Trotz eines weltweiten Aufschwungs im Luftfrachtgeschäft profitieren deutsche Flughäfen laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) nur unzureichend von dieser Entwicklung. Während global ein Wachstum von rund 11,3 Prozent verzeichnet wurde, lag das Plus in Deutschland im vergangenen Jahr lediglich bei 1,8 Prozent. BDL-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang und Fraport-Vorstand Pierre Dominique Prümm sehen die Ursachen in hohen Standortkosten, mangelnder Flexibilität und fehlender Digitalisierung.
Digitalisierung und Zollverfahren als Engpass
Ein zentrales Problem sei die unzureichende Vorbereitung der Zollbehörden auf die wachsende Zahl kleiner E-Commerce-Sendungen, insbesondere aus China. „Das ist kein One-Hit-Wonder“, warnt Lang mit Blick auf Anbieter wie Temu und Shein. Er geht davon aus, dass weitere Händler deren Logistikstrategien übernehmen werden. Die schleppende Digitalisierung der Behörden gefährde die Wettbewerbsfähigkeit – andere Länder seien bei der Einführung moderner Software deutlich schneller.
Zeit und Kosten entscheiden über Frachtströme
„Sehr viel stärker als im Passagierbereich zählten bei der Fracht nur die ökonomischen Kriterien Zeit und Geld“, erklärt Prümm. Bereits kleine Veränderungen könnten große Auswirkungen auf die Routenwahl haben. In den letzten Jahren hätten deutsche Flughäfen erhebliche Marktanteile an Standorte wie Luxemburg, Brüssel und Lüttich verloren. Auch der Mittlere Osten gewinne als Fracht-Drehkreuz zunehmend an Bedeutung. Frankfurt musste 2024 seine Spitzenposition als größter europäischer Luftfracht-Umschlagplatz an Istanbul abgeben.
BDL fordert niedrigere Standortkosten und einheitliche Standards
Der BDL fordert eine spürbare Senkung der Standortkosten – insbesondere bei der Flugsicherung, deren Gebühren sich seit 2019 verdoppelt haben. Auch die Einführung von nachhaltigem Flugkraftstoff (Bio-Kerosin) müsse wettbewerbsneutral erfolgen. Zudem brauche es europaweit einheitliche und vereinfachte Zoll- und Sicherheitsstandards.
Lang und Prümm kündigten an, mit konkreten Vorschlägen auf die zuständigen Bundesministerien zuzugehen. Der Verband spricht sich zudem klar gegen weitere Einschränkungen der Betriebszeiten an Flughäfen aus. Neben Frankfurt zählen Leipzig-Halle und Köln-Bonn zu den wichtigsten deutschen Luftfrachtstandorten.