Zwischen 2004 und 2023 klaffte im Mittelstand über Jahre hinweg eine strukturelle Investitionslücke nach Altersgruppen. Unternehmensinhaber unter 40 Jahren tätigten rund 58 % Investitionen, während bei Inhabern über 60 Jahren nur etwa 38 % investierten – ein durchschnittlicher Unterschied von 20 Prozentpunkten, so eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels. Den größten Abstand gab es 2007 mit 30 Prozentpunkten.
Demografieeffekt: Unternehmer werden älter – Nachwuchs fehlt
Die Unternehmergeneration in Deutschland altert deutlich: Das Durchschnittsalter liegt aktuell bei über 54 Jahren (2003: 45 Jahre). Mehr als 54 % der Unternehmensinhaberinnen und -inhaber sind mindestens 55 Jahre alt (knapp 2 Millionen). Vor 20 Jahren waren es lediglich 20 %. Mit dem zunehmenden Alter sinkt auch die Investitionsbereitschaft – besonders bei kleineren Betrieben und in Westdeutschland stärker ausgeprägt als im Osten.
Branchen im Fokus: Baugewerbe und Dienstleister besonders betroffen
Im Baugewerbe sank der Anteil der Inhaber unter 40 von 35 % (2003) auf 11 % (2024), während die Gruppe der über 60-Jährigen von 14 % auf 34 % wuchs. In wissensintensiven Dienstleistungen (z. B. Steuerberatung, Rechtsanwälte) ist inzwischen 42 % der Inhaber über 60 – und nur rund 9 % unter 40. Dieser Trend verstärkt den Investitionsstau im Mittelstand.
Unternehmensnachfolge als Auslöser für Investitionen
Eine klare Nachfolgeregelung wirkt sich positiv auf die Investitionshöhe aus: Wenn im Durchschnitt alle Unternehmen zwischen 2007 und 2024 8.400 € pro Mitarbeiter investieren, sinkt der Betrag auf 7.300 € ohne Nachfolgegespräche, steigt aber auf 16.400 €, wenn ein Nachfolger in Verhandlung ist – und sogar auf 21.900 €, wenn die Nachfolge bereits gesichert wurde. Das zeigt deutlich: Nachfolgeplanung steigert langfristig Investitionsbereitschaft.
Handlungsempfehlungen: Voraussetzungen schaffen für mehr Engagement
Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, warnt: "Viele Mittelständler fahren auf Verschleiß. Deutschland kann sich das nicht leisten." Deshalb braucht es politisch Rahmenbedingungen, die Unternehmensnachfolge attraktiver machen und junge Übernehmer ermutigen. Nur so kann die Investitionskraft im deutschen Mittelstand langfristig gesichert werden.