reformen der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung über Fonds und direkte Mittelzuweisungen sicherstellen, dass die notwendigen Sanierungsmittel für Schiene, Straße und Wasserstraße langfristig gebunden werden", schlägt Dreeke vor.


Analyse Straßenverkehr: Wohin fließen die vorgesehenen Mittel?

Das Deutsche Verkehrsforum hat die geplanten Mittel für Verkehrsinfrastrukturen genauer unter die Lupe genommen. Hier ein Überblick:

Bundesfernstraßen:

10,2 Milliarden Euro für Planung, Bau, Erhaltung und Betrieb, davon 2,5 Milliarden aus dem SVIK und 1,1 Milliarden aus dem Verteidigungsetat

Ausbau von Lkw-Parkplätzen durch private Betreiber:

30 Millionen Euro, das ist ein Drittel weniger als im Bundeshaushalt 2024 dafür vorgesehen war.

Autobahn GmbH:

Der staatliche Betreiber bekommt die gleichen Mittel wie im Vorjahr für Betrieb, Verwaltung und Planung. Kritisch sieht der Verband, dass die Mittel trotz deutlicher Inflation der vergangenen Jahre nicht angehoben wurden.

Brückensanierung:

Im Sondervermögen sind dafür bis 2032 über insgesamt 9 Milliarden Euro vorgesehen.



-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#Politik

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --
KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --
WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.