Der DSLV sieht nach eigenen Angaben die gestern (22. September 2025) vorgestellten Eckpunkte zur Reform der Deutschen Bahn kritisch. Die „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ konzentriert sich nach Einschätzung des Verbands zu stark auf den Personenverkehr. Eine umfassende Strategie für den Schienengüterverkehr fehlt ebenso wie ein verbindlicher Mechanismus zur Umsetzung der Maßnahmen.
Die wichtigsten Eckpunkte aus Schnieders Reformagenda für die Bahn
Die strategischen Eckpunkte fasste die dpa wie folgt zusammen:
- Verkehrsminister Schnieder hält an der Generalsanierung fest, verschiebt jedoch die Fertigstellung der letzten Strecke auf 2036 – rund fünf Jahre später als ursprünglich geplant.
- Auch beim Pünktlichkeitsziel setzt er neue Maßstäbe: Statt bereits 2026 sollen mindestens 70 Prozent Pünktlichkeit im Fernverkehr erst Ende 2029 erreicht werden.
- Zudem will Schnieder die Infrastruktursparte InfraGo enger steuern. Der Vorstand der Deutschen Bahn soll von acht auf sechs Ressorts schrumpfen. Infrastruktur und Technik fallen künftig als eigenständige Vorstandsbereiche weg.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die Pläne laut dpa als zu vage: "Von einer Strategie kann erst dann die Rede sein, wenn das benötigte Geld freigegeben wird", erklärte der Verband. Auch bei der Pünktlichkeit hätte man sich mehr Ehrgeiz gewünscht.
DSLV: Güterverkehr braucht gleiche Priorität
DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster betonte: „Für jeden mit der Bahn transportierten Container oder Lkw-Trailer und für jeden Güterwaggon muss es eine verlässliche Taktung im Schienennetz geben. Doch derzeit ist vor allem die Infrastruktur nicht auf eine Güterverkehrsverlagerung von der Straße ausgerichtet. Kapazitätseinschränkungen, ein kundenfernes Baustellenmanagement, steigende Trassenpreise und schwankende Servicequalität behindern die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs.“
Er warnte davor, die Agenda auf Reiseerlebnisse, pünktliche ICEs und saubere Bahnhöfe zu beschränken. „Speditionen und Industrieverlader sind auch Kunden der Bahn und müssen auf eine pünktliche, zuverlässige und bezahlbare Schiene vertrauen können.“ Pünktlichkeitsziele für den Güterverkehr fehlen in den Papieren.
Einschätzungen des DSLV zu den Reformplänen
Der Verband bewertet die Reformpunkte nach eigenen Angaben in folgenden Punkten kritisch:
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DB Cargo: Die Sanierung gilt als notwendig, darf aber nicht zu Angebotsabbau und weiteren Qualitätsverlusten führen. DB Cargo müsse ein verlässlicher Schienen-Carrier ohne Sonderstellung gegenüber privaten Güterbahnen werden.
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DB InfraGo: Eine stärkere Entflechtung könne die Qualität steigern. Die Infrastruktur sei eine Gemeinwohlaufgabe und dürfe nicht vorrangig auf Gewinn ausgerichtet sein.
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Trassenpreise: Weitere Erhöhungen lehnt der DSLV ab. Bis zur geplanten Reform 2027 müsse der Bund stabile Entgelte sicherstellen.
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Zuverlässigkeit: Maßnahmen müssten über operative Fragen hinaus auch die Kommunikation mit den Kunden verbessern.
Forderung nach klaren Zielmarken
Für den Güterverkehr verlangt der Verband messbare und zeitgebundene Ziele. Zudem brauche es einen Infrastrukturfonds, gespeist aus Haushaltsmitteln und nicht aus Erlösen anderer Verkehrsträger.
„Die mit dem Führungswechsel verbundenen Chancen für eine strukturelle Reform des DB-Konzerns müssen eng verbunden werden mit einer klaren politischen Linie zur zukünftigen Ausrichtung des Staatsbetriebs“, sagte Huster. „Die neuen Vorstände der DB AG und der DB InfraGO stehen vor einer Mammutaufgabe – ihnen ist Durchhaltevermögen und viel Erfolg zu wünschen.“