Die österreichischen und die im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) organisierten deutschen Unternehmen des Schienengüterverkehrs wollen künftig stärker zusammenarbeiten, wie aus einer gemeinsamen Verlautbarung hervorgeht. „Uns eint vieles: Wir sind innovative, leistungsstarke Unternehmen, die die klimafreundliche und ressourcenschonende Logistik im Güterdrehkreuz im Herzen Europas sicherstellen. Zusammen und perspektivisch auch mit unseren Partnern aus der Schweiz können wir unseren Anliegen stärker Nachdruck verleihen, denn die Güterbahnen in Deutschland und Österreich haben seit Jahren viele Gemeinsamkeiten im wirtschaftlich-politischen Umfeld“, so Christian Betchen, Vorsitzender des VDV-Verkehrsausschusses Güterverkehr und Günter Neumann, Obmann des Fachverbandes der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), bei einer gemeinsamen Sitzung aus Österreich in Wien.
Rückgrat des europäischen Nord-Süd-Korridors
Der grenzüberschreitende Verkehr zwischen Deutschland und Österreich ist bereits heute bedeutend. Deutschland als größter Schienengütermarkt Europas (337,5 Millionen Tonnen 2024) und Österreich sind Rückgrat des europäischen Nord-Süd-Korridors. Doch trotz der Erholung nach dem Einbruch 2023 bleiben die strukturellen Hindernisse laut Branchenangaben gravierend: Trassenpreise, die bereits 40 Prozent der Infrastrukturkosten auf die Bahnen abwälzen, drohen weiter zu steigen, während gleichzeitig Milliardeninvestitionen wie der Brenner-Basistunnel (voraussichtliche Eröffnung 2032) nur dann Wirkung entfalten, wenn die deutschen Zulaufstrecken endlich ausgebaut werden.
Wirtschaftliche Lage ist ausgesprochen angespannt
„Sowohl mit Blick auf die Infrastruktur, den grenzüberschreitenden Verkehr und auch die erheblichen Kostensteigerungen im Betrieb auf der Schiene infolge politischer Entscheidungen ist die wirtschaftliche Lage für die Unternehmen zwischen Flensburg und Villach ausgesprochen angespannt. Hier sind zuerst die nationalen Regierungen in Wien und Berlin gefragt – aber auch Brüssel ist in der Verantwortung“, betonten Christian Betchen, und Günter Neumann. Der Schienengüterverkehr in Europa brauche „keine neuen Bekenntnisse, sondern konsequente Umsetzung“, so die Branchenvertreter.
Förderbedingungen und Bürokratieabbau
Die deutschen und österreichischen Unternehmen sehen darüber hinaus erhebliche Bedarfe bei der Verbesserung der Förderbedingungen für Neu- und Reaktivierungsprojekte, um mehr Unternehmen einen wirtschaftlichen Zugang zum Schienennetz zu ermöglichen. Hier brauche es den „Abbau bürokratischer Hürden, insbesondere bei Planungs- und Genehmigungsverfahren“, um Gleisanschlüsse schneller und effizienter umzusetzen sowie die strukturelle Verankerung kunden- und standortnaher Zugangsstellen als integralen Bestandteil der Verkehrs- und Raumplanung.