Nach Erkenntnissen einer aktuellen ADAC-Analyse stehen Lkw-Fahrer in Deutschland häufig vor dem Problem, an Autobahnraststätten keinen regulären Stellplatz mehr zu finden. Der Mangel zwingt viele von ihnen zum Falschparken – ein Risiko, das laut Automobilclub auch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet. Lediglich eine einzige Rastanlage, Plater Berge West an der A14 in Mecklenburg-Vorpommern, blieb im Test vollständig frei von falsch abgestellten Lastwagen, wie ADAC-Hansa-Sprecher Menno Gebhardt der Deutschen Presse-Agentur erklärte. Die Anlage im Landkreis Ludwigslust-Parchim gilt damit als positive Ausnahme.
Die fünf untersuchten Rastplätze in Schleswig-Holstein waren Teil einer bundesweiten ADAC-Auswertung von insgesamt 100 Anlagen entlang zentraler Schwerlastkorridore.
Mecklenburg-Vorpommern: Kaum Probleme mit Falschparkern
Auch die Polizeiinspektion Neubrandenburg bestätigt, dass der Parkplatz Plater Berg an der A14 zwar stark von Lkw zum Übernachten genutzt werde, jedoch ohne nennenswerte Behinderungen oder Gefährdungen. Generell verzeichne die Autobahnpolizei in Mecklenburg-Vorpommern – im Gegensatz zu dicht besiedelten Regionen – kaum Fälle von verkehrsgefährdend abgestellten Lastwagen. Nach Angaben der Polizei gibt es im Nordosten ausreichend Stellflächen, sodass der Bedarf der Lkw-Fahrer größtenteils gedeckt werden kann.
Oft wichen Fahrer jedoch in angrenzende Bundesländer wie Brandenburg, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein aus. Zwar komme es auch in Mecklenburg-Vorpommern zu ausgelasteten Parkplätzen, doch greift die Polizei erst ein, wenn Lkw so stehen, dass sie eine unmittelbare Gefahr darstellen – etwa in Ein- und Ausfahrten, auf Beschleunigungsstreifen oder in Kurvenbereichen.
Bundesweit fehlen tausende Lkw-Stellplätze
Im restlichen Bundesgebiet zeigt sich ein deutlich anderes Bild: Laut ADAC fehlen bundesweit rund 20.000 ausgewiesene Lkw-Parkplätze. An knapp der Hälfte der untersuchten Rastanlagen (48 von 100) standen Lastwagen in hochriskanten Bereichen – darunter Seitenstreifen oder Zufahrten. Messungen zu drei Zeitpunkten (22, 23 und 0 Uhr) zeigen, dass viele Rastplätze bereits am späten Abend überfüllt sind. Dadurch seien Fahrer häufig gezwungen, auf Ausweichflächen auszuweichen. Verschärft werde die Situation laut ADAC-Sprecher Gebhardt dadurch, dass durch den Ausbau von Ladeinfrastruktur für E-Lkw weitere Stellflächen wegfielen.
«Jede Nacht müssen Tausende Fahrer improvisieren – mit erheblichen Folgen für die Verkehrssicherheit», so der ADAC. Das Problem liege weniger an fehlender Rücksichtnahme der Fahrer, sondern am Mangel an Kapazitäten.
ADAC fordert mehr Stellflächen und digitale Lösungen
Da der Schwerlastverkehr weiter zunehmen werde, fordert der ADAC Schleswig-Holstein zusätzliche Stellplätze entlang stark befahrener Autobahnen wie der A1 und A7. Auch digitale Parksysteme könnten laut Club helfen – etwa Kolonnenparken, Reservierungsmöglichkeiten oder Echtzeitinformationen zu freien Lkw-Plätzen. Zudem könnten Unternehmen ihren Beitrag leisten, indem sie betriebseigene Flächen zeitweise für Lkw zur Verfügung stellen.