Nicht-Abgasemissionen (NAE), die durch Bremsen-, Reifen- und Straßenabrieb entstehen, sind mittlerweile die Hauptquelle der Feinstaubbelastung durch den Straßenverkehr. Das ergab eine Studie von EIT Urban Mobility, Transport for London (TfL) und der Greater London Authority (GLA), die auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig vorgestellt wurde.
„Nur ein koordiniertes Vorgehen, das Regulierung, Innovation und Verhaltensänderung miteinander verbindet, wird wirksam sein, um diese bislang wenig beachtete Form der Umweltverschmutzung zu reduzieren“, erklärt Yoann Le Petit, Thought Leadership Manager bei EIT Urban Mobility und Mitautor der Studie. „Städte haben die Chance, hier eine echte Veränderung herbeizuführen.“
Euro-7-Norm national konsequent umsetzen
Die Euro-7-Norm stelle einen Fortschritt dar, dennoch seien weitere Maßnahmen erforderlich, um Emissionen bestehender Flotten weiter zu senken, so die Studienautoren. Die bevorstehenden Euro-7-Standards werden erstmals Grenzwerte für Bremsen- und Reifenabrieb einführen – ab 2026 beziehungsweise 2028 –, gelten jedoch zunächst nur für in der EU neu zugelassene Fahrzeuge.
Die Studie fordert die Regierungen auf, die Standards auf nationaler Ebene konsequent durchzusetzen, Innovationen bei verschleißarmen Materialien zu beschleunigen und die Nachrüstung bestehender Fahrzeugflotten zu unterstützen. Gleichzeitig müssten europäische Institutionen harmonisierte Methoden zur Messung von Bremsen-, Reifen- und Straßenabriebs-Emissionen vereinbaren.
NAE-Emissionen könne mehr als 80 Prozent in Städten ausmachen
Konkret untersuchte die Studie die Feinstaubbelastung beispielhaft in verschiedenen Städten. In London, Mailand und Barcelona machen NAE zwischen 68 und 88 Prozent der verkehrsbedingten PM10-Emissionen aus, teilt EIT Urban Mobility weiter mit (Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von 10 Mikrometern oder weniger). Zudem sind sie dort für bis zu 78 Prozent der verkehrsbedingten PM2.5-Emissionen verantwortlich (Feinstaub-Partikel mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder weniger).
Der Abrieb von Bremsen sei derzeit die größte Quelle von NAE in städtischen Gebieten, wobei über 40 Prozent der entstehenden Partikel in die Luft gelangen. Auch der Reifenabrieb sei erheblich, obwohl der größte Teil der Rückstände im Straßenschmutz verbleibt oder in umliegende Ökosysteme gespült wird.
Die häufige Stop-and-Go-Fahrweise in Städten verstärkt laut EIT beide Formen des Abriebs.
Effektivste Maßnahmen zur Reduzierung
In einer Kosten-Nutzen-Simulation für London in der Studie war die Einführung verschleißfester Bremsen und Reifen laut den Autoren die wirtschaftlich effektivste Maßnahme zur Reduzierung von NAE. Die Effekte könnten durch gezielte Veränderungen im Reiseverhalten und in der Fahrzeugnutzung noch deutlich gesteigert werden.
Gleichzeitig warnen die Autoren, dass vor jeder Materialumstellung die Toxizität der neuen Materialien genau bewertet werden sollte, um unbeabsichtigte negative Folgen zu vermeiden. Darüber hinaus zeige sich, dass ein Rückgang privater Autonutzung die wirksamste Strategie zur Senkung der NAE sei.
Lokale Behörden könnten verschiedene Maßnahmen ergreifen, so die Studie. Sie könnten beispielsweise Niedrigemissionszonen ausweiten und stärkere Tempolimits verhängen, um den Bremsabrieb zu verringern. Die Instandhaltung der Straßen könnte den Straßenabrieb minimieren. Investitionen in den öffentlichen Verkehr sowie in die Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur sollten zudem das Rückgrat der Maßnahmen zur Reduktion der privaten Autonutzung bilden.