Fotovoltaikanlagen

Fotovoltaikanlagen Schatten auf dem Sonnendeck Solartechnik wird immer günstiger, konventionell erzeugter Strom zunehmend teurer. Die Verlockung, in Sonnenenergie zu investieren, ist groß. Einziger Haken: Die staatliche Förderung sinkt. Wann sich die Installation einer Fotovoltaikanlage lohnt. Rund 1,1 Millionen Solaranlagen sind heute bundesweit in Betrieb. Auch auf Dächern von Lagerhallen und den Wiesen daneben ragen immer häufiger Wände aus Siliziumzellen in den Himmel. Die Preise für die Technik sind inzwischen gesunken, was zu deutlichen Einschnitten bei der staatlichen Förderung geführt hat. Diese bekommt, wer den gewonnenen Solarstrom dem öffentlichen Versorgungsnetz zuführt. Seit 2005 ist die Einspeisevergütung für neu eingerichtete Anlagen pro Jahr um jeweils 3 bis 15 Prozent reduziert worden: Wer zu Ostern dieses Jahres eine kleine Dachanlage in Betrieb nahm, bekam von April an 19,5 Cent je Kilowattstunde. Wäre die Anlage am Neujahrstag ans Netz gegangen, hätte man 24 Cent pro Kilowattstunde kassiert – festgeschrieben für 20 Jahre. Künftig schnallt der Staat die Spendierhosen noch enger. Das schreibt die geltende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vor. Diese umfassende Neuregelung ist kaum ein Jahr alt. Dennoch will sie Bundesumweltminister Peter Altmaier erneut korrigieren. Auslöser ist die Kritik an der Umlage für erneuerbare Energien, die den Strom für Verbraucher verteuert. Nach der zusätzlichen Fotovoltaik-Novelle im Juni beabsichtigt der CDU-Politiker, auch die Förderung von Solarenergie nochmals unter die Lupe zu nehmen. Bevor ein fertiger Gesetzentwurf zur erneuten Änderung des EEG verabschiedet wird, soll aber erst einmal diskutiert werden. Vor der Bundestagswahl im nächsten Herbst ist nicht mit einer erneuten Reform zu rechnen – in Kraft tritt diese womöglich sogar erst 2015. Weniger Geld für die Netzeinspeisung Bis dahin hat die besagte Fotovoltaik-Novelle Bestand, auf die sich der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat im Sommer geeinigt hat. Sie gilt rückwirkend zum 1. April 2012 und hat eine einmalige Reduzierung der Vergütungssätze um 15 Prozent sowie eine Anpassung der Größenbegrenzung zur Folge. Für Dächer gibt es nun vier Vergütungsklassen: Anlagen bis 10 Kilowattpeak installierter Leistung, bis 40 Kilowattpeak, bis 1000 Kilowattpeak und bis 10.000 Kilowattpeak. Freiflächenanlagen erhalten eine einheitliche Vergütung – Betreiber von Anlagen über 10.000 Kilowattpeak gehen leer aus. Die Neuregelung soll bewirken, dass Solarstrom in einigen Jahren ohne Förderung die Marktreife erlangt. Deshalb vergütet der Staat ab 2014 bei Anlagen zwischen 10 bis 1000 Kilowattpeak, die nach dem 1. April 2012 in Betrieb gegangen sind, nur noch 90 Prozent der produzierten Strommenge. Bei Anlagen bis 10 Kilowattstunden ist die Vergütung auf 80 Prozent begrenzt. Den Rest kann man dem Netzbetreiber zum Verkauf an der Strombörse anbieten, vermarkten oder selbst verbrauchen. Der Eigenverbrauch wird allerdings nicht mehr vergütet. Gesetzlich verankert ist nun auch das Ziel der Bundesregierung, den jährlichen Zubau von Solaranlagen auf eine installierte Leistung von 2500 bis 3500 Megawattpeak zu begrenzen. Vom Zubau hängt ab, um wie viel Prozent die Einspeisevergütung monatlich sinkt (Degression). Die Degressionsschritte werden alle drei Monate angepasst. Von Mai bis Oktober ist die Vergütung jeweils um 1 Prozent zu Monatsbeginn gesunken. Die erste zubauabhängige Anpassung erfolgt am 1. November 2012 aufgrund der Daten von Juli bis September, die auf zwölf Monate hochgerechnet werden. Vereinfacht formuliert heißt das: Je mehr Solaranlagen installiert werden, desto weniger bezuschusst der Staat. Innerhalb eines Jahres könnte die EEG-Förderung maximal um 29 Prozent sinken. Wenn der Zubaukorridor eingehalten wird, reduziert sie sich monatlich jedoch nur um 1 Prozent (siehe Kasten). Liegt umgekehrt der Zubau in den vorangegangenen zwölf Monaten unter 1000 Megawattpeak, steigt die Einspeisevergütung einmalig am Anfang des neuen Quartals um 1,5 Prozent und die Degression wird in diesem Quartal ausgesetzt. Dachanlagen rechnen sich kaum mehr Neue Größenklassen, die kontinuierliche Senkung der Einspeisevergütung und die variable Degression machen pauschale Aussagen zur Rentabilität von Solaranlagen kaum noch möglich. Kalkulationen sind durch die Gesetzesnovelle darüber hinaus komplizierter geworden. „Für die Einrichtung größerer Dachanlagen, etwa auf Logistik- oder Industriegebäuden, ist mit der aktuellen Novellierung des EEG eine Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben“, urteilt Felix Wächter vom Projektierer Juwi in Wörrstadt. Deshalb habe sich das Unternehmen aus diesem Geschäftsfeld zurückgezogen und konzentriere sich auf Freiflächenanlagen. Um herauszufinden, ob sich der Einstieg in die Fotovoltaik rechnet, bedürfe es einer exakten Einzelfallberechnung, sagt Markus Rützel, Geschäftsführer des Solarenergie-Kompetenzzentrums Solid in Fürth. „Der Anreiz für Einspeisungsmodelle sinkt. Für Vermietungen von Dach- und selbst Freiflächen wird sich angesichts der sinkenden Rendite kaum noch ein Investor finden.“ Ohnehin bringt eine Verpachtung von Gewerbeflächen an Solaranlagenbetreiber nicht nur Vorteile. Der Vermieter hat zwar keine Investitionen, allerdings mindestens 20 Jahre einen Mieter auf dem Dach. Gerade bei Industriebauten ist die Statik für Dachkonstruktionen mit Solaranlagen nicht selten zu überarbeiten. Denn das Dach muss eine Belastung von 10 bis 25 Kilogramm pro Quadratmeter aushalten. Die entsprechenden Umbaukosten gehen zulasten des Immobilienbesitzers. Andererseits wird die Solartechnik immer günstiger: Dem BSW-Solar-Preisindex zufolge lagen die Kosten pro Kilowattstunde installierter Leistung in diesem Sommer bei 1776 Euro – das sind rund 40 Prozent weniger als vor zwei Jahren. Dieser Nettopreis bezieht sich auf die fertig montierte Fotovoltaikanlage inklusive Module, Wechselrichter, Montagegestell, elektrischer Verkabelung, Planung und Installation. Eigenverbrauch gewinnt an Bedeutung Das einstige Spekulations- und Investorenmodell mit Fokus auf Gewinnen aus der Einspeisevergütung ist offenbar obsolet. „Die Einspeisevergütung wird in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung verlieren“, sagt BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Stattdessen gehe es bei Neuinstallationen immer mehr um die Stromversorgung des eigenen Unternehmens. „Schon jetzt produzieren neue Fotovoltaikanlagen zu Preisen unterhalb der Verbraucherstromtarife“, erklärt Körnig. Je besser Strombedarf und -produktion zusammenpassten, desto eher rechne sich für Mittelständler eine Solaranlage auf dem Werksgelände. Wer jetzt investiert, profitiert dem Verbandschef zufolge nicht nur von niedrigen Kosten, sondern kann auch langfristiger planen. Andreas Runkel, Sprecher von Antaris-Solar in Waldaschaff, sieht mit der aktuellen Entwicklung sogar „einen Paradigmenwechsel bei der Nutzung der Solarenergie vom Einspeise- zum Eigenverbrauchsmodell“ eingeleitet. Mit der geschickten Kombination der staatlichen Vergütung für die Netzeinspeisung von Solarstrom und Eigenverbrauch seien auch für Einsteiger noch attraktive Konzepte realisierbar. „Wir befinden uns gegenwärtig an der Schnittstelle hin zur Eigennutzung.“ Und die biete vielfältige Vorteile. So könnten die Solarmodule auf den für Logistikimmobilien typischen Flachdächern exakt auf die bestmögliche Sonneneinstrahlung ausgerichtet werden. Zudem sei die Speichertechnik für selbst erzeugten Solarstrom inzwischen zur Marktreife gebracht worden und werde immer günstiger, sodass es sich zunehmend lohne, gewonnene Energie, die über den derzeitigen Strombedarf hinaus erzeugt wird, zur Deckung von Verbrauchsspitzen zu speichern. Bis zu 60 Prozent des produzierten Stroms ließen sich speichern. „Die Fotovoltaik befindet sich aufgrund ihrer rasanten Technologieentwicklung derzeit im Landeanflug zur Wettbewerbsfähigkeit“, resümiert BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Körnig. Angesichts weiter steigender Strompreise lohne sich der Einstieg in die Solarenergie nach wie vor. ❙❚■ Rainer Barck, André Gieße Bei Solarstrom geht der Trend von der Einspeisung zum Eigenverbrauch Fotovoltaikanlagen Fotovoltaikanlagen