Förderprogramme: KsNI zum Ersten

Für den ersten Aufruf im Förderprogramm "Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur" (KsNI) des Bundesverkehrsministeriums konnten Unternehmen ihre Anträge vom 16. August bis 27. September 2021 beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) einreichen. Das Programm ist vor Kurzem abgeschlossen worden. 320 Projekte erhielten einen Bewilligungsbescheid, darunter auch Contargo und Rhenus Trucking. Sie können mit dem Zuschuss 28 batteriebetriebene 44-Tonner anschaffen sowie die dazugehörige Ladeinfrastruktur an 15 Containerterminal-Standorten. Dazu zählen neben den 250-kW-Schnellladesäulen auch Batteriespeicher, Energiemanagement-Systeme und die dafür notwendigen Arbeiten. Erfahrung mit rein batterieelektrischer Elektromobilität sammeln die beiden Unternehmen schon seit 2019. Damals nahmen sie ihre erste batteriebetriebene Sattelzugmaschine von DAF am Standort Duisburg in Betrieb, der bald eine zweite folgte. Am Standort Neuss sind zwei 44-Tonner des Schweizer Herstellers E-Force One im Einsatz. Rund 40.000 Euro habe man pro Zugmaschine an Förderung erhalten, so Sascha Hähnke, Geschäftsführer Rhenus Trucking - bei Fahrzeugen, die um die 300.000 bis 400.000 Euro gekostet haben. "Wenn die Fahrzeuge so teuer sind, wird kaum ein Logistiker diese beschaffen können." Das hat sich mit der KsNI-Förderung geändert. Viel Licht und etwas Schatten "Sowohl von der Höhe als auch von der Quote her ist das Programm einmalig in Europa. Das ist richtig toll, was Deutschland damit auf die Beine gestellt hat", sagt Hähnke. Ein weiterer positiver Aspekt sei, dass verschiedene Antriebskonzepte gefördert werden, auch hybrid und brennstoffzellenelektrische Fahrzeuge. Was seiner Ansicht nach nicht so praktisch ist: Man könne die Ladeinfrastruktur nur in Verbindung mit den E-Lkw beantragen. Für die Ladeinfrastruktur erhält ein Unternehmen 80 Prozent Vollförderung, für die Nutzfahrzeuge 80 Prozent Differenzförderung. Hier werden die Mehrkosten, die ein Elektro-Lkw im Vergleich zu einem Diesel kostet, zu 80 Prozent bezuschusst. 20 Prozent muss das Unternehmen noch selbst tragen. "Da tun sich kleine Unternehmen dann zum Teil immer noch schwer", weiß Hähnke. Denn die Fahrzeuge ließen sich nicht multifunktionell einsetzen: Mit ihnen sind keine langen Strecken möglich, es gebe keine öffentliche Ladeinfrastruktur für schwere Lkw und noch darf man mit Elektro-Lkw kein Gefahrgut transportieren. Einsatz im Container-Hinterlandverkehr Wichtig ist zunächst mal den richtigen Einsatz für die Fahrzeuge zu finden. So haben die beiden Partner vor ihrem Start in die E-Mobilität analysiert, wo sich 44-Tonner bei ihnen im Nahverkehr einsetzen lassen. Begonnen haben sie mit Duisburg und Neuss. Auch der künftige Einsatz für die bezuschussten 28 Lkw liegt im Container-Hinterlandtransport. "Der intermodale Verkehr mit einer Reichweite bis zu 250 Kilometer am Tag zwischen Terminal und Kunden ist der ideale Anwendungsfall für diese Fahrzeuge", sagt Michael Starke, ebenfalls Geschäftsführer Rhenus Trucking. Die eigentlichen Herausforderungen vor der Antragstellung lagen damals zum einen darin, die richtige Auswahl an Fahrzeugherstellern zu finden. "In der Zwischenzeit hat sich einiges getan, sodass es heute ein bisschen einfacher ist, da die ersten großen OEM auch Angebote für E-Lkw erstellen können", sagt Hähnke. Zum anderen galt es, die passende Ladeinfrastruktur pro Standort zu ermitteln und eine Standortanalyse durchzuführen. Dazu zählte auch, die technischen Gegebenheiten abzuklären, gegebenenfalls Brandschutzaspekte zu berücksichtigen und mit dem örtlichen Energieversorger zu sprechen. Denn er entscheidet, je nachdem, wie stark das Stromnetz im Industriegebiet belastet ist, was möglich ist und ob gegebenenfalls ein Trafo aufzustellen ist. Hier konnten die Partner auf interne Ressourcen zurückgreifen. "Wir betreiben eigene Häfen, haben Techniker und sind mit den örtlichen Energieversorgern sowieso im Gespräch. All das haben kleinere Firmen nicht. Aber hier helfen etwa die großen Anbieter von Ladesäulen. Auch die Lkw-Hersteller bieten jetzt Beratungsdienstleistungen für die Beantragung der Fördermittel", sagt Hähnke. Zeit und Ressourcen einplanen Aber wie viel Zeit benötigt man, um alle Unterlagen zusammenzuhaben und förderfähige Angebote bei dem Antrag einreichen zu können? "Wenn Sie einen Standort mit Ladeinfrastruktur versehen wollen und ein paar Lkw dazu, können Sie nach unseren Erfahrungen, wenn Sie das intensiv vorantreiben, in sechs bis acht Wochen damit durch sein." Dazu zählen die Standortanalyse, Gespräche mit dem Energieversorger und Herstellerangebote. Die Antragstellung und die Anträge selbst waren relativ selbsterklärend, hebt Hähnke hervor: "Es ist allerdings nicht so einfach, wie bei der KfW einen Förderantrag für eine Wallbox zuhause auszufüllen. Aber auch kein Riesenhexenwerk." Hier könne man sich Beratung und Hilfe holen. Ausnahmesituation Lieferzeiten Ein Problem seien unter anderem die derzeit langen Lieferzeiten für die Fahrzeuge. Denn zwölf Monate nach Erhalt des Zuwendungsbescheides müssen die Lkw angemeldet sein. "Wir bestellen gerade die Fahrzeuge in der vom Förderaufruf vorgegebenen Dreimonatsfrist. Das ist völlig ausreichend, um mit den Herstellern zu sprechen und sich einig zu werden. Aber wir wissen, wenn wir bestellen, das eine Jahr bekommen wir nicht hin", so Hähnke Das liege aber an der derzeitigen Ausnahmesituation mit den Lieferschwierigkeiten. Und er habe von anderen Unternehmen aus der Branche gehört, die recht unbürokratisch eine Fristverlängerung erhalten haben. "Wenn BAG und die NOW (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie) GmbH in dieser Ausnahmesituation weiterhin so unbürokratisch handeln, ist das in Ordnung." Den kompletten Artikel finden Abonnenten im Profiportal VR plus unter www.verkehrsrundschau.de/plus/ksni1. Mehr zum Thema unter #Foerderprogramme www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Bis 2024 stehen im Förderprogramm KsNI insgesamt 1,6 Milliarden Euro für klimaschonende Kfz zur Verfügung. Auch die 80 Prozent Differenzförderung sind einmalig in Europa. Rhenus Trucking hat vor der Antragstellung unter anderem eine Standortanalyse durchgeführt und Herstellerangebote eingeholt.

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