Per Knopfdruck zu den Stammdaten

Ohne aussagekräftige Stammdaten ist eine kosteneffiziente Lagerlogistik kaum möglich: Artikelinformationen wie Maße und Gewicht sind nicht nur für die Auswahl des optimalen Lagerplatzes relevant, sondern sorgen auch für den wirtschaftlichen Einsatz von Verpackungsressourcen und Lademitteln. Die Erfassung und kontinuierliche Pflege von Stammdaten ist aber auch eines: enorm zeitaufwendig. Länge, Breite, Höhe, Gewicht, Gebindegröße und im Idealfall auch noch ein Foto - wer diese Informationen für all seine Artikel in seinem Bestand erfassen will, kommt nicht daran vorbei, viel Zeit und Personal zu investieren. Doch der Aufwand lohnt sich: "Nur wenn die Stammdaten bekannt sind, können IT-Systeme sinnvoll verwendet werden. Der Großteil der Funktionen und Möglichkeiten eines Lagerverwaltungssystems bleibt ungenutzt, solange die grundlegenden Informationen fehlen", sagt etwa Marcel Wilhelms, Geschäftsführer der Logistikberatung Erhardt + Partner Consulting (EPC). Es gibt zwei Möglichkeiten zur Stammdatenerfassung: die manuelle und die automatisierte. Die händische Variante sei nach wie vor weit verbreitet, weiß Wilhelms, obwohl sie mehrere Nachteile mit sich bringe, neben dem Zeitaufwand auch eine erhöhte Fehlerquote. Kapazitäten besser nutzen Abhilfe versprechen Geräte, die Gewicht und Volumen automatisch vermessen und die Daten gleich ins Warehouse-Management-System (WMS) befördern. Ein derartiges System suchte auch die Firma Sport Equipment ACS aus dem oberpfälzischen Waldershof, eine auf Zusatzequipment spezialisierte Tochter des Fahrradherstellers Cube Bikes. Rund 5000 verschiedene Artikel befinden sich im Sortiment: Dazu zählen Sättel, Lenkergriffe oder Pedale genauso wie Flaschenhalter oder Fahrradbekleidung. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen ein neues WMS aufgesetzt. Allein was fehlte, waren die genauen Maße der Artikel. "Dadurch haben wir in der Vergangenheit häufig Kapazitäten nicht gut genutzt", räumt Geschäftsführer Christian Lotze ein. Um einer händischen Eingabe der relevanten Stammdaten zu entgehen, hat Sport Equipment ACS den MultiScan, eine mobile Erfassungsstation von KHT, angeschafft. Das Gerät misst über eine kalibrierbare Waage und Infrarotlichtschranken auf Knopfdruck alle relevanten Logistikstammdaten, die zusammen mit dem EAN-Code an das WMS übertragen werden. Zwei Personen kümmern sich derzeit in Waldershof um das "Einscannen" des Lagerbestands. "Wir versprechen uns nach der Komplettierung der Bestandsaufnahme großes Optimierungspotenzial für unsere Lagerorganisation", sagt Lotze. So werden nicht nur die einzelnen Artikel vermessen. "Wenn wir beispielsweise eine Lieferung von 50 Sätteln hereinbekommen, wird auch deren Hauptverpackung gescannt." Das Ziel: vor allem im Nachschubprozess genau im Blick zu haben, auf welchen Lagerplatz noch wie viel Stück von einem Artikel Platz finden. Lotze führt noch einen weiteren Aspekt an: "Perspektivisch können wir dem Verpacker vorschlagen, welchen Karton er für welchen Auftrag nehmen soll. So sparen wir nicht nur Material und damit Kosten, sondern schonen auch die Umwelt", sagt Lotze. Vermessung in Millisekunden Auf eine andere Art der Vermessungstechnik setzt derweil die Firma Metrilus aus Erlangen. Die MetriXFreight-Vermessungsgeräte arbeiten mit 3-D-Kameras und einer speziellen Software, die die Daten ans WMS weiterleitet. "Der Vorteil ist, dass der Vermessungsvorgang per 3-D-Kamera eine Sache von Millisekunden ist, also schneller geht als bei laserbasierten Scans", erklärt Björn Kayser, Chief Sales Officer bei Metrilus. Der zweite Vorteil: Eine zusätzliche Kamera für die Einspeisung eines Produktfotos werde obsolet. Die 3-D-Kameratechnik wird sowohl bei dem MetriXFreight-L-System angewendet, das zum Beispiel von der Hallendecke abgehängt oder im Rahmen einer Torlösung montiert wird und große Artikel und Paletten vermisst, als auch beim S-System, das bei der Vermessung von kleineren Artikeln zum Einsatz kommt. Basis für vernetzte Logistikprozesse Das S-System ist übrigens nicht nur als Tischlösung mit integrierter Waage erhältlich. "Das Kamerasystem kann auch einfach am Arbeitsplatz der Wahl montiert werden", so Kayser. Momentan kommt MetriXFreight unter anderem in verschiedenen Geschäftsbereichen der DHL-Gruppe zum Einsatz und kann in den DHL Innovation Centern in Troisdorf, Singapur und demnächst auch in Chicago besichtigt werden. Das Unternehmen nutzt die Technologie sowohl für die Erfassung der Stammdaten als auch zur Volumenvermessung, etwa für die Optimierung bei der Verladung. EPC-Geschäftsführer Wilhelms derweil sieht in einem lückenlosen Stammdatenmanagement nicht weniger als die Basis der Vernetzung von Logistikprozessen. In näherer Zukunft könnten dazu sogar Datenbrillen oder künstliche Intelligenz genutzt werden, um die Artikel zu fotografieren, deren Größe zu erkennen und Mengenzählungen zu erstellen. "Auf diese Daten könnten dann die Mitglieder einer Wertschöpfungs- und Lieferkette über eine Supply-Chain-Plattform zugreifen, an die die unterschiedlichen Informationsmanagementsysteme aller Partner andocken", blickt er in die Zukunft. Mehr zum Thema finden Sie unter #Lagertechnik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Die Erfassung und kontinuierliche Pflege von Stammdaten ist Basis für eine effiziente Lagerlogistik, aber auch sehr zeitaufwendig. Laser- oder kamerabasierte Vermessungsgeräte helfen Lagerbetreibern dabei, alle Informationen zu Volumen und Gewicht schnell ins Lagerverwaltungssystem zu bekommen.

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