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Technik und Innovation – eine Übersicht der Technologien im grünen Transport

10.07.2025 15:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Lkw wird auseinander genommen
In unserem Lkw-Tests nehmen wir die Nutzfahrzeuge ganz genau unter die Lupe
© Foto: Erwin Fleischmann/ VerkehrsRundschau

Die vergangenen 100 Jahre war der Diesel-Motor als Antriebsquelle für Lastwagen über alle Einsatzarten praktisch gesetzt. Vor dem Hintergrund der CO2-Problematik müssen allerdings Alternativen her. Wir zählen die verschiedenen alternativen Antriebsarten auf, ordnen diese in geeignete Branchen ein und zählen ihre Vor- und Nachteile auf.

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Dieselmotor mit HVO-Kraftstoff

HVO steht für (Hydrotreated Vegetable Oil) und ist ein erneuerbarer Diesel, der aus pflanzlichen Ölen, tierischen Fetten oder Abfallfetten durch Hydrierung hergestellt wird. Dabei werden die Ausgangsstoffe mit Wasserstoff behandelt, um einen sauberen, hochwertigen Kraftstoff zu erzeugen, der im Dieselmotor verwendet werden kann. Der Kraftstoff ist mittlerweile von nahezu allen Lkw-Herstellern freigegeben.

Eignung für welche Branche:

HVO lässt sich in Fern, Nah- und Baufahrzeugen problemlos einsetzten.

Vorteile: 

CO2-Reduktion: Im Vergleich zu fossilem Diesel kann HVO die Treibhausgasemissionen um bis zu 90 Prozent senken. Kompatibilität: HVO ist direkt mit bestehenden Dieselmotoren und Tankstelleninfrastruktur kompatibel – keine Umbauten nötig. Verbesserte Verbrennung: HVO verbrennt sauberer, mit weniger Ruß- und Partikelemissionen. Gute Kälteeigenschaften: Auch bei niedrigen Temperaturen stabil und fließfähig. Lagerstabilität: HVO hat eine längere Haltbarkeit als herkömmlicher Biodiesel (FAME).

Nachteile:

Rohstoffabhängigkeit: Die Herstellung hängt von der Verfügbarkeit pflanzlicher oder tierischer Fette ab, was Nachhaltigkeits- und Landnutzungsfragen aufwerfen kann. Kosten: HVO ist derzeit noch teurer als fossiler Diesel, was die breite Marktdurchdringung erschwert. Energieintensive Herstellung: Der Hydrierungsprozess benötigt viel Wasserstoff und Energie, was die Umweltbilanz beeinflusst. Begrenzte Verfügbarkeit: Produktion und Verfügbarkeit sind regional unterschiedlich und noch nicht flächendeckend.


Hybridantrieb

Bei einem Hybridantrieb wird der Dieselmotor von einem Elektromotor unterstützt. Im Lkw-Bereich kommt meist der Plug-in-Hybrid zum Einsatz. Hier wird der Elektromotor von einer Batterie mit Strom versorgt, die an einer Ladesäule aufgeladen wird. Zusätzlich wird auch die Bremsenergie rekupiert. Ja nach Größe der Batterie kann der Lkw gewisse Strecken rein elektrisch zurücklegen. Ist die Batterie leer, springt der Dieselmotor automatisch wieder an und kann auch die Batterie wieder aufladen.

Eignung für welche Branche:

Ein Plug-in-Hybrid eignet sich für den Nahverkehr und besonderes bei der Belieferung von urbanen Gebieten. Hier kann der Elektromotor für emissionsfreie und flüsterleise Belieferung sorgen. Außerhalb der Zone übernimmt dann wieder der Dieselmotor

Vorteile: 

  • Reine Elektrofahrten möglich: Ermöglicht emissionsfreies Fahren über kürzere Strecken
  • Reduzierter Kraftstoffverbrauch: Die Kombination aus Elektromotor und Verbrenner senkt den Verbrauch im Alltag
  • Weniger Emissionen: Vor allem im Stadtverkehr reduziert sich der CO2-Ausstoß deutlich

Nachteile:

  • Hohe Anschaffungskosten: Technik und Batterie erhöhen den Fahrzeugpreis gegenüber konventionellen Modellen
  • Begrenzte elektrische Reichweite: Für längere Strecken ist der Verbrennungsmotor weiterhin nötig
  • Batteriegewicht: Erhöht das Fahrzeuggewicht und kann Nutzlast reduzieren
  • Ladeinfrastruktur nötig: Regelmäßiges Laden ist notwendig, um Vorteile zu nutzen
  • Komplexität: Kombination aus zwei Antriebssystemen führt zu höherem Wartungsaufwand und potenziell mehr Defekten


Batterieelektrischer Antrieb (BEV)

Dem batterieelektrischen Antrieb wird aktuell das höchste Zukunftspotenzial als Antriebsquelle in leichten wie schweren Lastwagen eingeräumt. Hier treibt oder mehrere Elektromotoren den Lastwagen an, der dafür benötigte Strom kommt aus den mitgeführten Batterien, die zumeist links und rechts am Rahmen des Fahrzeugs montiert sind. In leichten Nutzfahrzeugen findet die Kraftübertragung an die Antriebsräder meist über eine einfache Untersetzung statt. Bei schweren Lastwagen kommt aus Effizienzgründen in den meisten Fällen ein mehrgängiges Getriebe zum Einsatz. Viele Hersteller setzten außerdem bereits moderne E-Achsen ein, an denen Getriebe und die Elektromotoren direkt angeflanscht sind. Der Vorteil dieses Konzeptes liegt einerseits im verringerten Bauraum, der für eine größere Batteriekapazität und damit mehr Reichweite genutzt werden kann. Außerdem ist so eine E-Achse im Betrieb oft effizienter als die ebenfalls noch populäre Kraftübertragung über eine klassische Kardanwelle. Letztere ist bei Fahrzeugen mit speziellen Aufbauten dafür im Vorteil, weil ein getriebeseitiger Nebenabtrieb möglich ist.

Eignung für welche Branche:

Der batterieelektrische Antrieb gilt als extrem effizient und gilt daher als zukunftsträchtigste Alternative in allen Gewichtsklassen und Einsatzarten von Lastwagen.

Vorteile: 

  • Sofern Strom aus nachhaltigen Quellen zum Einsatz kommt, ist ein CO2-Neutraler Betrieb des Lkw möglich
  • Im Vergleich zu Verbrennerfahrzeuge deutlich geringere Wartungskosten
  • Leiser Betrieb
  • Hoher Fahrkomfort
  • Vergleichsweise einfache Technik
  • Unschlagbarer Wirkungsgrad

Nachteile: 

  • Begrenzte Reichweite im Fernverkehr
  • Teils undurchsichtige Stromtarife
  • Neben dem eigentlichen Fahrzeug kommen auf Transportunternehmen weitere, teils hohe Kosten zu, beispielsweise für Ladeinfrastruktur auf dem Firmenhof
  • Vergleichsweise lange Ladezeiten, dieses Problem könnte allerdings durch das sogenannte Megawatt-Laden in Zukunft entschärft werden
  • Deutlich höhere Anschaffungskosten
  • Noch deutlich gegrenzte Ladeinfrastruktur für Lkw
  • Reichweitenangst

Brennstoffzellenantrieb (FCEV)

Wenn der Tank leer ist, einfach wie beim Diesel schnell Wasserstoff nachtanken und weiterfahren. Klingt verlockend und ist sicher der Grund, warum viele Transportunternehmen dieses Antriebskonzept für die Zukunft favorisieren. In Sachen Effizienz ist die Brennstoffzelle allerdings den batterieelektrischen Lkw unterlegen. Der Hauptgrund hierfür ist der doppelte chemische Umwandlungsprozess. Denn Wasserstoff muss zunächst energieaufwendig erzeugt werden, bis er in einem Lkw vertankt werden kann. In der Brennstoffzellen des Lkw wird der Wasserstoff dann wieder in elektrische Energie umgewandelt, der in einer an Bord befindlichen Pufferbatterie gespeichert wird. Der Rest des Antriebsstranges ist ähnlich aufgebaut wie beim batterieelektrischen Lastwagen. Die Pufferbatterie versorgt einen oder mehrere E-Motoren, die ihre Kraft entweder über eine E-Achse oder per klassischer Kardanwelle an die Antriebsräder weitergeben.

Eignung für welche Branche:

Aufgrund der komplizierteren und teureren Technik, dürfte die Brennstoffzelle gegenüber der Batterieelektrik meist den Kürzeren ziehen. Lohnenswert erscheint sie nur in Lastwagen im echten Fernverkehr mit sehr hoher Kilometerleistung. Aber auch hier könnte das Einsatzfeld aufgrund besserer Batterien und leistungsstärkerer Ladesäulen in Zukunft vermehrt kleiner ausfallen.

Vorteile:

  • Sofern Strom aus nachhaltigen Quellen zum Einsatz kommt, ist ein CO2-Neutraler Betrieb des Lkw möglich, als dem Auspuff kommt lediglich Wasserdampf
  • Kurze Betankungszeiten ähnlich wie bei Diese
  • Hohe Tageskilometerreichweiten möglich
  • Geringeres Gewicht im Vergleich zu batterielektrischen Lkw mit großen Akkupaketen

Nachteile:

Hohe Produktionskosten der Brennstoffzellen und Wasserstofftankstellen Noch stark begrenzte Infrastruktur für Wasserstofftankstellen Energieverluste bei der Wasserstoffherstellung, -lagerung und -nutzung Aktueller Stand der Technologie noch in der Entwicklung, weniger verbreitet Wasserstoff ist oft noch teuer und schwer zu beschaffen, abhängig von der Produktionsmethode



Erdgas/Biogas (verflüssigt oder gasförmig)

Den Einsatz von Biogas sehen Lkw-Hersteller wie Iveco, Scania und Volvo Trucks als Brückenlösung für C02-neutrale Transporte, bis der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw abgeschlossen ist. Biogas wird durch Vergärung organischer Materialien (z. B. Gülle, Bioabfall, Energiepflanzen) in einem anaeroben Prozess (also ohne Sauerstoff) erzeugt. Dabei bauen Mikroorganismen die organische Substanz ab und produzieren ein Gasgemisch, das hauptsächlich aus Methan (CH₄) und Kohlendioxid (CO₂) besteht. Diese Gasgemisch kann von speziell darauf zugeschnittenen Lkw-Motoren, die meist vom Dieselmotor abstammen, verbrannt werden. Ein klimaneutraler Transport wir durch den Einsatz dieses Kraftstoffes möglich, weil die Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Pflanzen während ihres Wachstums CO₂ aus der Atmosphäre aufgenommen haben. Diese wird bei der Vergärung lediglich wieder freigesetzt.

Eignung für welche Branche:

Im gasförmigen, verdichteten Zustand eignet sich Biogas (Compressed Bio Gas (CBG) für Lkw, die am Tag nicht zu hohe Kilometerleistungen absolvieren müssen. Was beispielsweise im Nah- und im regionalen Verteilerverkehr der Fall ist. Ist die Kilometerleistung höher, empfiehlt sich die verflüssigte Variante des Biogases. Dabei wird das verdichtete Gas auf etwa -162°C herunterkekühlt, wodurch es flüssig wird. In diesem Zustand weist das Gas nur noch etwa 1/600 seines ursprünglichen Volumens auf. Auf diese Weise kann mehr Energie in den Tanks gespeichert werden, was höhere Kilometerleistungen mit einer Tankfüllung ermöglicht.

Vorteile:

Biogas gilt als klimaneutral, da der CO₂-Ausstoß aus der Biomasse stammt, die zuvor CO₂ aufgenommen hat. Weniger Luftschadstoffe: Biogas verbrennt sauberer als Diesel, wodurch Feinstaub und Stickoxide (NOx) in der Abgaseemission verringert werden. Reduktion von Methanemissionen: Verhindert, dass unkontrolliertes Methan aus Abfällen in die Atmosphäre gelangt (Methan ist ein starkes Treibhausgas). Biogasbetriebene Motoren können leiser sein als Dieselmotoren, was den Lärmpegel im Straßenverkehr reduziert.

Nachteile

  • Sofern der Lkw-Hersteller bei seinen Biogas-Motoren auf das Otto-Prinzip setzt, ist mit einem Leistungsverlust gegenüber einem vergleichbaren Dieselmotor zu rechnen
  • Die Produktion von Biogas aus Energiepflanzen kann Flächenkonkurrenz mit Nahrungsmittelproduktion verursachen, was in bestimmten Regionen problematisch sein kann.
  • Biogas ist aktuell preislich nicht konkurrenzfähig mit Diesel, besonders wenn der Transport und die Aufbereitung von Biogas teuer sind.
  • Noch sehr begrenztes Tankstellennetz, sowohl für komprimiertes Biogas, als auch für verflüssigtes Biogas
  • Der Tankvorgang von verflüssigtem Biogas ist aufgrund der Kälte nicht ungefährlich und bedarf Schutzkleidung und einer Schulung.
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