Während etablierte Hersteller wie MAN, Mercedes, Volvo, Scania oder DAF versuchen, ihre batterieelektrischen Trucks in Serienproduktion zu bringen, tritt ein chinesisches Start-up auf den europäischen Markt: Superpanther. Der eTopas 600 soll zunächst in geringen Stückzahlen verkauft werden – 100 bis 200 Einheiten im kommenden Geschäftsjahr – und wird in Österreich bei Steyr Automotive endmontiert.
Superpanther verfolgt dabei einen kontrollierten Markteintritt statt einer Massenoffensive. Die Baugruppen kommen aus China, die finale Montage in Europa erhöht die Marktakzeptanz und signalisiert Qualität und Servicefähigkeit.
Die IAA Transportation 2024 verdeutlichte, dass chinesische Hersteller zunehmend auf den europäischen Nutzfahrzeugmarkt drängen. Über 420 Unternehmen aus China präsentierten Elektro-Lkw, Wasserstofffahrzeuge und Komponenten, darunter Sinotruk, Dongfeng und Sany. Letzterer plant bereits den Vertrieb batterieelektrischer Fernverkehrs-Lkw über bestehende Netzwerke in Europa.
Der Marktanteil schwerer Lkw aus China in Europa liegt 2024 bei lediglich 0,02 Prozent, aber das Wachstumspotenzial wird als signifikant eingeschätzt. Gleichzeitig kooperieren europäische Hersteller wie die Traton-Gruppe (MAN, Scania) in China und beziehen Komponenten wie LFP-Batterien.
Der Marktdruck aus China betrifft mittlerweile nicht nur PKWs, sondern zunehmend auch Nutzfahrzeuge. Für Flottenbetreiber ergeben sich dadurch Chancen und Risiken – etwa in Bezug auf Zulieferketten, Technologie und Wettbewerb.
Der Superpanther eTopas 600 ist eine klassische 4x2-Sattelzugmaschine für den Fernverkehr:
· Batteriekapazität: 12 LFP-Packs, 600 kWh nutzbar
· Reichweite: ca. 500 km
· E-Motoren: 2 Motoren mit 692 kW Peak, eigene Zweigang-Box
· Fahrerhaus: komfortabel ausgestattet mit Kühlbox, Steckdosen, ausziehbarem Tisch, Alufelgen
· Ladesystem: CCS-Anschlüsse rechts und links, Dual-Laden möglich (max. 800 kW rechnerisch)
· Zusatz: 20 kW Stromabnahme für Kühlauflieger
Das Fahrerhaus wirkt europäisch vertraut, optische Anleihen finden sich bei Mercedes, Scania, MAN und DAF. Die Serienausstattung ist bewusst begrenzt, um Service- und Ersatzteillogistik einfacher zu gestalten.
Rund 20 europäische Zulieferer sind beteiligt, die Endmontage erfolgt in Steyr Automotive, Österreich. Dies sichert Qualität und vermittelt eine gewisse europäische Identität des Fahrzeugs.
Die Fertigung in Europa erlaubt zudem flexible Reaktionen auf Marktbedürfnisse und stärkt das Vertrauen der europäischen Kunden.
Superpanther setzt auf den Alltrucks-Serviceverbund mit 650 Werkstätten europaweit. Ob dies ausreicht, hängt davon ab, wie zuverlässig der eTopas 600 den Transportalltag meistert.
Beim TCO verspricht Superpanther spürbar günstigere Gesamtkosten im Vergleich zu etablierten Marken. Die Praxis wird zeigen, ob das Angebot wettbewerbsfähig ist, insbesondere gegenüber etablierten Herstellern mit größerer Modellvielfalt und ausgereiften Produkten.
Superpanther startet in Europa gezielt, nicht offensiv, mit einem modernen E-Lkw und klarer Service-Strategie. Technisch ist der eTopas 600 gut gerüstet, die Marktakzeptanz hängt jedoch von Zulieferung, Service und Preisgestaltung ab.
Der Markteintritt verdeutlicht die zunehmende internationale Konkurrenz auf dem europäischen Nutzfahrzeugmarkt und zeigt Chancen, aber auch Herausforderungen für Spediteure und Flottenbetreiber.
In der neusten Folge vom Podcast VerkehrsRundschau Funk sprechen VR Technik-Leiter Jan Burgdorf und Host Tabea Schulz weiter über den Superpanther. Die Episode finden Sie hier: