Atradius-Umfrage: Unternehmen blicken pessimistisch nach vorn

23.12.2025 09:04 Uhr | Lesezeit: 3 min
Papierschiff mit deutscher Flagge auf Zeitungsseiten mit Kurstabellen
Symbolbild: Atradius-Umfrage: Jede vierte Firma rechnet mit Verschlechterung der Konjunktur  
© Foto: gopixa/GettyImages

Eine Atradius-Umfrage zeigt: Viele Unternehmen erwarten eine schwächere Konjunktur, mehr Insolvenzen und fordern schnelle politische Reformen.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt angespannt. Einer aktuellen Atradius-Umfrage unter mehr als 470 Unternehmen zufolge erwartet jede vierte Firma, dass sich die Konjunktur im kommenden Jahr im Inland weiter verschlechtert. Rund die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage überhaupt nicht verändert.

Nach Einschätzung von Frank Liebold, Country Director Deutschland bei Atradius, droht ohne entschlossenes politisches Handeln sogar ein viertes Rezessionsjahr in Folge.

Klare Forderungen an die Politik

Die Umfrage zeigt deutlich, wo Unternehmen den größten Handlungsbedarf sehen: 73,1 Prozent nennen den Abbau von Bürokratie als wichtigste Maßnahme zur Stärkung des Standorts Deutschland. 69,7 Prozent fordern niedrigere Energiekosten, knapp 48 Prozent Steuererleichterungen und 46,2 Prozent mehr politische Stabilität.

Weitere zentrale Themen sind geringere Sozialabgaben, höhere öffentliche Investitionen, ein verbessertes Investitionsklima sowie wirksame Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel.

Erwarteter Anstieg der Insolvenzen

Die wirtschaftliche Schwäche spiegelt sich auch in den Erwartungen zu Unternehmensinsolvenzen wider. 67,2 Prozent der befragten Unternehmen rechnen für 2026 mit einem Anstieg der Firmenpleiten. Lediglich 2,7 Prozent erwarten einen Rückgang.

In den eigenen Branchen schätzen rund 30 Prozent das Insolvenzrisiko als hoch ein. Bei der Zahlungsmoral ergibt sich ein gemischtes Bild: Etwa ein Drittel rechnet mit mehr Verzögerungen, ein ähnlich großer Anteil sieht keine Veränderung.

Produktion bleibt überwiegend in Deutschland

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen plant die Mehrheit der Unternehmen keine Verlagerung der Produktion ins Ausland. 77,4 Prozent gaben an, keine entsprechenden Absichten zu haben.

Als mögliche Gründe für eine Verlagerung nannten die Befragten unter anderem hohe Energiekosten, Bürokratie, Steuern, politische Unsicherheiten sowie den Fachkräftemangel.


Arbeitsmarkt zeigt sich noch stabil

Auf dem Arbeitsmarkt sind bislang keine massiven Einschnitte zu erwarten. Mehr als 71 Prozent der Unternehmen planen für das kommende Jahr keinen Stellenabbau. Nur 8,2 Prozent wollen Arbeitsplätze streichen.

Gleichzeitig bleibt die Einstellungsbereitschaft verhalten: Rund 29 Prozent planen Neueinstellungen, während etwa ein Drittel keine neuen Mitarbeitenden einstellen will.



Geringes Vertrauen in die Bundesregierung

Kritisch fällt das Urteil über die wirtschaftspolitische Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aus. Rund 40 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Vertrauen seit dem Amtsantritt von Bundeskanzler Friedrich Merz gesunken ist. Für 43 Prozent hat sich das Vertrauen nicht verändert.


Klare Ablehnung einer Rente mit 70

Aus der Wirtschaft kommt zudem kaum Unterstützung für ein höheres Renteneintrittsalter. Knapp 58 Prozent der Unternehmen halten eine Rente mit 70 für nicht sinnvoll.

Stattdessen sprechen sich viele für andere Reformansätze aus, darunter eine freiwillige Verlängerung der Lebensarbeitszeit, eine Aktivrente mit steuerfreien Zusatzeinkommen oder strukturelle Reformen des Rentensystems.




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