Green Logistics: Klimaziele, Kostenfalle, Kundenforderung

10.10.2025 07:15 Uhr | Lesezeit: 3 min
Grüner Truck in grüner Landschaft
Unterwegs in Richtung Klimaziel: Nachhaltige Logistik wird vom Trend zur Pflicht
© Foto: Kanisorn - stock.adobe.com

CO₂-Bepreisung, Emissionshandel und neue Regeln stellen die Transportbranche vor große Herausforderungen. Doch Green Logistics ist nicht nur Pflicht – sie kann auch eine Chance für Innovation und Wettbewerbsvorteile sein.

Die Logistik steht an einem Wendepunkt. Während Dieselpreise steigen und die EU mit strengeren Klimavorgaben Ernst macht, wird Nachhaltigkeit vom freiwilligen Bonus zur Pflicht. Speditionen müssen CO₂-Zertifikate kaufen, Kunden verlangen Transparenz, und Begriffe wie „klimaneutral“ dürfen bald nur noch mit harten Belegen verwendet werden. Doch ist Green Logistics ein Fass ohne Boden – oder eröffnet sie neue Geschäftsfelder?

Die zentralen Treiber der Green Logistics

Die Regulierung verschärft sich:

  • CO₂-Bepreisung: In Deutschland liegt sie 2025 bei 45 € pro Tonne und steigt bis 2027 auf 65 €.
  • EU-Emissionshandel (ETS): Seit 2024 ist auch der Straßengüterverkehr einbezogen. Zertifikate kosten aktuell 60–90 € pro Tonne CO₂.
  • Neue Transparenzregeln: Ab 2026 verpflichtet die EmpCo-Richtlinie Unternehmen, Green Claims nachweisbar zu belegen. Irreführende Begriffe wie „umweltfreundlich“ ohne Nachweis sind dann verboten.

Das bedeutet: Wer nachhaltig wirbt, muss dies belegen können – und wer CO₂ ausstößt, zahlt dafür.

Alternative Antriebe im Realitätscheck

Viele Unternehmen setzen Hoffnung auf neue Technologien – doch die Umstellung ist teuer und komplex.

  • E-Lkw: Marktanteil in Europa aktuell <2 %, Infrastruktur für Ladepunkte fehlt massiv.
  • HVO & E-Fuels: Potenzial als Übergangslösung, politisch aber nicht überall zugelassen.
  • Brennstoffzellen-Trucks: In der Entwicklung, bisher kaum im Praxiseinsatz.

Ein Blick nach Norwegen zeigt, dass es funktionieren kann: Dort sind bereits über 20 % der schweren Lkw mit alternativen Antrieben unterwegs – möglich durch staatliche Förderung und dichte Ladeinfrastruktur.

Chancen für Speditionen – Green Logistics als Wettbewerbsvorteil

Trotz aller Kosten kann Nachhaltigkeit Mehrwert schaffen:

  • Förderungen nutzen: Das KsNI-Programm fördert Anschaffung von E-Lkw und Ladeinfrastruktur mit bis zu 80 %.
  • Premiumangebote entwickeln: Studien des Fraunhofer IML zeigen, dass Kunden für „grüne Expresszustellung“ bis zu 25 % mehr bezahlen.
  • Kooperationen: Gemeinsame Ladeinfrastruktur und Pilotprojekte mit Herstellern senken Investitionsrisiken.
  • Transparente Kommunikation: Verifizierte Umweltlabels und ESG-Reporting schaffen Vertrauen bei Auftraggebern.

FAQ – Die wichtigsten Fragen kurz beantwortet

  1. Wird Green Logistics für Speditionen zur Kostenfalle?
    Kurzfristig steigen die Kosten durch CO₂-Preise und Investitionen. Langfristig können Unternehmen durch Förderungen und Premiumangebote profitieren.

  2. Welche Technologien sind heute schon marktreif?
    Serienreife E-Lkw mit bis zu 500 km Reichweite sind verfügbar, dazu HVO als Übergangskraftstoff. Infrastruktur bleibt aber der Engpass.

  3. Wie reagieren Kunden?
    Laut Handelsverband Deutschland sind 62 % der Verbraucher bereit, für nachhaltige Lieferungen mehr zu bezahlen. Auftraggeber verlangen zunehmend CO₂-neutrale Transporte.

Fazit

Green Logistics ist gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist nicht, ob sich die Branche verändert, sondern wie schnell. Wer heute in alternative Antriebe, Ladeinfrastruktur und transparente Kommunikation investiert, kann sich einen klaren Wettbewerbsvorteil sichern. Wer abwartet, riskiert steigende Kosten – und den Verlust von Kunden.


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