Mit dem Beginn der Sommerferien in Baden-Württemberg steigt die Nachfrage nach Ferienjobbern in verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Schüler und Studierende haben jetzt die Möglichkeit, kurzfristig in das Berufsleben einzusteigen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Branchenverbände und Unternehmen melden weiterhin Bedarf – insbesondere in der Gastronomie, Industrie, im Handel und Handwerk - und in der Logistik.
Ferienjobs als Chance für Unternehmen und Schüler
Unternehmen können mit einem Angebot an Ferienjobs nicht nur die Mitarbeiter-Ausfälle in der Urlaubszeit überbrücken: Sie erreichen so auch eine größere Zahl an jungen Menschen, die vielleicht nicht auf der Suche nach Ausbildungen sind, aber bei der Suche nach Ferienjobs, über die Unternehmensanzeige stolpern. Und wenn sie den Betrieb einmal von innen gesehen haben, wollen sie vielleicht da bleiben oder erzählen ihren Freunden davon.
Wie Matthias Deuber, CFO von Herbst Transporte in Bamberg, der VerkehrsRundschau erzählt, stellt die Spedition Herbst jährlich fünf bis zehn Praktikanten im Betrieb ein und bietet zudem Ferienjobs an. Eine gute Chance für Betrieb, um sich bei jungen Menschen bekannt zu machen und zugleich eine Chance für junge Menschen, um eine potentielle Ausbildung erst einmal auszuprobieren. Und wenn die Arbeit Spaß macht und die Chemie zwischen Arbeitgebern und Ferienjobbern stimmt, ist der Übergang in einen offiziellen Ausbildungsstart im Idealfall auch fließend machbar.
Schülerinnen und Schüler hätten mit Ferienjobs die Gelegenheit, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt und im Handwerk zu sammeln und könnten auch noch ihr Taschengeld aufbessern, meint auch Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart gegenüber der dpa.
Jobs in Logistik und Produktion
Laut dem Arbeitgeberverband Südwestmetall werden Ferienjobber in der Industrie vor allem in Produktion, Logistik und Verwaltung eingesetzt. Auch die Metall- und Elektroindustrie meldet weiterhin Bedarf. Große Unternehmen wie Mercedes-Benz, Bosch und Daimler Truck bieten Ferienjobs an verschiedenen Standorten an – darunter Sindelfingen, Rastatt, Kuppenheim, Schwäbisch Gmünd, Reutlingen, Mannheim, Gaggenau und Wörth.
Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck biete Ferienjobs an – vor allem in der Produktion und Logistik, es gebe aber auch Jobs in der Verwaltung oder Gastronomie, wie eine Sprecherin von Daimler Truck der dpa mitteilte. An den Standorten in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart, Mannheim, Gaggenau und Wörth seien derzeit noch Stellen ausgeschrieben.
Im Karriere-Portal von Mercedes-Benz waren zuletzt noch Jobs zum sofortigen Beginn in den Werken in Sindelfingen, Rastatt und Kuppenheim ausgeschrieben, so die dpa.
Auch beim Technologiekonzern Bosch seien im Großraum Stuttgart - einschließlich der Standorte Schwäbisch Gmünd und Reutlingen - einzelne Stellen noch ausgeschrieben, ein Großteil sei aber bereits besetzt. Man rechne mit rund 650 Ferienbeschäftigten.
Tipp: Einfach Anfragen
Der Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Baden-Württemberg, Daniel Ohl, rät Interessierten, sich direkt an Betriebe vor Ort zu wenden und zu fragen, ob in den Ferien Bedarf an Servicekräften bestehe, wie er der dpa mitteilte. Auch eine Sprecherin des Handelsverbands Baden-Württemberg empfiehlt: Wer sich für einen Ferienjob interessiere, solle direkt vor Ort bei seinem Wunschhändler nachfragen, ob offene Stellen verfügbar sind.
"Sei es beim Verkauf in einer Bäckerei oder bei einem Helferjob im Bau, bei einem Malerbetrieb oder Tischlerbetrieb", so Friedrich. Es lohne sich, bei den Handwerksbetrieben in der Nachbarschaft oder im Nachbarort nach einem Ferienjob zu fragen.
Auch bei Speditionen, Transport- und Logistikunternehmen kann man jederzeit anrufen, und nach einem Ferienjob fragen.
Viele Schüler wollen statt einer Ausbildung erst arbeiten
Wie die neuen repräsentative Studie "Ausbildungsperspektiven 2025" der Bertelsmann-Stiftung zeigt, will von den Schülern in Deutschland jeder Fünfte nach der Schule erst arbeiten, statt eine Berufsausbildung zu machen. Besonders oft geben das Schüler mit niedrigem Schulbildungsniveau an. Für über ein Viertel der befragten jungen Menschen zwischen 14 und 25 Jahren ist der Wunsch, direkt zu arbeiten, ein wichtiger Grund, der gegen die Aufnahme einer Ausbildung spricht, so die Studie – wodurch die Quote an Ungelernten weiter zu steigen droht.
Für Befragte mit niedriger Schulbildung liegen die Probleme bei der Ausbildungsplatzsuche vor allem daran, dass ihnen das Schreiben einer Bewerbung schwerfällt oder dass sie nicht die geforderten Qualifikationen vorweisen können. Den Befragten mit höherer Schulbildung fällt es hingegen schwer, sich in der Masse an Informationen zur Berufswahl zurechtzufinden - wobei eine Forderung nach mehr Angeboten zur Berufsorientierung besteht, besonders in Form persönlicher Beratung.
Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlten im Vorjahr bundesweit mehr als 570.000 qualifizierte Arbeitskräfte. 43 Prozent der befragten Schüler streben jedoch dennoch eine Ausbildung an, 40 Prozent möchten auf jeden Fall studieren. Zugleich aber schätzen die jungen Menschen mit niedriger Schulbildung ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz deutlich pessimistischer ein als der Rest. Mehr als ein Drittel von ihnen (35 Prozent) glaube nicht oder ist sich nicht sicher, dass sie einen Ausbildungsplatz bekommen.
Besonders da bietet ein Ferienjob oder Praktikum eine gute Chance, dass sich Betriebe und Schüler erst einmal kennenlernen können. Und währenddessen oder nach den Ferien kann man sich entspannt zusammensetzen und gemeinsam über den Anschluss einer Ausbildung sprechen.