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Grüner Straßengüterverkehr: CO₂ senken – Strategien für den Mittelstand

11.07.2025 07:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
CO2
Ab 2025 gelten in der EU schärfere CO2-Grenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge über 16 Tonnen. Die Hersteller müssen die durchschnittlichen Emissionen ihrer neu zugelassenen Lkw und Sattelauflieger um 15 Prozent unter das Niveau von 2019/2020 senken
© Foto: Dilok/ AdobeStock

Der Straßengüterverkehr verursacht hohe CO₂-Emissionen. Mittelständische Transport- und Logistikunternehmen können jedoch gegensteuern. Der Artikel zeigt, wie Betriebe mit digitalen Tools und praxiserprobten Strategien klimafreundlicher wirtschaften – und für Kunden attraktiver werden.

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Schwere Nutzfahrzeuge (SNF) tragen laut dem Umweltbundesamt (UBA) aktuell mehr als ein Viertel (26 Prozent in 2023) zu den CO₂-Emissionen des Verkehrs bei. Der Straßengüterverkehr ist damit ein großer Verursacher von CO₂-Emissionen in Deutschland.

Für mittelständische Transport-, Speditions- und Logistikunternehmen sowie für die Logistikverantwortlichen in Industrie- und Handelsunternehmen bedeutet das: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Gleichzeitig bietet die Transformation hin zu einem klimafreundlicheren Transportwesen erhebliche Chancen – wirtschaftlich, strategisch und im Hinblick auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Dieser Artikel zeigt aktuelle, praxistaugliche Lösungen aus dem Jahr 2024/2025, mit denen Unternehmen ihre CO₂-Bilanz nachhaltig verbessern können.

Gesetzliche Vorgaben: CO₂-Reduktionsziele im Straßengüterverkehr

Sowohl auf EU- als auch auf Bundesebene gelten mittlerweile ambitionierte Klimaziele für den Verkehrssektor – mit direkten Auswirkungen auf Transportunternehmen und Speditionen.

Ab 2025 gelten in der EU schärfere CO2-Grenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge über 16 Tonnen. Die Hersteller müssen die durchschnittlichen Emissionen ihrer neu zugelassenen Lkw und Sattelauflieger um 15 Prozent unter das Niveau von 2019/2020 senken. Ab 2030 ist eine Reduzierung um 30 Prozent geplant. Konkret sollen Neufahrzeuge über 16 Tonnen bis zum Jahr 2030 mindestens 45 Prozent weniger CO₂ ausstoßen als 2019. Bis 2035 steigt das Ziel auf 65 Prozent und bis 2040 müssen 90 Prozent der Emissionen eingespart werden. Dies betrifft insbesondere Lkw-Flotten im Regional- und Fernverkehr.

Auch das deutsche Klimaschutzgesetz verlangt eine drastische Reduktion der Emissionen im Verkehrssektor: Bis 2030 müssen die verkehrsbedingten CO₂-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 48 Prozent sinken. Der Straßengüterverkehr, der über 95 Prozent des Güteraufkommens in Deutschland abwickelt, steht dabei besonders im Fokus.

Was bedeutet das für die Praxis?

Mittelständische Unternehmen müssen ihre Transportprozesse zunehmend emissionsarm gestalten – nicht nur aus Eigeninitiative, sondern auch zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, zur Kundenerwartung und um sich Zugang zu Fördermitteln zu sichern. Erfahren Sie hier, wie mittelständische Transport-, Speditions- und Logistikunternehmen CO₂ im Straßengüterverkehr einsparen können – mit aktuellen Strategien, Praxisbeispielen und digitalen Tools.


CO₂-Einsparung in der Praxis

Dazu einige Praxisbeispiele aus 2024 und 2025, die zeigen, wie mittelständische Speditionen und Transportunternehmen durch Digitalisierung, alternative Antriebe und clevere Strategien ihre Klimabilanz verbessern – auch ohne neue Bundesförderung. Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg schließen sich also nicht aus.

Gustav Mäuler Spedition (Remscheid): Elektrifizierung mit Eigeninvest

Die Spedition Gustav Mäuler nahm 2024 mehrere Elektro-Lkw in den Einsatz und errichtete am Standort eine eigene Schnellladeinfrastruktur – komplett eigenfinanziert. Ziel ist eine CO₂-Reduktion von 30 Prozent bis 2030.

Maßnahmen:

Umstieg auf E-Lkw (16- und 40-Tonnen-Klasse) Ladeinfrastruktur mit PV-Unterstützung Einsatz digitaler Tools zur Routenoptimierung

Metzger Spedition in Kupferzell: E-Mobilität & HVO100 in der Praxis

Die Metzger Spedition setzt seit 2025 auf batterieelektrische Lkw und testet HVO100 in ausgewählten Fahrzeugen für Überlandverkehre. Der benötigte Strom stammt aus einer firmeneigenen PV-Anlage mit Batteriespeicher.

Vorteile:

E-Lkw im städtischen Nahverkehr HVO100 für nicht-elektrifizierte Strecken Nachhaltigkeitsreporting für Kunden

AddSecure Eco-Driving: 24.400 Tonnen CO₂ gespart

In der europaweiten AddSecure Eco-Driving Challenge 2024 nahmen über 75 Unternehmen teil, darunter auch deutsche Mittelständler wie Spedition Meindl, Götz Transporte oder Danwerth. Ergebnis: 24.400 Tonnen CO₂-Ersparnis durch effizientes Fahrverhalten.

Tools: Fahrerschulung mit telematikbasiertem Feedback Bonusprogramme für sparsames Fahren Verbrauchs- und Bremsanalysen per App

Frye Transport-Logistik in Melle: 14 Prozent CO₂-Einsparung durch Telematik

Bereits seit 2019 setzt die Frye Transport-Logistik GmbH auf MAN Telematics. 2024 wurde das System durch ein digitales Fahrer-Feedback-Modul ergänzt – mit sichtbarem Erfolg: Der Dieselverbrauch sank von 37 auf 32 l/100 km.

Ergebnis: 14 Prozent CO₂-Ersparnis pro Tour Transparente Verbrauchswerte für Kunden Integration ins ESG-Reporting

Dachser City Distribution: Emissionsfreie Innenstadtbelieferung

Dachser betreibt in über einem Dutzend deutscher Städte emissionsfreie City-Logistik mit E-Lkw, e-Cargobikes und Microhubs – unter anderem  in Freiburg, Köln, Hamburg und München. Allein 2024 wurden laut Dachser über eine Millionen Sendungen CO₂-frei zugestellt.

Maßnahmen: E-7,5-Tonner und eCargobikes im Einsatz Microhubs mit Solardach Interne Echtzeit-Logistikplattform für Routensteuerung

Diese Beispiele zeigen: Mittelständische Speditionen können Erfolge bei der CO₂-Reduktion erzielen – durch gezielte Eigeninvestitionen, Datenanalyse, Mitarbeiterschulung und den Einsatz alternativer Kraftstoffe. Gerade in Zeiten steigender Umweltanforderungen bietet dies einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber passiveren Marktteilnehmern.



Strategien & Tools für CO₂-Reduktion im Straßengüterverkehr

  • Elektrifizierung: Einsatz von E-Lkw (Volvo, Mercedes eActros, MAN eTruck) vor allem im Nah- und Regionalverkehr.
  • Alternative Kraftstoffe: Umstieg auf HVO, Bio-LNG oder künftig Wasserstoff. Digitale Tourenplanung: Tools wie Smartlane, PTV Logistics, Transporeon oder Timocom reduzieren Leerfahrten und optimieren Routen.
  • CO₂-Transparenz schaffen: Um CO₂-Emissionen auf Sendungsebene zu berechnen, gibt es verschiedene Anbieter und Tools, die sich auf die Logistik- und Transportbranche spezialisiert haben., unter anderem mittels der Datenplattform Shipzero, der cloud-basierten „Sustainability Management Platform“ (SMP) von Waves oder aber mittels des Tools „Carbon Visibility" von Transporeon, um einige Beispiele von Anbietern zu nennen.
  • Telematik & Fahrertraining: Systeme wie Fleetboard oder Trimble erfassen Verbrauchsdaten und unterstützen emissionsbewusstes Fahren.
  • Kollaboration & Plattformen: Frachtenbörsen wie zum Beispiel Timocom und Transporeon können helfen, Leerfahrten zu vermeiden.

Scope 3 – Was bedeutet das für Transportunternehmen?

  • Scope 3 umfasst alle indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette.
  • Für Transportunternehmen besonders relevant: Emissionen, die beim Warentransport für Dritte entstehen.
  • Kunden (z. B. Hersteller, Händler) sind verpflichtet, diese Emissionen zu erfassen – und benötigen deshalb exakte Daten von ihren Dienstleistern.
  • Wer als Dienstleister CO₂-Transparenz bietet, wird bevorzugt beauftragt.


CO₂-Bilanzen & Scope 3: Was Kunden heute fordern

Wichtig ist dies auch deshalb, weil immer mehr Industrie- und Handelsunternehmen von ihren Transport- und Logistikpartnern solche CO₂-Einspar-Maßnahmen einfordern und durch belastbare CO₂-Bilanzen entsprechend nachgewiesen haben wollen – nicht zuletzt wegen gesetzlicher Berichtspflichten nach dem EU-Green Deal, der CSRD sowie den Anforderungen an die Erfassung von Scope-3-Emissionen entlang der Lieferkette. Anbei wichtige Schritte, wie mittelständische Unternehmen CO₂-Bilanzen erstellen können:

  1. Einsatz digitaler Plattformen wie BigMile, EcoTransIT oder Tracks, die Telematik- und ERP-Daten automatisiert auswerten.
  2. Die CO₂-Ermittlung basiert auf dem GLEC Framework gemäß der aktuellen Norm DIN EN ISO 14083:2023 (Nachfolger der DIN EN 16258).
  3. Schulung interner Teams oder Zusammenarbeit mit spezialisierten CO₂-Unternehmensberatern.
  4. Kombination von Echtzeit-Tracking (zum Beispiel über Trimble/Fleetboard) mit Touren- und Verbrauchsdaten.

Jetzt handeln – emissionsarm wirtschaften

Fazit: Klimafreundliche Logistik ist nicht mehr Kür, sondern Pflicht – durch gesetzliche Vorgaben, Marktanforderungen und Kundenwünsche. Für mittelständische Transport- und Speditionsunternehmen ist jetzt der ideale Zeitpunkt, ihre CO₂-Bilanz strukturiert anzugehen. Die Technologien sind verfügbar, Förderungen können beantragt werden, und Kunden fragen aktiv CO₂-Daten nach.

Wer heute beginnt, profitiert mehrfach: durch niedrigere Betriebskosten, attraktive Aufträge und eine starke Marktposition im Wettbewerb um Nachhaltigkeit. Nutzen Sie digitale Tools, praxisnahe Strategien und Partner aus Ihrem Netzwerk – und machen Sie grünen Straßengüterverkehr zu einem Wettbewerbsvorteil für Ihr Unternehmen. Starten Sie deshalb jetzt – mit einer CO₂-Analyse Ihrer Flotte oder einem digitalen Pilotprojekt!



Checkliste für Entscheider: So starten Sie Ihre CO₂-Strategie

✅ Bestehende Verbräuche und Tourdaten analysieren (Telematik, TMS)

✅ Passende CO₂-Bilanzierungstools evaluieren

✅ Förderprogramme für E-Lkw und Infrastruktur prüfen (Stand Juli 2025: derzeit bestehen eher Chancen auf Bundeland-Ebene) (Verweis auf Beitrag von Christin zur Fördermittel-Landschaft für Green Transporte )

✅ Fahrpersonal schulen und Anreizsysteme einführen

✅ Kundendialog zu Emissionsanforderungen starten (Scope 3!)

✅ Quick Wins umsetzen: Routenoptimierung, Lkw-Auslastung, alternative Kraftstoffe

✅ Pilotprojekte starten (z. B. E-Lkw auf Kurzstrecke, Kooperation mit Microhubs)

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