Hamburg. Der Hamburger Hafen erweist sich immer mehr als Einfallstor für Schmuggelzigaretten „Made in China". Darauf wies Horst Kallenbach, Präsident der Oberfinanzdirektion Hamburg, heute auf der Jahrespressekonferenz seiner Behörde in der Hansestadt hin. Als aktuellen Beweis für seine Aussage hatte der Zoll an den Ort der Pressekonferenz einen 40-Fuß-Container verbringen lassen, der es im Wortsinne in sich hatte: elf Millionen Zigaretten des Herstellers Marlboro. Kallenbach: „Das ist bislang der größte Zigarettenfund in Deutschland in diesem Jahr." Der verhinderte Steuerschaden beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro. Die noch laufenden Ermittlungen deuten darauf hin, dass die Zigaretten für den Benelux-Markt bestimmt waren. 2006 wurden durch die Zollfahnder in Hamburg rund 217 Millionen Schmuggelzigaretten konfisziert - 38 Prozent mehr als im Vorgehen. „Das Vorgehen der Schmuggler im aktuellen Fall ist einfach nur noch dreist zu nennen. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, eine Tarnladung in den Container zu packen", berichtete Sabine Heise, Leiterin des Zollfahndungsamtes Hamburg. Wohl stand in den Frachtpapieren, dass der Container mit tausend Kartons mit Schlafsäcken beladen sein sollte. Die Box aus Fernost ist kein Zufallsfund, sondern das Ergebnis der vom Zoll sehr aufwändig betriebenen Plausibilitätsuntersuchung von Seefrachtsendungen. Dafür gibt es eine spezielle Expertengruppe. Nach seiner Ankunft im Elbe-Hafen wurde der Container direkt zur Durchleuchtung in der Containerprüfanlage (CPA) überstellt. Der Check mit dem Röntgenauge bestätigte den Anfangsverdacht von Schmuggelware. Für den Hamburger Zoll erweist sich die 1996 in Betrieb genommene CPA als weiterhin äußerst wirksames Instrument in der Bekämpfung des Warenschmuggels und anderer Straftaten. Rund 40.000 Durchleuchtungen fanden 2006 statt, gute zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dank der Anlage konnten im Berichtsjahr Waren im Gesamtwert von 25 Millionen Euro sichergestellt werden. Kallenbach sagte, dass es zwar noch gewisse Reserven gebe, doch vor dem Hintergrund der erwarteten weiteren Containermengen werde sehr wohl über Alternativen nachgedacht. Indirekt bestätigte er die mögliche Erweiterung der Anlage, die 1996 ein technischer Meilenstein den europäischen Häfen war. Hinter dem Hamburger Zoll lag auch 2006 ein sehr arbeitsreiches Jahr, wobei der Hafen mit seinem stark wachsenden Güterverkehr ein Hauptbetätigungsfeld des Zolls war und auch bleiben wird. Zu den zahlreichen großen Herausforderungen der Folgemonate gehört Reorganisation der Bundeszollverwaltung. Zu den wesentlichen Veränderungen gehört dabei, dass die bundesweit bestehenden acht OFDS aufgelöst werden. An ihre Stelle treten dann fünf Bundesfinanzdirektionen. Hamburg werde Sitz einer solche „BFD" sein. Kallenbach: „Das zeigt, welchen Stellenwert Hamburg hat." Die BFD an der Elbe werde dann neben ihrem heutigen Wirkungsgebiet - Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern - auch für die Hauptzollämter Oldenburg und Bremen. Ein wichtiges Thema bleibe für den Hamburger Zoll die Frage nach der Zukunft der Freihafenzone. Hier erwarte man dringend Entscheidungen der Politik, allen voran der Hansestadt Hamburg, so Kallenbach. (eha)
Hamburger Hafen: Zigarettenschmuggler werden immer dreister

Containerprüfanlage bringt große Erfolge: 40.000 Durchleuchtungen im Jahr 2006 zeigen erhöhten Bedarf