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Konjunktur: Wirtschaftsweise senken Prognose für 2025

21.05.2025 10:31 Uhr | Lesezeit: 4 min
Eine Schiffswerft der Landungsbrücken bei Sonnenuntergang im Hamburger Hafen.
Ob Deutschland mittel- und langfristig zurück in die Erfolgsspur findet, ist aus Sicht der Wirtschaftsweisen alles andere als sicher.
© Foto: mf-guddyx

Die Wirtschaftsweisen rechnen nicht mit einer schnellen Erholung der Konjunktur. Der Veränderungsdruck wachse, Hoffnung mache das geplante riesige Finanzpaket.

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Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle – das dürfte sich auch unter der neuen Bundesregierung so schnell nicht ändern. Die Wirtschaftsweisen senken ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr und erwarten für 2025 nur eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts. Im Herbst hatte der Sachverständigenrat noch mit einem Wachstum von 0,4 Prozent gerechnet.

Die deutsche Wirtschaft befinde sich weiterhin in einer „ausgeprägten Schwächephase“, teilte das fünfköpfige Gremium am Mittwoch, 21. Mai, in Berlin mit. 2026 könnte sich die Konjunktur etwas erholen, mit einem Plus von einem Prozent Wachstum. Doch ob Deutschland auch mittel- und langfristig zurück in die wirtschaftliche Erfolgsspur findet, ist aus Sicht der Experten alles andere als sicher.

Nach zwei Rezessionsjahren in Folge hatte vor einem Monat der damalige Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Prognose der Regierung bereits heruntergeschraubt. Auch Habeck hatte nur eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts erwartet und für 2026 ein Wachstum von 1,0 Prozent.

Auswirkungen am Arbeitsmarkt

Aus Sicht der Wirtschaftsweisen bremsen bürokratische Anforderungen und lange Genehmigungsverfahren das Wachstum. Auch die unberechenbare und sprunghafte Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump belaste die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Der dadurch beschleunigte Strukturwandel werde in Zukunft auch Branchen und Regionen in Deutschland erreichen, die bisher wirtschaftsstark waren, wie es im Frühjahrsgutachten heißt.

Die wirtschaftliche Schwäche zeige sich am Arbeitsmarkt, heißt es im Gutachten. Im April war die Frühjahrsbelebung laut Bundesagentur für Arbeit vergleichsweise schwach ausgefallen. Die Wirtschaftsweisen rechnen damit, dass die Arbeitslosenquote im Jahr 2025 auf 6,2 Prozent steigt.

Die Inflation geht laut Prognose in diesem und im kommenden Jahr voraussichtlich weiter leicht zurück: 2025 auf durchschnittlich 2,1 Prozent, 2026 auf 2,0 Prozent. Diese Prognose sei allerdings noch „mit großer Unsicherheit behaftet“, so die Wirtschaftsweise Veronika Grimm.

Chancen und Risiken beim Schuldenpaket

Für mehr Wachstum soll das 500 Milliarden schwere, kreditfinanzierte Paket für zusätzliche Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz sorgen. Die Wirtschaftsweisen halten es für entscheidend, wie die Mittel konkret eingesetzt werden: Je mehr in zusätzliche öffentliche Investitionen fließe, desto größer seien die langfristigen Wachstumseffekte, heißt es im Frühjahrsgutachten. „Das Finanzpaket bietet eine große Chance: Richtig eingesetzt können die Mittel Deutschland zukunftsfähig machen und die Volkswirtschaft wieder auf einen höheren Wachstumspfad führen“, sagte Ratsmitglied Achim Truger.

Um zu verhindern, dass die Mittel aus dem Paket für Konsum oder für bereits fest verplante Haushaltsposten ausgegeben werden, fordern die Wirtschaftsweisen die Regierung zu klaren gesetzlichen Leitplanken auf. So solle gesetzlich festgeschrieben werden, dass mindestens zehn Prozent des Kernhaushalts in Investitionen fließen müssen. 

Experten zufolge droht Deutschland mit dem Milliarden-Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur die EU-Schuldenvorgaben nicht einzuhalten. Die Wirtschaftsweisen schreiben, die Kompatibilität des Finanzpakets mit den EU-Fiskalregeln unterliege „hoher Unsicherheit“. Realistischerweise könne sie nur mit einer starken Investitionsorientierung und begleitenden Strukturreformen erreicht werden.

Tempo beim Bürokratieabbau gefordert

Neben Investitionen sehen die Ökonomen auch beim Bürokratieabbau erheblichen Nachholbedarf. Dieser müsse endlich Fahrt aufnehmen. Die Wirtschaftsweisen schlagen unter anderem weniger Informationspflichten, schnellere Antrags- und Genehmigungsverfahren und eine Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vor.

Ziel sei es, nicht nur bestehende Auflagen zu verringern, sondern auch einem erneuten Bürokratieanstieg vorzubeugen. „Gesetze, bei denen unklar ist, ob sie das gesteckte Ziel erreichen, und die hohe Kosten verursachen, sind zu hinterfragen“, sagte Ratsmitglied Martin Werding.

Die Sachverständigen fordern die Regierung zu einem neuen Kurs in der Wirtschaftspolitik auf. „Eine Wirtschaftspolitik, die darauf setzt, den Strukturwandel mit Subventionen aufzuhalten, kann auf Dauer nicht erfolgreich sein“, sagte die Ratsvorsitzende Monika Schnitzer. Statt Arbeitsplätze zu erhalten, die langfristig „nicht überlebensfähig“ seien, solle man gezielt den Übergang in neue Geschäftsmodelle und Berufe fördern, etwa durch Investitionen in ein modernes Straßen- und Schienennetz, in digitale Infrastruktur oder in Forschung, von der möglichst viele Branchen profitieren.

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