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Länder verärgert über Ramsauers Alleingang bei Lang-LKW

22.08.2011 09:48 Uhr
Länder verärgert über Ramsauers Alleingang bei Lang-LKW
Der Bund will den Lang-LKW-Feldversuch per Ausnahmeverordnung durchsetzen
© Foto: VDA

SPD- und Grün-geführte Bundesländer kündigen Widerstand gegen bundesweiten Feldversuch an

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Berlin. Mehrere Bundesländer haben mit Empörung auf den Plan von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) reagiert, einen geplanten Feldversuch mit Lang-LKW am Bundesrat vorbei durchzudrücken. „Wir werden juristisch prüfen, ob durch das Vorgehen von Ramsauer nicht die Rechte der Bundesländer verletzt werden", sagte der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Länder, Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD), der „Frankfurter Rundschau".

Mit dem Feldversuch will der Bund so genannte Lang-LKW, das sind Fahrzeuge mit einer Länge von bis zu 25,25 Meter und maximal 44 Tonnen Gewicht, erproben. Bisher gilt als Limit eine Länge von 18,75 Metern. Ramsauer erhofft sich durch die überlangen LKW eine Entlastung der Straßen und einen geringeren Kraftstoffverbrauch.

Die Mehrheit der Länder lehne die Lang-LKW ab, sagte Vogelsänger. Offenbar versuche der Bund aus diesem Grund, den Bundesrat zu umgehen. „Das ist mehr als bedauerlich." Die Verkehrsministerkonferenz werde sich bei ihrer nächsten Sitzung im Oktober mit der Angelegenheit beschäftigen, kündigte der Minister an.

Ramsauer will den fünfjährigen Feldtest mit den Lang-LKW nicht per Gesetz auf den Weg bringen, sondern per Ausnahmegenehmigung, die nicht der Zustimmung des Bundesrates bedarf. In der Länderkammer hätte Ramsauer für sein Vorhaben keine Mehrheit, da 9 der 16 Länder den Feldversuch ablehnen.

Die Infrastruktur in Deutschland sei nicht für die Riesen-LKW ausgelegt, argumentierte Vogelsänger. Außerdem verursachten sie eine Wettbewerbsverzerrung: Kleinere Spediteure könnten sich derartige Fahrzeuge nicht leisten. „Gigaliner werden unsere Verkehrsprobleme nicht lösen", so der SPD-Politiker. Erforderlich seien stattdessen mehr Investitionen in Schiene und Wasserstraßen.

Baden-Württemberg lehnt Lang-LKW ab

Auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) warnte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) davor, den Widerstand einiger Länder gegen dieses Modellprojekt zu missachten und eine Ausnahmeverordnung zu erlassen. Es sei ungewöhnlich, dass ein Bundesverkehrsminister so vehement Lobbyinteressen eines kleines Teils des Spediteurgewerbes vertrete, sagte Hermann. Der LKW-Hersteller Daimler sei hier ein „Treiber". Zudem stünden die Paketdienste dahinter, weil sie das große Fassungsvermögen der überlangen LKW bräuchten.

„So große Lastzüge gehören auf die Schiene", sagte der Baden-Württembergische Verkehrsminister. Damit die überlangen Laster in Deutschland fahren könnten, müssten Industriegebiete umgebaut, Brücken stärker befestigt und Kreisverkehre vergrößert werden. „So wird das betriebswirtschaftliche Optimum der Spezialtransporteure dazu führen, dass die öffentliche Hand anschließend die Folgekosten bei der Infrastruktur haben wird. Und das sehe ich nicht ein", sagte der Grünen-Politiker. „Ich habe nichts gegen Gigaliner per se auf dieser Welt. Quer durch Australien, wo es gerade Autobahnen gibt und keine Schienenstrecke in Sicht ist, da leuchtet mir das ein. Aber in einem hochverdichteten Raum wie hier nicht." (dpa/sb) 

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KOMMENTARE


Siegfried Serrahn

22.08.2011 - 10:31 Uhr

Zur Klarstellung : In der Ausnahmeverordnung nach § 6 Absatz 3 Straßenverkehrsgesetz ist NICHT nur der " Eurokombi 25,25 m " beschrieben, sondern auch andere innovative Nutzfahrzeugkonzepte !! z.B. der "17,80 m Sattelzug incl. 14,92 m Auflieger "...und für einige Unbelehrbare: es gelten in Deutschland 40 Tonnen zul Gesamtgewicht der LKW, außer für den Kombiverkehr und den Seehafenhinterlandverkehr sind 44 Tonnen erlaubt...auch das z.T. mit EinschränkungenSiegfried Serrahn


Jürgen Auth

22.08.2011 - 12:48 Uhr

Was Straßen in Industriegebieten und Kreisverkehre betrifft: Die müssten sowieso umgebaut, und zwar vergrößert werden. Selbst zwei normale Lastwagen können in manchen neuen Gewerbegebieten nicht aneinander vorbeifahren. Und in Fulda gibt es sogar einen Kreisverkehr, bei dem ich mit einem 12-Meter-Bus (Busse sind ja die Guten, die Lkw sind die Bösen!) nicht die erste Ausfahrt rauskomme, weil er so eng gebaut ist. Ich muss erst einmal kreiseln, damit die Hinterachse weit genug nach links kommt. Und bei den Brücken hat Herr Hermann wohl in den letzten drei Jahren nicht aufgepasst: Die Gesamtgewichte werden nicht erhöht, so dass die Belastung aufgrund der besseren Gewichtsverteilung eher sinken wird.


Erik Robin

22.08.2011 - 13:10 Uhr

Hallo und guten Tag!Ich bin doch immer wieder erstaunt, wie unsachlich diese Diskussion geführt wird. Da melden sich Diskussionsteilnehmer ohne jede Fachkenntnis mit Beiträgen, die schon von Weitem erkennen lassen, daß deren wahre Motive ganz woanders liegen.Niemand von diesen Leuten hat je Kreisfahrten dieser Fahrzeugkombinationen beobachtet, niemand von denen kennt den wahren Zweck dieser Kombinationen und niemand nimmt wenigstens zur Kenntnis, daß vergleichbare Fahrzeuge in vergleichbaren Volkswirtschaften längst rollen.Mögen sich doch zunächst mal alle diejenigen da heraus halten, die quasi aus mangelnder Vorbildung und Fachwissen in diesem Fall passen müssen. Was da kommt folgt eh nur überkommenen Doktrien und zeigt allzu deutlich, wes Geistes Kind diese Leute sind.Was bleibt, ist ein Staat, dem es ganz offensichtlich nicht gelingt, seine Baulastträger finanziell so auszustatten, daß wenigstens die verhandene Infrastruktur aufrecht erhalten werden kann. Und das, trotz sprudelnder Maut-, Mineralölsteuer- und KfZ-Steuereinnahmen.So führt man eine ganze Branche vor, pumpt die DB AG voll Geld und die verlädt dann die Güter lieber mit Töchterchen Schenker, zahlt ein wenig Maut zurück und freut sich über eine staatlich protegiete, marktbeherrschende Stellung.Wenn das deutsche Wirtschafts- und Verkehrspolitik sein soll, dann mal Gute Nacht, Marie!Beste Grüße!Erik Robin


Deka 1803

22.08.2011 - 13:57 Uhr

Bzgl. der Forderungen div. Fachleute möchte ich folgendes zu bedenken geben. Die Bahn ist techn. und von der Zuverlässigkeit her nicht in der Lage den LKW zu ersetzen bzw. zu verdrängen. Investition in die Binnenschiffahrt? Dann frage ich mich, wie das geht in einem Fall wie Anfang des Jahres, wo der Rhein über einen Monat gesperrt wird wegen einer Havarie. Wenn die Gegner doch so sicher sind, dass es in Deutschland, Lang - LKW nicht geht, dann kann man doch gelassen den Versuch abwarten. Wenn Güter auf die Bahn gehören, warum boomt der Kombiverkehr dann nicht mehr? Interesse seitens der Spediteure gibt es genug!MFG


Pro Schiene

22.08.2011 - 17:18 Uhr

Das System Schiene ist in der Tat nicht in der Lage die Spot Verkehre der LKW aufzunehmen. Ferner besteht geringes Interesse, weil viel Aufwand gegen geringe Gewinne stehen.Dennoch werden durch die Lang- LKW noch bestehende Schienenverkehre im Einzelwagensystem gefährdet. Der Lang- LKW ist attkrativer. Nur sollte hier die politische Frage im Raum stehen "Wollen wir unsere Straßen immer mehr verstopfen?" Das Beispiel Schweiz zeigt uns, wie es auch gehen kann. Anstatt den LKW noch attraktiver (wirtschaftlicher)zu machen, sollte sich die Denkensweise ändern. Nämlich: Wie kann der umweltfreundliche Schienenverkehr wettbewerbs- und aufnahmefähiger gestaltet werden? Und wie und unter welchen Bedingungen kann eine Verkehrsverlagerung hin zur Schiene stattfinden?


Deka 1803

23.08.2011 - 12:06 Uhr

Nachtrag: Wenn Güter auf die Bahn gehören, dann frage ich mich was die Unmengen DB - Schenker Fernverkehrs-LKW auf der BAB zu suchen haben?Die LKW - Gegner sollten einmal versuchen, Güter div. Grössen per Bahn zu versenden. Mangels Ansprechpartner seitens der DB und Güterbahnhöfen ist dies ein Versuch der von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.Ich versuchte in Köln eine Maschine ( 27 Ton.), die 2 Meter neben einem AnschlußGleis stand nach Mönchengladbach zu versenden. Nach 6 Tagen hatte sich noch niemand der DB darum gekümmert. Nach einem Anruf bei der Fa. Colonia, hatte ich nach 15 Min. ein Angebot und eine Übernahmegarantie incl. Krangestellung für den nächsten Tag um 9.00 UHR. Mehr braucht man nicht zu sagen.


Heinrich Roll

24.08.2011 - 13:14 Uhr

Unglaublich wieviele Verkehrs- und Loigistikexperten es in Deutschland gibt.Nur auf einige Stichworte möcht ich eingehen:Wettbewerbsverzerrung: die Investitionen in einen Gigaliner sind im Verhältnis zu beförderten Menge günstig. Nur für Massentransporte vorteilhaft und nicht für Spezialtransporteure. Gerade in hochverdichteten Räumen und langen Distanzen einsetzbar. Statt 3 Lastzüge fahren nur 2. Also 1/3 weniger Lkw,s auf der Straße. Was die Straßen- und Brückenbelastung betrifft ebenfalls erheblich niedriger. Bei heutigen Lastzügen mit 40 t und 5 Achsen liegt die Achslast bei 13t Antriebsachse für die anderen Achsen bei 6,75 t und beim Gigaliner mit 44t und 7 Achsen bei 5,16 t.Schon vor Jahren habe ich diese Lastzüge in Schweden gefahren - problemlos!!Auch in Kreisverkehren. Dort dürfen diese Trucks überall fahren. Ich habe mich mit vielen Fahren unterhalten.Zugegeben bei uns sind viele Kreisverkehre zu eng.Mein Vorschlag: Relaisstationen einrichten / z. B. bei gut erreichbaren Speditionen, Industriegebieten oder bei Autohöfen und Raststätten.Die Systeme sind einfach und leicht kompatibel, auch mit Klein- Transporteuren die von dort aus die Auslieferungen bzw. die Abholungen besorgen. So wird es auch in Australien gemacht. Außerdem laufen die in Finnland und Schweden (beides EU) und in Norwegen im Nationalen Bereich.


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