Bezahlbare Fahrausbildung: Reformvorschläge des BMV im Überblick

17.10.2025 08:50 Uhr | Lesezeit: 3 min
Patrick Schnieder
Patrick Schnieder bei der Vorstellung der Reformpläne für eine bezahlbare Fahrausbildung am Donnerstag in Berlin
© Foto: BMV

Das Bundesverkehrsministerium hat ein umfassendes Reformpaket für die Fahrschulausbildung vorgestellt. Mit digitalen Lernmethoden, weniger Pflichtstunden und mehr Preistransparenz will Minister Patrick Schnieder den Führerschein günstiger und moderner machen.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder präsentierte gestern (16. Oktober) in Berlin die Eckpunkte des Reformpakets „Bezahlbarer Führerschein“, wie die dpa meldete.

„Der Führerschein ist ein Schlüssel zur eigenen Freiheit – besonders dort, wo Bus und Bahn nicht regelmäßig fahren“, sagte Schnieder. „Mit unseren Reformvorschlägen machen wir den Weg zum Führerschein einfacher und bezahlbarer – und halten dabei die Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau.“

Laut Ministerium, so schreibt die dpa, kostet ein Pkw-Führerschein der Klasse B derzeit im Schnitt rund 3.400 Euro, teils auch mehr als 4.000 Euro. Diese Kosten will das BMV deutlich senken. Grundlage der Reform sind das Eckpunktepapier der Verkehrsministerkonferenz von Oktober 2024 und ergänzende Beratungen vom Frühjahr 2025. Das BMV fasst die Inhalte seines Programms „Bezahlbarer Führerschein“ in einer Mitteilung zusammen.

1. Theoretische Fahrausbildung

  • Digitale Lernwege: Die Pflicht zum Präsenzunterricht soll entfallen. Fahrschülerinnen und Fahrschüler können sich das Wissen künftig vollständig digital, etwa per App, aneignen.
  • Weniger Bürokratie: Vorgaben zu Schulungsräumen und Unterrichtsabläufen entfallen. Fahrschulen müssen keine eigenen Unterrichtsräume mehr vorhalten, Kontrollpflichten der Länder werden reduziert.
  • Prüfungsfragen: Der Fragenkatalog der Theorieprüfung mit derzeit 1.169 Fragen soll um etwa ein Drittel verkürzt werden. Das Thema Verkehrssicherheit bleibt dabei im Fokus.

2. Praktische Fahrausbildung

  • Mehr Simulatortraining: Fahrschulen sollen Simulatoren stärker einsetzen können. Die Schaltkompetenz kann vollständig im Simulator erworben werden. Damit kann die Prüfung in einem Automatikfahrzeug erfolgen.
  • Weniger Sonderfahrten: Pflichtfahrten bei Nacht, auf Autobahn und Landstraße sollen reduziert werden. Teile davon können im Simulator stattfinden.
  • Fahrprüfung: Die Prüfungsdauer soll auf die europäischen Mindestvorgaben von 25 Minuten verkürzt werden.
  • Bürokratieabbau: Dokumentationspflichten für Fahrschulen werden reduziert, die Fahrschulüberwachung neu organisiert. Fortbildungen für Fahrlehrer sollen digital möglich sein.
  • Experimentierklausel: Das BMV prüft, inwieweit Angehörige oder nahestehende Personen in die Fahrausbildung eingebunden werden können („Laienausbildung“).

3. Preistransparenz

Fahrschulen müssen künftig ihre Preise und Erfolgsquoten online veröffentlichen. So können Fahrschüler realistische Vergleiche ziehen. Das BMV will damit mehr Wettbewerb und faire Bedingungen schaffen.

Weitere Maßnahmen: Das Ministerium prüft, ob sich die Reformvorschläge auch auf andere Führerscheinklassen – etwa Lkw – übertragen lassen, um dort ebenfalls Kosten zu senken und Bürokratie abzubauen.

Nächste Schritte

Bereits im Juli 2025 fand ein Stakeholder-Dialog „Bezahlbarer Führerschein“ mit Fahrlehrerverbänden, Verbraucherorganisationen und Branchenvertretern statt. Das BMV will die Vorschläge nun gemeinsam mit den Ländern und der Branche weiterentwickeln.

Die rechtlichen Änderungen sollen im ersten Halbjahr 2026 auf den Weg gebracht werden.

Bundesminister Schnieder betonte abschließend: „Unser Ziel ist klar: Eine moderne, sichere und bezahlbare Fahrausbildung für alle. Mobilität ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge – sie darf kein Privileg sein. Gemeinsam mit den Ländern will ich dafür sorgen, dass der Führerschein für jeden bezahlbar bleibt.“


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