Viele externe Probleme

Waberer’s hat Ende des ersten Quartals 2020 rund 20 bis 25% der Flotte stillgelegt – nachdem 2019 die Flotte bereits um 660 Fahrzeug verkleinert wurde. Wie geht es weiter? Während die internen Transformationsinitiativen voranschritten, war 2019 ein Jahr, in dem sich Waberer’s mit mehreren externen Problemen befassen musste: Eine allgemeine wirtschaftliche Abschwächung in Europa, der Lohn- und Kraftstoffpreisdruck sowie die durch den Brexit verursachte Volatilität waren nur einige der vielen nachteiligen Entwicklungen, an die sich das Unternehmen anpassen musste. Das Transformationsprogramm sah die Reduzierung der eigenen LKW-Kapazitäten und gleichzeitig die Umstrukturierung des Betriebs vor. Wir wollen die Kapazitätsauslastung und die Rentabilität der Flotte im Segment International Transportation verbesseren. Entsprechend dem Plan schrumpfte die internationale Flotte 2019 um 20%. Die internen Prozesse in Vertrieb, Planung und Betrieb wurden neu gestaltet, um die Margengenerierung zu erleichtern. Als Ergebnis haben wir eine neue, schlankere Organisation, die besser auf Kundenanfragen reagiert und Aufträge schneller und effizienter ausführt als vor einem Jahr. Der strategische Fokus der kommenden Ära liegt darauf, unseren Kunden einen kundenorientierteren Ansatz und einen insgesamt besseren Service zu bieten. Mit welchen weiteren Maßnahmen ist zu rechnen, man hört von Lohnsenkungen, Urlaubsabbau – und nicht zuletzt trat kürzlich mit Ihnen der dritte CEO seit 2016 auf den Plan? Aufgrund der Pandemiekrise, die zu einer rückläufigen Nachfrage und Schwierigkeiten im europäischen Verkehr führte, mussten wir die Arbeitszeit und die Löhne unserer Mitarbeiter an die Marktnachfrage anpassen. Diese Maßnahmen sind natürlich der schwierigste Teil der aktuellen Krise in unserem Unternehmensleben. Selbst jetzt glauben wir, dass diese schnelle Reaktion der Schlüssel für die Zukunft des Unternehmens ist. Deshalb haben wir unverzüglich gehandelt und blitzschnelle Entscheidungen getroffen, um die Flotte wie auch die Mitarbeiterzahl zu verringern. Wir planen, dass dies nur vorübergehende Maßnahmen sind, mit denen wir uns an die verringerte Nachfrage anpassen. Wenn sich die Situation verbessert, lassen wir Fahrzeuge wieder zu stellen die Kollegen und Fahrer wieder ein. Ähnlich wie in der Zeit nach der Epidemie passen wir uns ständig den Marktbedürfnissen an. Ich wurde zum 23. März 2020 zum neuen CEO von Waberer’s ernannt. Ich war seit 2014 Chief Financial Officer und bin 2017 Mitglied des Verwaltungsrates, habe also eine lange Managementgeschichte im Unternehmen und, wenn ich das ganz unbescheiden sagen darf, wertvolles Fachwissen. Bis 2017 legte Waberere’s kontinuierlich zu. Mit Umwandlung zur Aktiengesellschaft und dem Kauf von Link scheint die Erfolgsstory beendet. Was ist schief gelaufen? Infolge des veränderten Arbeitsmarktes und der veränderten Kostenstruktur verlor Waberer’s einen Teil seines Wettbewerbsvorteils. Erhöhte Kosten und daraus resultierend höhere Preise verringerten die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen und die Lkw-Auslastung verschlechterte sich. Deshalb auch unser umfangreiches Transformationsprogramm. Im Segment Regional Contract Logistics haben wir unseren Kundenmix umstrukturiert, um die Marge der Gesamtaktivität zu verbessern und gleichzeitig die Marktchancen zu nutzen, die mit der wachsenden Inlandsnachfrage verbunden sind. Die positiven Auswirkungen des Transformationsprogramms wurden bereits im vierten Quartal 2019 nachgewiesen. Derzeit hat die epidemische Situation jedoch erhebliche negative Auswirkungen auf den gesamten Frachtmarkt, einschließlich dem Geschäft von Waberer’s. 2018 wurden als Gründe für den Misserfolg Fahrermangel, steigende gesetzliche Auflagen und Überkapazitäten genannt sowie nationale Abschottungen vor allem in Deutschland. Sind das nach wie vor die Handikaps? Wie ich bereits erwähnt habe, arbeiten wir an der Kapazitätsauslastung, haben also unsere Flotte an die Marktnachfrage angepasst und werden diesen Prozess fortsetzen, bis das Unternehmen profitabel wird. Die gesetzlichen Beschränkungen beziehen sich auf das Mobilitätspaket. Einige Elemente müssen von FTL-Unternehmen, einschließlich Waberer’s, erheblich angepasst werden. Nach den vorgeschlagenen neuen Regeln müssen Lkw mindestens alle vier Wochen ins Heimatland zurückkommen und die LKW-Fahrer müssen mindestens 45 Stunden Pause pro Woche außerhalb ihres Fahrerhauses einlegen. Diese beiden Elemente des Verordnungsvorschlags würden zu einer häufigeren Rückführung von Lastkraftwagen und Fahrern führen, im letzteren Fall zu zusätzlichen Unterbringungskosten, die den Transport teurer und in vielen Fällen unmöglich machen würden. Die Auswirkungen und die Einbeziehung in unser Geschäftsmodell werden derzeit noch geprüft. Wir sind jedoch weiterhin zuversichtlich, dass Interessenvertretungsorganisationen möglicherweise Änderungen und wirksame Maßnahmen ergreifen können, da die erste Regel grundsätzlich im Widerspruch zu den früheren CO2-Quotenregeln der EU steht. Beim zweiten Thema fehlt bislang eine richtig entwickelte Infrastruktur für Fahrer. Seit der Veröffentlichung der ersten Entwurfes zum EU-Mobilitätspaket war es Waberer’s Ziel, die europäischen Entscheidungsträger darauf aufmerksam zu machen, dass diese Elemente des Verordnungsvorschlags unangemessen sind und nicht den Zielen der Verbesserung der Sicherheit und der Arbeitsbedingungen von Lkw-Fahrern dienen.Wenn das Paket jedoch angenommen wird, wird Waberer’s sofort mit der Anpassung beginnen, um die neuen Regeln zum Zeitpunkt des Inkrafttretens einzuhalten und einen reibungslosen Übergang für die am stärksten betroffenen Spieler – also unsere Kunden und Mitarbeiter, zu gewährleisten. Was macht das Projekt „effizienteres Tourenmanagement“, von dem man schon öfter hörte? In den letzten Monaten wurden einige technische Verbesserungen in Bezug auf unsere Geschäftstätigkeit vorgenommen. Im Vertrieb ändern wir unser Portfolio, um uns auf die attraktivsten europäischen Tradelanes zu konzentrieren. Dies wird uns helfen, für unsere Kunden zur richtigen Zeit an den richtigen Orten verfügbarer zu werden. Wir haben unsere Vertriebsorganisation für eine bessere Produktivität und Vertriebseffektivität strukturiert. Zudem haben wir unsere Fracht- und Routenplanungssoftware sowie unsere -algorithmen optimiert und ein einzigartiges GPS-basiertes Auftragsüberwachungssystem eingeführt, mit dem wir Bestellungen und Sendungen für unsere Kunden wesentlich effizienter und einfacher verfolgen können. Darüber hinaus haben wir zusammen mit Europas größter Frachtbörse eine Schnittstelle entwickelt, über die wir effizienter mit unseren wichtigsten Subunternehmern zusammenarbeiten können. Waberers war als europäischer Partner von Tesla für einen Test des „Semi-E-Truck“ im Gespräch. Wie steht es darum? Im Moment gibt es keine genauen Informationen über den Produktionsstart des Tesla Semis, aber wir sind bereit für den Test und die Partnerschaft, wenn Tesla uns einbindet. Das ganze Interview, u.a. was Erdélyi zum neuen EU-Mobilitätspaket und zur neuen Planungssoftware sagt, finden Sie unter: www.verkehrsrundschau.de/plus/waberers Dritter CEO in kurzer Zeit Barna Erdélyi ist zum 23. März 2020 zum neuen Chief Executive Officer von Waberer's ernannt worden. Er war seit 2014 Chief Financial Officer und wechselte 2017 als Mitglied in den Verwaltungsrat von Waberer's, hat also eine lange Managementgeschichte im Unternehmen. Von sich selbst sagt Erdélyi, dass er wertvolles Fachwissen für seine neue Aufgabe mitbringt. Barna Erdélyi CEO Waberer's International Nyrt.

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