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IfW-Frühjahrsprognose: Wirtschaftsleistung schrumpft zunächst weiter

07.03.2024 08:16 Uhr | Lesezeit: 5 min
Geschäftsmann schaut auf den fallenden roten Pfeil, der durch den Betonboden nach unten verweist
Deutschland wird sich noch etwas länger im Konjunkturtief befinden
© Foto: Gearstd/GettyImages

Wie das Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel prognostiziert, wird sich Deutschland noch länger im Konjunkturtief befinden. Im Winterhalbjahr solle die Wirtschaftsleistung weiter schrumpfen und im Gesamtjahr 2024 mit einem Plus von 0,1 Prozent kaum mehr als stagnieren.

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Gründe dafür seien, dass sich der private Konsum und die Exporte wenig beziehungsweise später erholen. Außerdem zeigen sich die Investitionen äußerst schwach, so das IfW Kiel. Erst nach dem Frühjahr zeichne sich eine moderate Erholung ab. Im Gesamtjahr 2024 solle die Wirtschaftsleistung mit einem Plus von 0,1 Prozent kaum mehr als stagnieren. Für 2025 belässt das IfW Kiel seine Prognose unverändert mit einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung bei 1,2 Prozent. Die Inflationsrate soll auf unter 2 Prozent, das Finanzierungsdefizit des Staates auf unter 0,8 Prozent zurückgehen. 

„In der deutschen Konjunktur drücken zurzeit eine ganze Reihe von Faktoren auf Stimmung und Wirtschaftsdaten. Die Exportwirtschaft leidet unter einer schwächelnden Weltkonjunktur, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wirkt restriktiv und dürfte das auch noch bis ins kommende Jahr hinein tun, und die Sparanstrengungen der Bundesregierung kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt und versprühen zusätzlichen Pessimismus“, sagte Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel, anlässlich der am Mittwoch, den 6. März, erschienenen Konjunkturprognosen. 

Strukturelle Wirtschaftsprobleme

Nach einem deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2023 geht es der Prognose des IfW Kiel zufolge auch im ersten Quartal nochmal minimal abwärts. Erst ab dem Frühjahr dürfe eine moderate Erholung einsetzen. Die Wirtschaftsleistung liegt 2025 aber nur 2 Prozent über dem Niveau, das vor Ausbruch der Corona-Pandemie vor sechs Jahren erreicht wurde. „Die deutsche Konjunktur fasst zwar im Laufe des Jahres wieder Tritt, große Sprünge sind aber nicht in Sicht. Es mehren sich die Anzeichen, dass vor allem strukturelle Probleme auf der Wirtschaft lasten. Schwachpunkt bleiben die privaten Investitionen, auch weil die Wirtschaftspolitik viel Unsicherheit schürt“, sagte Stefan Kooths, Konjunkturchef am IfW Kiel. Zudem schätze das IfW Kiel die unternehmerische Investitionstätigkeit nunmehr deutlich schwächer ein. Ausrüstungsinvestitionen werden im laufenden Jahr wohl um 1,3 Prozent zurückgehen, so das IfW. Die Bauinvestitionen stehe weiter unter Druck, der Wohnungsbau schrumpfe mit 4 Prozent sogar noch stärker als in den beiden Jahren zuvor. Ab dem nächsten Jahr sieht das IfW allerdings mögliche Steigerungsraten von rund 1 Prozent in jenen Bereichen.

Der Aufschwung werde durch eine allmählich einsetzende Belebung des privaten Konsums und ein anziehendes Auslandsgeschäft maßgeblich getragen. Diese Auftriebskräfte fallen jedoch schwächer aus beziehungsweise setzen sie später ein als bislang vom IfW erwartet.

Aber: Rückläufige Inflationsrate und ein robuster Arbeitsmarkt

Allerdings ist die Inflationsrate rückläufig. Nach 8,2 Prozent im ersten Quartal des Jahres 2023 ist sie im Januar und Februar bereits auf 2,9 beziehungsweise 2,5 Prozent abgesunken. Für das laufende Jahr rechnet das IfW Kiel mit einer Inflationsrate von 2,3 Prozent, für 2025 wird ein weiterer Rückgang auf dann 1,7 Prozent erwartet. Außerdem steigen die real verfügbaren Einkommen nach drei rückläufigen Jahren in Folge 2024 und 2025 wieder um rund 1 Prozent.

Der Arbeitsmarkt zeige sich in Anbetracht der schwachen wirtschaftlichen Dynamik robust, die Arbeitslosenquote soll bei 5,8 Prozent (2024) und 5,6 Prozent (2025) liegen, meldet das IfW weiter. Die Zahl der Erwerbstätigen erreiche im laufenden Jahr die Rekordmarke von 46,1 Millionen, bevor sie im Zuge des demografischen Wandels auf einen Abwärtstrend einschwenkt.

Des weiteren sei das Finanzierungsdefizit des Staates vor allem aufgrund der Konsolidierungsmaßnahmen rückläufig und dürfe von 2,1 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 auf 0,8 Prozent im Jahr 2025 zurückgehen. Nach fünf Quartalen im Rückwärtsgang gehe es zudem mit den Exporten ab dem Frühjahr allmählich wieder aufwärts. Aufgrund des schwachen Winterhalbjahrs sinken die Exporte im Durchschnitt des laufenden Jahres aber wohl nochmal deutlich um 1,7 Prozent, für 2025 erwartet das IfW dann einen Zuwachs von 2,8 Prozent.

Welthandel stützt deutsche Industrie

Die wenig dynamische, aber insgesamt stabile Weltkonjunktur werde wieder etwas stärker von der Industrieproduktion getragen. Damit überwindet der Welthandel seine Schwächephase und stützt über mehr Aufträge die deutsche Industrie; Der gestörte Schiffsverkehr im Roten Meer dürfe den deutschen Außenhandel hingegen nur kurz beeinträchtigt haben, teilt das IfW mit.

Die Weltproduktion steige laut Prognose nur moderat um 2,8 Prozent (2024) und 3,1 Prozent (2025) – das liege auch an Chinas strukturellen Problemen. Dort soll die Wirtschaft 2024 und 2025 mit Raten von nur unter 5 Prozent zulegen, in Indien mit Raten von knapp 7 Prozent. In den entwickelten Volkswirtschaften läuft die US-Konjunktur am stärksten. 2024 dürfte die Wirtschaftsleistung kräftig um über 2 Prozent steigen, 2025 lässt mit den fiskalischen Impulsen aus dem Wahljahr dann auch die Dynamik etwas nach.

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