Fusion von Gruber Logistics und Universal Transport: Aus zwei mach eins

Jetzt ist es amtlich: Das Südtiroler Transport- und Logistikunternehmen Gruber Logistics hat alle Anteile des Schwergut-Spezialisten Universal Transport in Paderborn übernommen. Das Bundeskartellamt habe der Transaktion ohne Auflagen zugestimmt. Das teilen Martin Gruber, Group-CEO und Mehrheitseigner von Gruber Logistics, und Holger Dechant, Geschäftsführer von Universal Transport, gegenüber der VerkehrsRundschau mit. Neuer Schwergutriese in Europa Damit entsteht in Europa ein neuer Schwergutriese mit insgesamt über 750 eigenen Fahrzeugen, rund 680 Millionen Euro Gesamtumsatz und 2200 Mitarbeitern an insgesamt 60 Standorten in 14 Ländern (siehe Kasten). Gruber Logistics zufolge ist das neue Unternehmen sogar europäischer Marktführer in diesem Schwergutbereich. Für Gruber Logistics sei der Kauf von Universal Transport aber unter anderem auch besonders deshalb attraktiv, betont CEO Gruber, weil das Unternehmen dadurch seine Präsenz in Deutschland von bislang 14 eigenen Standorten auf insgesamt 26 erhöhen könne. "Teil unserer Strategie ist es, bis 2023 unsere Präsenz in Deutschland und Benelux massiv auszubauen - als Sprungbrett für unsere ambitionierte Wachstumsstrategie in Europa", unterstreicht er. In Italien sei Gruber Logistics schon heute eine Größe, und im Zusammenspiel mit Universal Transport im wichtigsten Logistikmarkt Europas habe das Unternehmen nun beste Chancen, diese Ziele auch zu erreichen. Der Verkauf von Universal Transport sei auch nicht aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt", unterstreicht Dechant, sondern weil die beiden bisherigen Gesellschafter Markus Frost und Siegfried Witt frühzeitig die Nachfolge regeln wollten, um weiter an der Zukunft des nun gemeinsamen Unternehmens zu arbeiten. Beide Gesellschafter und er selbst werden auch nach dem Verkauf an Gruber Logistics an Bord bleiben. Er selbst und Markus Frost werden gemeinsam mit Martin Gruber und Marcello Corazzola im Management-Board die nun gemeinsame Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Auer/Italien führen. Zustande gekommen sei das Ganze im Übrigen zunächst durch ein lockeres Gespräch, erzählt Dechant. "Das ist fast so wie in der Liebe - irgendwann verliebt man sich eben", meint er und lacht. Entscheidend für den Schritt sei aber gewesen: "Wir haben 750 Mitarbeiter - denen wollen wir weiterhin eine Zukunft in unserem Unternehmen bieten. Und das Gleiche gilt natürlich auch für unsere Auftraggeber." Universal Transport werde seinen Sitz in Paderborn behalten, erklärt Martin Gruber. Ziel sei es, Universal Transport langsam zu integrieren: "Wir übernehmen ein kerngesundes Unternehmen und haben entsprechen keine Eile", betont er. "Aber natürlich ist es unser Ziel, die Kräfte beider Firmen in den kommenden Jahren zu bündeln." Wie dies konkret erfolgen werde, sei im Detail noch zu klären. Nur so viel: Es gebe Synergien, aber es gebe an keinem Standort Überlappungen, betont der Unternehmens-CEO. "Die Aktivitäten ergänzen sich perfekt. Wir können uns also getrost Zeit für die Integration nehmen." Kräfte der Unternehmen bündeln Ziel sei es ja auch nicht, sagt Dechant, durch die Zusammenlegung der Aktivitäten Mitarbeiter abzubauen. Das mache angesichts des Fachkräftemangels überhaupt keinen Sinn. Aber natürlich würden sich die jeweiligen Teamleiter beider Unternehmen jetzt zusammensetzen, um zu überlegen, wie man in Zukunft zusammenarbeiten werde, um gemeinsam noch stärker zu werden. Insbesondere im Bereich Vertrieb - Stichwort Cross-Selling - sehe man da viele interessante Potenziale, ergänzt Gruber. Bekenntnis zu Eigen- und Fremdfuhrpark Auch für die externen Frachtführer, mit denen die beiden Unternehmen arbeiten, wird sich - wie es derzeit aussieht - nichts durch die Transaktion verändern. "Unser Ziel ist es ja, langfristig und partnerschaftlich mit unseren Transportpartnern zu arbeiten. Wir brauchen jeden Frachtführer, der Laderaummangel ist bekannt", betonen beide Geschäftsführer im Gespräch unisono. Die Strategie bleibe es daher, weiterhin mit vielen kleineren Transportunternehmen zusammenzuarbeiten, sagt Gruber. Allein Gruber Logistics setze da - insbesondere im Komplettladungs- und Stückgutbereich - auf über 8000 Frachtführer, und daran halte er auch weiterhin fest. "Eine Konzentration auf wenige große Transportunternehmen kommt für mich nicht infrage", unterstreicht er. Fest steht auch: Im Schwergutbereich wollen sowohl Dechant als auch Gruber auch weiterhin vor allem auf eigene Fahrzeuge und Fahrer setzen. Ziel sind weitere Übernahmen Weiteres Ziel ist: Das Wachstum der Unternehmensgruppe Gruber Logistics soll weitergehen - vor allem zunächst in Deutschland und in den Benelux-Ländern (mehr dazu im Interview). "Wir wollen unseren Kunden jeden Service rund um Schwergut anbieten. Doorto-Door Delivery mit allen damit verbundenen Added Value Services aus einer Hand", gibt Martin Gruber die Marschrichtung vor. Damit nicht genug: "Auch und gerade im Komplettladungsmarkt wollen wir weiter wachsen - auch durch gezielte Übernahmen kleiner und mittlerer Transportunternehmen", kündigt der CEO der Unternehmensgruppe an. "Wir sind da schon auf einem sehr guten Weg, vor allem in Sachen alternative Brennstoffe und Intermodalverkehr sowie Digitalisierung und Transparenz der Lieferkette. Aber da geht noch deutlich mehr." Mehr zum Thema unter #GruberLogistics www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Das Südtiroler Transport- und Logistikunternehmen Gruber Logistics darf rückwirkend zum 1. Januar 2022 die Schwergutspedition Universal Transport mit Sitz in Paderborn übernehmen. Das Kartellamt hat der Transaktion zugestimmt. Die Aktivitäten beider Unternehmen werden in der kommenden Zeit nun zusammengelegt. Daten und Fakten Gruber Logistics und Universal Transport in Zahlen Gruber Logistics wurde 1936 in Auer/Südtirol gegründet und wird nun in dritter Generation von der Familie Gruber geführt. 2021 erwirtschaftete das Unternehmen mit über 400 eigenen Lkw und 1500 Mitarbeitern insgesamt 438,9 Millionen Euro Umsatz. Zudem ist Gruber in elf Ländern mit 40 Standorten präsent. Universal Transport wurde 1953 von Heinrich und Hans-Joachim Michels gegründet. Das Unternehmen erwirtschaftete 2021 mit 750 Mitarbeitern und 350 Fahrzeugen einen Umsatz von 185 Millionen Euro und ist mit 21 Standorten in zehn Ländern präsent. eh Gruber Logistics: Offen für weitere Übernahmen Interview mit Martin Gruber, Group-CEO und Mehrheitseigner von Gruber Logistics mit Sitz in Auer/Südtirol Sie sind CEO von Gruber Logistics und haben soeben Universal Transport übernommen. Welche Strategie verfolgen Sie nun mit Ihrer Unternehmensgruppe?Gemeinsam mit Universal Transport sind wir in Europa nun Marktführer im Schwergutbereich. Aber wir sind noch nicht überall präsent. Wir müssen also nun unsere geografische Expansion vorantreiben. Im Schwertransport ist das das wichtigste Ziel. Außerdem wollen wir, das ist ein weiteres Ziel, unseren Kunden jeden Service rund um Schwergut anbieten. Door-to-Door Delivery mit allen damit verbundenen Added Value Services aus einer Hand. Sprich: Wir werden noch stärker in das Speditionsgeschäft im Schwergutbereich einsteigen.In welchen Ländern sehen Sie für Ihre Expansion noch konkret Potenziale?Mit unseren Transporten sind wir heute schon in Frankreich stark, haben aber dort noch keine eigenen Standorte. Weitere Potenziale sehen wir in Spanien und in Portugal. Das sind Länder, die wir künftig stärker mit eigenen Aktivitäten abdecken wollen.Planen Sie da noch weitere Übernahmen?Wenn sich da eine Möglichkeit bietet, schauen wir uns das sicherlich an. Das gilt aber nur für unsere Schwergut- und Komplettladungs-Aktivitäten, nicht für unser Sammelgutgeschäft. Wir werden das Thema Akquisitionen jetzt aber auch nicht massiv selbst treiben. Zumal wir zum Beispiel im FTL Segment auch organisch stark wachsen – um derzeit 30 Prozent jährlich. Wenn sich aber die Gelegenheit bietet, prüfen wir das. Wie sieht überhaupt der Komplettladungs-Transportmarkt der Zukunft aus?Die Konsolidierungswelle wird weitergehen. Das heißt aber nicht, dass die kleinen Betriebe verschwinden. Sie werden sich aber stärker auf Marktsegmente spezialisieren. eh

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