Im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl haben MAN Truck & Bus, der Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) und der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) ein gemeinsames Forderungspapier zur Zukunft der Logistik im Freistaat vorgestellt.
"Die reibungslose Abwicklung von Transport- und Logistikprozessen bildet das Rückgrat einer funktionierenden Industrie und eines starken Wirtschaftsstandortes Bayern", heißt es darin. Es brauche aber wichtige Weichenstellungen, um der Rolle Bayerns als Logistikland auch in Zukunft gerecht zu werden, finden die drei Akteure. In zehn Punkten halten sie ihre Forderungen "nach spürbaren Verbesserungen" fest:
- Stärkung der Straßeninfrastruktur: Eine funktionierende leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist die Basis für eine prosperierende leistungsstarke bayerische Wirtschaft. Angesichts einer erwarteten Zunahme des Güterverkehrs auf der Straße von 54 Prozent bis 2051 fordern die Vertreter der Branche substanzielle Investitionen in den Ausbau und Erhalt der Straßenverkehrswege in Bayern.
- Leistungs- und zukunftsfähige Parkflächen entlang von Verkehrsadern: Die Schaffung von besseren Parkmöglichkeiten entlang von Autobahnen und Bundesstraßen wird gefordert, um dem Verkehrsaufkommen gerecht zu werden und die Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer zu verbessern. Dabei sollte stärker als bislang auf innovative digitale Lösungen zurückgegriffen werden, die heute schon zur Verfügung stehen.
- Bessere Verzahnung von Straße und Schiene: Die Verknüpfung von Straßen- und Schienenverkehr ist entscheidend, um den Güterverkehr leistungsstark und klimafreundlich zu gestalten. Dabei soll der Schienengüterverkehr kapazitativ ausgebaut und wirtschaftlich attraktiv gemacht werden, um den Ausbau intermodaler, emissionsfreier Transportketten zu heben und somit den Klimaschutz mit Effizienz zu verbinden. Auch der Bau neuer Umschlaganlagen und Terminals solle geprüft werden.
- Ausbau der digitalen Infrastruktur: Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur ist entscheidend, um den steigenden Datenmengen im Transport- und Logistiksektor gerecht zu werden. Nur so kann die ansteigende Menge der verarbeiteten Fahrzeugdaten durch zunehmend vernetzte Fahrzeuge gesteuert werden. Im Freistaat könnten eine Novellierung der Bauordnung, eine Entlastung der örtlichen Bauämter oder die Bereitstellung landeseigener Liegenschaften helfen, bestehende Lücken zu schließen.
- Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität: Die Branche setzt auf Elektrifizierung im Nutzfahrzeugbereich und fordert den Ausbau von Ladeinfrastruktur sowie erneuerbaren Energien. Nur so kann eine vollständige Dekarbonisierung gelingen. Dafür bedarf es gezielter Förderprogramme für den Aufbau der notwendigen Lkw-Ladeinfrastruktur – nicht nur entlang der Autobahnen, sondern auch in den privaten Logistikdepots.
- Forcierung der Wasserstoffinfrastruktur: Wasserstoff als Energieträger der Zukunft soll ausgebaut werden, sowohl für energieintensive Branchen als auch als Antriebsform für Nutzfahrzeuge. Dies erfordert jedoch auch eine entsprechende Infrastruktur, die nicht nur in ländlichen Regionen flächendeckende Versorgung garantiert, sondern auch auf die speziellen Anforderungen der Nutzfahrzeuge – z.B. mit Blick auf Größe von Tankplätzen – zugeschnitten ist. Als Brückentechnologie sind biogene Kraftstoffe wie z.B. Bio-LNG, HVO und E-Fuels über das Energiesteuergesetz weiterhin zu fördern.
- Zweckbindung der CO2-Maut: Die Mehreinnahmen aus der CO2-Maut sollen zweckgebunden für die Transformation des Straßengüterverkehrs genutzt werden. Damit ist der Auf- und Ausbau der Infrastruktur für einen klimaneutralen Straßengüterverkehr der Zukunft gemeint.
- Verbesserung des Berufsbilds von Lkw-Fahrern und -Fahrerinnen: Die Branche fordert eine gesellschaftliche Anerkennung der Arbeit von Berufskraftfahrern und -fahrerinnen und setzt sich für die Steigerung des Images dieser Berufe ein. Ihre Arbeit und die Wichtigkeit für das Leben von allen Bürgerinnen und Bürgern muss stärker hervorgehoben werden. Für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen setzt sich auch die Initiative "Fahren für Deutschland" von MAN Truck & Bus GmbH gemeinsam mit Partnern aus der Branche ein.
- Gewinnung von Fachkräften: Eine stärkere Fokussierung der Fachkräfteförderung auf Berufe in der Nutzfahrzeugindustrie und Logistikbranche wird angestrebt. Dafür bedarf es schlanker bürokratischer Prozesse, die u.a. eine zeitnahe Anerkennung von Führerscheinen ermöglicht.
- Erleichterung der Genehmigungsverfahren für Großraum- und Schwertransporte: Die Bürokratie bei Genehmigungsprozessen für Großraum- und Schwertransporte soll abgebaut und digitale Fahrassistenzsysteme ausgebaut werden. Denn: Digitale Beifahrer führen zu einer spürbaren Entlastung der Fahrzeugführenden und zu einer erhöhten Verkehrssicherheit.
MAN, LBS und LBT sind sich demnach einig: "Deutschland als führende Wirtschaftsnation und Knotenpunkt des europäischen Handelsverkehrs spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der zukünftigen Logistikinfrastruktur." Deshalb seien alle drei überzeugt, dass eine Umsetzung dieser Forderungen nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Logistik- und Transportbranche stärkt, sondern auch erheblich Versorgungssicherheit für Bürger sowie zur Erreichung von umweltpolitischen Zielen beiträgt.
"Bayern ist Logistikland und Vorbild für einen effizienten Warengüterverkehr. Damit das auch in Zukunft so bleibt, gilt es nun wichtige Weichenstellungen vorzunehmen."
Christoph Huber, Geschäftsführer von MAN Truck & Bus Deutschland
"Logistik ist ein komplexes System, bei dem ein Rad ins andere greift. Nur so können stabile Lieferketten existieren."
Henning R. Mack, Präsident des LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure
"Wir brauchen dringend eine Entbürokratisierung und Beschleunigung bei Führerscheinerwerb und Fahrer-Anwerbung, die Zweckbindung der Lkw-Maut ist aufrechtzuerhalten und biogene Kraftstoffe müssen steuerlich begünstigt werden."
Reinhold Fisel, Präsident des LBT