Kurz nach der offiziellen Vorstellung von Evelyn Palla als Wunschkandidatin für den Posten der neuen Bahnchefin durch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sorgt die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für Spannungen: Sie kündigte an, im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn gegen Palla zu stimmen.
Dabei richtet sich die Kritik der EVG nicht direkt gegen Palla, sondern vor allem gegen die zweite Personalentscheidung Schnieders: die geplante Berufung von Dirk Rompf als Vorstandschef der DB InfraGo.
EVG lehnt Rompf wegen „Sparpolitik der Vergangenheit“ ab
„Der Weg nach vorne kann niemals durch die Vergangenheit führen“, erklärte EVG-Chef Martin Burkert in Berlin. Rompf habe in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der DB Netz mit strikten Sparmaßnahmen wesentlich zur heutigen Infrastrukturkrise beigetragen. „Jeder Fahrgast spürt noch die Auswirkungen seiner Bilanz – das ist kein Neustart.“
Die Personalie Rompf stößt laut Burkert auch innerhalb des Konzerns auf deutliche Ablehnung.
Abstimmungen mit ungewissem Ausgang
Die Sitzung des Konzernaufsichtsrats beginnt morgen. Dieser ist paritätisch mit je neun Vertretern des Bundes und der Arbeitnehmerseite besetzt, ergänzt um den Vorsitzenden Werner Gatzer und seinen Stellvertreter Burkert. Noch ist offen, ob für die Berufung Pallas eine einfache oder eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig ist. Kommt keine Einigung zustande, müsste erstmals in der DB-Geschichte der Vermittlungsausschuss eingeschaltet werden.
Rompf wiederum muss vom Aufsichtsrat der DB InfraGo bestätigt werden – auch dort ist eine Mehrheit fraglich.
Konflikt statt Aufbruchsstimmung
Burkert betonte, dass die EVG das „Personalkonzept in Gänze“ ablehne. Zwar gehe es nicht primär um Palla, doch durch die Kombination mit Rompf werde der angestrebte Neustart der Bahn zu einem „Fehlstart“.
Die Gewerkschaft GDL, die ebenfalls im Aufsichtsrat vertreten ist, ließ offen, wie sie sich bei der Abstimmung über Palla positionieren wird.
Alte Verantwortung, neue Kritik
Rompf leitete von 2012 bis 2018 die DB Netz AG, in einer Phase, in der die Infrastruktur zunehmend verfiel. Sein Nachfolger Philipp Nagl stoppte diesen Trend und gilt als Mitarchitekt der Generalsanierung von mehr als 40 wichtigen Strecken – ein Projekt, das Palla weiterführen will.
Seit 2021 ist Rompf Geschäftsführer bei der Beratungsfirma Ifok. Seine mögliche Rückkehr in eine Schlüsselposition bei der Bahn sorgt jedoch für erheblichen Widerstand.
Belastete Zusammenarbeit zum Start
Selbst wenn die Personalien Palla und Rompf bestätigt werden, bleibt die deutliche Ablehnung der Arbeitnehmerseite ein Warnsignal. Künftige Reformen im Bahnkonzern werden ohne die Unterstützung der EVG kaum durchsetzbar sein. Für die neue Bahnchefin bedeutet das einen holprigen Start nur wenige Stunden nach der offiziellen Vorstellung ihrer Strategie.