Berlin. Premiere bei dem Deutschen Logistik-Preis: Erstmalig erhält ein Bahn-Unternehmen diese begehrte Auszeichnung. Auf dem Deutschen Logistik-Kongress in Berlin wurde der Preis der Bundesvereinigung Logistik (BVL) am Mittwoch Abend an DB Cargo und an seine Kooperationspartner Logserv und Cargoserv verliehen. Die beiden letzteren Unternehmen sind die Logistik-Töchter des Stahlherstellers Voestalpine AG.
Die Bahn kann's: schnell und flexibel
Die drei Partner hatten sich mit dem „Bayern-Shuttle“ beworben. Damit kombiniert DB Cargo die Schnelligkeit von Ganzzügen mit der Flexibilität von Einzelwagen. In einem werktäglichen Umlauf werden die Stahl-Sendungen von Voestalpine für drei Hersteller aus der bayrischen Automobilindustrie kombiniert. An den drei Produktionsstandorten wird außerdem jeweils hochwertiger Stahlschrott aufgenommen, der im Nachtsprung zurück ins Stahlwerk von Voestalpine in Linz transportiert wird. Damit werden nicht nur die Emissionen des Leerlaufs eingespart, sondern die Kombination von Stahlversorgung und Schrottentsorgung macht auch die tägliche Lieferung und Abholung an allen Orten möglich. In Summe transportiert DB Cargo nur in diesem Kreislauf jährlich mehr als eine halbe Million Tonnen.
„Das Konsortium um DB Cargo hat unternehmensübergreifend gehandelt und es geschafft, Leerläufe, Zeit, Equipment, Ressourcen und Kosten zu sparen. Hier zeigt die Bahn, was Bahn an Logistik kann“, sagte Jury-Vorsitzender Matthias Wissmann anlässlich der Preisverleihung.
Beeindruckend war laut Wimmer die massive Zeitersparnis
„Ganzzüge mit Einzelwagen-Vorteilen verknüpfen - das ist deutlich komplexer, als es klingt. Hier wurden für die Bahn ganz neue Prinzipien umgesetzt. Mehrere Endkunden werden aus einem Ganzzug bedient, bei meist schwankenden und schwer prognostizierbaren Transportbedarfen“, sagte Thomas Wimmer, Vorsitzender des Präsidiums der BVL. Beeindruckend sei vor allem die massive Zeitersparnis beim Transport, so Wimmer.
Katja Sander, Vice President Metals bei DB Cargo, zeigte sich erfreut über die Auszeichnung: „Zum ersten Mal gewinnt ein Logistikkonzept auf der Schiene den begehrten Deutschen Logistik-Preis. Das ist ein klares Signal für die Innovationskraft des Schienengüterverkehrs und ein Beweis für die gute Zusammenarbeit der an diesem Konzept beteiligten Partner.“
In dem Konzept müssen die täglich unterschiedlich hohe Stahlmengen berücksichtigt werden. Es werden die verschiedene Empfänger der Automobilindustrie bedarfsgerecht und nach einem festen Takt der Reihe nach bedient. Zudem werden im Zulauf des Schrotts verschiedene Lieferanten nacheinander abgefahren. Das Schrottaufkommen hängt wiederum vom jeweiligen Produktionsaufkommen des Automobilherstellers ab. Damit das gelingt, ist ein komplexes Kapazitätsmanagement des Shuttles erforderlich.
"Schienen-Ballett" spart 75.000 Leerlaufkilometer ein
So entsteht nach Aussage der drei Partner ein ständig ausgelasteter Rundlauf. Würden die einzelnen Empfangsorte separat angefahren, würden pro Jahr laut den Preisträgern in Summe 75.000 Leerlaufkilometer anfallen, die jetzt eingespart werden können.
Um den täglichen Umlauf „just in time“ schaffen zu können, ist eine gruppierte Zugbildung notwendig, die an jedem Halt das Absetzen und Aufnehmen der Wagen ermöglicht. Daraus entsteht ein „Schienen-Ballett“, wie es die Akteure formulieren. Diese Abläufe werden durch einen 24/7-Service von LogServ und DB Cargo im Blick behalten. Für die tägliche Steuerung der Versorgung der Automobilwerke, und um bei Bedarf schnell eingreifen zu können, setzen DB Cargo und LogServ ein Kanban-Prinzip um, für dessen Unterstützung die Güterwagen mit GPS-Sensoren ausgerüstet sind. Dadurch sind die Wagenstandorte in digitalen Karten verfolgbar und man weiß zu jedem Zeitpunkt, wo sich der Wagen gerade befindet. (cd)