Grüne Logistik

Grüne Logistik Grün lagern kostet graue Lagerfläche Kühne + Nagel hat seine in Hamburg verstreuten Lageraktivitäten in einer großen Anlage gebündelt. Mit dem Logistikzentrum hat der Logistikdienstleister seine Leistungsfähigkeit verbessert und den Anforderungen an eine grüne Logistik Genüge getan. Nur etwa die Hälfte seiner 120.000 Quadratmeter Grundfläche konnte Jürgen Tonak, Niederlassungsleiter des Kühne + Nagel-Logistikzentrums in Hamburg-Obergeorgswerder (siehe Kasten rechts), bebauen. Neben reichlich Rangierflächen für seine LKW forderte der Umweltschutz seinen Tribut: „Wir mussten viele Grünflächen berücksichtigen und so viele Quadratmeter verschenken.“ Jetzt zieren neben einem begrünten Dach 24.000 Quadratmeter Grünfläche mit 12.000 Bäumen und Sträuchern die Anlage. Das Pflaster auf den Parkplätzen lässt Wasser extra leicht versickern. In Holland, so Tonak, hätte er laut seinem Bauträger fast die gesamte Grundfläche versiegeln können. Ein Problem, denn große Grundstücke für Logistikzentren sind derzeit nicht nur in Hamburg knapp, das haben die auf Logistikimmobilien spezialisierten Makler zuletzt unisono vermeldet. Grüne Haustechnik Grüne Logistik und Umweltschutzauflagen kosten aber nicht nur Platz, sondern jedes Jahr bares Geld: Pflanzen und Bäume wollen gepflegt, Unkraut gejätet und Müll aufgesammelt werden. Kühne + Nagel hat sich bei der Anlage aber nicht nur als Gartenbauer bewiesen, um der Forderung nach grüner Logistik gerecht zu werden. Für wohlige Wärme sorgt eine mit Holzpallets befeuerte Heizung und eine Solarthermieanlage unterstützt die Warmwassererzeugung. In die Hallen drei bis fünf hat der Logistikdienstleister eine Fußbodenheizung einbauen lassen. Die hat, neben angenehmer Wärme, handfeste logistische Vorteile. Verglichen mit auf Lüftern basierenden Heizsystemen erzeugt sie deutlich weniger Staub, so Frank Sammann von Kühne + Nagel. In den Hallen werde das Kontraktlogistikgeschäft abgewickelt und viele Waren in ihren Verkaufsverpackungen gelagert. Da würde Staub stören. Zur Beleuchtung setzt der Logistikdienstleister nicht auf die im Moment in Mode kommenden LED-Leuchten (siehe VerkehrsRundschau 48/2012), sondern auf den Lager-Klassiker Leuchtstoffröhre (T5) mit elektronischem Vorschaltgerät. Die sind derzeit in den meisten Einsatzfällen noch wirtschaftlicher als LED-Lampen. Dachlichtbänder in der Umschlaghalle und zusätzliche Fassadenfenster in der Containerlogistikhalle sparen Strom. Nicht nur baulich, auch lagertechnisch hat die Umschlaghalle für den Landverkehr Besonderheiten zu bieten. „Ich glaube nicht, dass es viele größere Anlagen gibt“, sagt Tonak über das 9000 Quadratmeter große und stützenfreie Gebäude. Mehr als 10.000 Quadratmeter seien als Umschlaghalle nicht zu beherrschen. Zudem dürfe eine solche Anlage nicht als Lagerfläche missbraucht werden. Die Ware müsse hier fließen, sonst „verdienen sie mit dieser Anlage kein Geld.“ Die Hubwagen fahren an der Kette Dafür, dass die Waren ordentlich fließen, sorgen zwei Unterflurketten für Hubwagen. Die Ketten bilden einen Kreislauf in der Mitte der Hallen. Auf der einen Seite findet die Ausgangsverladung statt, auf der anderen der Wareneingang. Eingehende Waren werden in der Entladezone auf die Hubwagen gesetzt und in die Kette eingehängt. Auf der anderen Seite wartet das Personal für die Ausgangsverladung und übernimmt die Hubwagen und bringt die Ware zum richtigen Ausgangstor, der leere Hubwagen kommt zurück in die Kette. Welches das passende Relationstor ist, verrät ein Label an der Ware. In der Halle findet kein Umschlag ohne Label und Scannen statt. Im Idealfall kommen die mit dem Barcode verknüpften Sendungsdaten vorher vom Kunden per EDI (Electronic Data Interchange). Die Kunden haben eine Routingtabelle und können so das Label mit der richtigen Stellplatz- und Relationsnummer produzieren. Auf diese Weise werden im Jahr rund 490.000 Sendungen von 40 Mitarbeitern im Dreischichtbetrieb abgewickelt. Für die Sammelgutverkehre nutzt Kühne + Nagel neben der eigenen Flotte die Stückgutkooperation IDS. ❙❚■ Serge Voigt Logistikzentrum Hamburg-Obergeorgswerder Grundstück: 120.000 Quadratmeter Bebaute Fläche: 50.000 Quadratmeter (davon 25.000 für Kontraktlogistik, 10.000 für Containerlogistik und 9000 als Landverkehrsumschlaghalle) Mitarbeiter: 550 Bedachung: 20.000 Quadratmeter Grünflächen, 6000 Quadratmeter Photovoltaik, Solarthermieanlage für Warmwasser Technische Besonderheiten: Unterflurketten für Hubwagen, Fußbodenheizung, Regenwasser für Toilettenspülung, Nutzung der Abwärme aus Serverräumen Logistische Besonderheiten: Landverkehre, Kontraktlogistik, Seefracht und Bahnverkehre unter einem Dach, Zoll- und Steuerlager, Freigutlager, Videoüberwachung und Sicherheitsdienst Investitionsvolumen: 50 Millionen Euro

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