KEP-Studie: Verschnaufpause

Was für ein Auf und Ab im deutschen Kurier-, Express- und Paketmarkt (KEP): 4,51 Milliarden KEP-Sendungen (plus 11,2 Prozent) und 26,9 Milliarden Euro Umsatz (plus 14,3 Prozent) - zum zweiten Mal in Folge haben die KEP-Unternehmen in 2021 Rekordzahlen erzielt. Das zeigt die neue KEP-Studie 2022, die der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) und KE-Consult soeben in Berlin präsentierten - pünktlich zum 40. Geburtstag des BIEK. KEP-Dienste halten Wirtschaft am Laufen "Selten wie in den vergangenen Jahren wurde so klar, dass auf die Paketdienste Verlass ist, wenn es darauf ankommt. In der Pandemie halten sie den Alltag der Menschen und die Wirtschaft am Laufen", kommentierte der BIEK-Vorsitzende Marten Bosselmann die Zahlen. Sicher sei auch: "Auch künftig werden sich die KEP-Dienste als Fels in der Brandung bei der Versorgung der Bevölkerung behaupten, selbst wenn dies mit ungeahnten Herausforderungen verbunden sein wird." Auf ihrem Erfolg ausruhen können sich die Unternehmen aber wohl nicht. Denn am Horizont ballt sich einiges zusammen. Ukraine-Krieg, Lockdown in China, hohe Inflation und hohe Energiekosten - alles drückt im Moment auf die Konsumlaune der Endverbraucher. So stark, dass der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BVEH) vor wenigen Wochen erstmals eine kleine Wachstumsdelle im E-Commerce vermeldete, der in Deutschland zuletzt während der Pandemie sprunghaft angestiegen war. Bislang hatten die KEP-Unternehmen von diesem Aufwärtstrend profitiert - B2C war ganz klar der Treiber des KEP-Wachstums, betont BIEK-Vorsitzender Marten Bosselmann. Und nun? Geht der KEP-Branche jetzt die Puste aus? Sind ihre goldenen Jahre vorerst vorbei? "Keineswegs", betont Klaus Esser, Geschäftsführer von KE Consult in Köln. "Das ist nur eine kurze Verschnaufpause." Allerdings sei im KEP-Markt hierzulande in diesem Jahr "bestenfalls von einer Seitwärtsbewegung des Mengenwachstums" auszugehen, wagt er einen vorsichtigen Blick nach vorne. Auch sinkende Sendungsmengen seien denkbar: "Keiner weiß, ob Putin den Gashahn abdreht und wir im zweiten Halbjahr in eine tiefere Rezession schlittern. Das ist im Moment alles unsicher", so der Branchenkenner. Eine sachgerechte und verlässliche Prognose für das laufende Jahr sei aber, Stand heute, zur möglichen Marktentwicklung nicht möglich. Grund seien die derzeitigen Trends und Veränderungen auf den Märkten, die es so seit mehreren Jahrzehnten nicht gegeben habe. "Alles das hat aktuell einen Nachfrageschock ausgelöst und auch Einfluss auf die Sendungsvolumina der KEP-Unternehmen." Erholung im B2B-Segment hält an Sorge, dass die KEP-Dienste den intensiven Ausbau ihrer Netze und Kapazitäten nun zu groß geplant haben und möglicherweise gar auf diesen Investitionen sitzen bleiben, hat Esser aber nicht. "Der Trend zum Online-Handel bleibt ungebrochen", ist er sich sicher. So gesehen rechne er weiter mit Wachstum. Haupttreiber dürfte weiterhin das B2C-Geschäft sein, aber auch die Erholung im B2B werde sich fortsetzen. Um jährlich drei bis fünf Prozent könnten bis 2026 im KEP-Markt der Umsatz und die Sendungsmengen steigen - auf insgesamt 5,7 Milliarden Sendungen. Sprich: Das Wachstum im KEP-Markt normalisiert sich laut Esser wieder auf das normale Niveau der Jahre vor Ausbruch der Pandemie. Das starke Auf und Ab mit 20 Prozent Mengen-Wachstum im ersten Halbjahr und 3,8 Prozent Wachstum im zweiten Halbjahr, wie in 2021 geschehen, sei dann passé. Eine gute Nachricht sei auch, urteilt Esser, dass sich die Wachstumsschere zwischen B2C und B2B allmählich wieder schließe, da sich das B2B-Segment nach der Corona-Krise mittlerweile wieder erhole. "Die Erfolgsstory geht weiter", betont auch Marten Bosselmann. Die KEP-Unternehmen seien "Enabler gerade für neue Geschichten", formuliert er es. Sprich: Die Innovationskraft dieser Branche sei groß - allein dadurch werden sich die Unternehmen weitere Wachstumsfelder erschließen, etwa in den Branchen Health-Care, Elektronik, hochwertige Lebensmittel, Handel, E-Commerce und Services rund um Nachhaltigkeit. Bleibt schlussendlich nur eines für die Branche zu hoffen: dass die Preise entsprechend mitziehen. Immerhin ein erster Anfang ist gemacht. So stiegen laut KEP-Studie in 2021 die Umsätze der KEP-Dienste im Schnitt um 14,3 Prozent. Im Schnitt 5,97 Euro Erlös erwirtschafteten die Betriebe damit pro Paket. "Allerdings steht den hochwertigen Logistikleistungen immer noch keine adäquate Zahlungsbereitschaft der Kundinnen und Kunden gegenüber", betont Esser, "da ist noch Luft nach oben." Denn inflationsbereinigt habe der Wert in 2021 im Vergleich zu 2014 nur bei 5,59 Euro gelegen, erläutert er. Das heißt, der nominale Zuwachs in 2021 habe nicht ausgereicht, die Preissteigerungen der letzten Jahre auszugleichen. Mehr zum Thema finden Sie unter #KEP www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Zum zweiten Mal in Folge ist der Kurier-, Express- und Paketmarkt in Deutschland überproportional stark gewachsen. Das zeigen die Zahlen der KEP-Studie 2022, die der Bundesverband Paketund Expresslogistik (BIEK) soeben präsentiert hat. Doch wie geht es in dieser Branche weiter? Neue KEP-Studie 2022 Mit der neuen "KEP-Studie 2022" hat der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) in Zusammenarbeit mit KE-Consult erneut den Kurier-, Express- und Paketmarkt (KEP) in Deutschland vermessen. Die Studie umfasst laut BIEK stets den gesamten KEP-Markt, also nicht nur die BIEK-Mitgliedsunternehmen. Die Zahlen der ultraschnellen Lieferdienste wie Flink & Co. werden indes bislang nicht berücksichtigt. eh

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