Wenn Ende November die Lichter des Nürnberger Christkindlesmarktes angehen, beginnt für Besucher die schönste Zeit des Jahres. Für die Stadt Nürnberg hingegen bedeutet es den Höhepunkt eines monatelangen logistischen Kraftakts.
Aufbau: Ein „Städtlein aus Holz und Tuch“
Ende Oktober rücken die Mitarbeiter der Nürnberger Servicebetriebe Öffentlicher Raum (SÖR) mit ihrem Fuhrpark aus. Aus der Halle in der Leyher Straße werden über 165 Buden ausgelagert und mit städtischen Fahrzeugen zum Hauptplatz transportiert. SÖR-Mitarbeiter des sind täglich im Einsatz, darunter auch sechs Fahrer, die über 14 Tage hinweg zwischen Lagerhalle und Nürnberger Hauptmarkt pendeln. Pro Fahrt wird jeweils eine Hütte bewegt, die vor Ort zusammengebaut wird – jede wiegt knapp eine Tonne.
Spektakulärer Krippendach-Transport
Besonders aufwendig ist der Transport des Reetdachs der großen Krippe, einem Wahrzeichen des Marktes. Das Dach überdacht die rund 4,5 mal 4,5 Meter große Krippe mit ihren historischen Figuren, wiegt über zwei Tonnen und ist nur mit einer speziellen Fahrzeugkombination zu bewegen: Ein Unimog zieht einen Tieflader, der nachts mit den gesetzlich vorgeschriebenen Begelitfahrzeugen durch die Stadt fährt – ein klassischer Schwerlasttransport. Der nächtliche Einsatz ist notwendig, weil das Gespann enorme Platzverhältnisse beansprucht.
Damit das Dach nicht durch Silvesterfeuerwerk beschädigt wird, muss es bereits vor dem Jahreswechsel abgebaut und ins Depot gebracht werden. Der restliche Abbau des Marktes erfolgt dann Anfang Januar und dauert rund zwei Wochen.
Doppelbelastung für das Nürnberger SÖR-Team
Das 35-köpfige Kernteam der städtischen Servicebetrieb Öffentlicher Raum ist normalerweise auch für den Winterdienst zuständig. Schneefall kann den Zeitplan daher erheblich unter Druck setzen. Hinzu kommen gesetzliche Lenk- und Ruhezeiten: Mehr als zehn Stunden am Stück dürfen die Fahrer nicht im Einsatz sein. 2025 spielte das Wetter mit – der Aufbau konnte ohne größere Verzögerungen abgeschlossen werden. Die Vorbereitungen für den Christkindlesmarkt beginnen bereits im Juni. Ab Herbst läuft die Organisation auf Hochtouren, damit Ende November das „Städtlein aus Holz und Tuch“ pünktlich seine Tore öffnen kann.
Tag-für-Tag-Versorgung: Glühwein, Bratwürste und Lebkuchen
Während des laufenden Marktes geht es um die Versorgung der Aussteller. Hunderttausende Portionen „Drei im Weggla“ und über eine halbe Million Becher Glühwein werden verkauft. Die Weinkellerei Gerstacker produziert jährlich rund eine Million Liter Glühwein, von denen ein erheblicher Teil direkt auf dem Markt ausgeschenkt wird. Lebkuchen-Schmidt produziert Millionen Stück pro Saison und beliefert nicht nur das „Hexenhäuschen“, sondern auch den Christkindlesmarkt-Stollen, der weltweit exportiert wird.
Parallel dazu laufen täglich Müllentsorgung, Energieversorgung und Sicherheitsdienste. Sanitäter, Polizei und Ordnungsamt arbeiten Hand in Hand, um den Besucherstrom von rund zwei Millionen Menschen sicher zu lenken.
Der Christkindlesmarkt ist nicht nur ein kulturelles Highlight, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor: 2024 brachte er der Stadt Nürnberg rund 180 Millionen Euro Umsatz – Hotellerie, Gastronomie und Handel profitieren gleichermaßen.