Bei der Veranstaltung "Schwere Last wird auf dem Neckar" ging es darum, detailliert über Kapazitätsreserven von Wasserstraßen, GST-Umschlagstellen und Mikrokorridoren zu informieren. Die Initiative ging vom Hafen Heilbronn, Hafen Mannheim, Neckarhafen Plochingen, Hafen Stuttgart, Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL), der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) und dem IHK Baden-Württemberg Industrie- und Handelskammertag aus.
Problematik Infrastruktur
Vor einem gut gefüllten Saal eröffnete Mario Klein, BWIHK-Federführer Verkehr, die Infoveranstaltung: „Bei den GST findet man, was man ohnehin in Deutschland findet: Lange Vorläufe, viel Bürokratie und eine Infrastruktur, die an allen Ecken und Enden bröckelt. Zudem kommen hohe Kosten am Hochlohnstandort Deutschland."
Beim Thema Wassertransport spielen neben der Infrastruktur im Hafen für den Umschlag sowie der Schleusen, auch die Genehmigungen für den GST auf Straßen, die bis zur Wasserstraße genutzt werden müssen, eine große Rolle. Er appellierte daran, sich mit der Verwaltung und Politik auszutauschen, damit diese helfen können, Dinge einfacher zu machen, denn oftmals weiß man dort gar nicht, welche Probleme die Häfen haben. Auch für diese Kontakte sollte der Montag genutzt werden.
Kapazitäten der Wasserstraße
Anschließend erklärte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann, dass obwohl er schon 15 Jahre im Amt ist, leider keinen Erfolg vermelden könne: "Der Status ist der gleiche, wie als ich angefangen habe." Dabei liege die Schuld jedoch nicht bei ihm, es tut sich einfach nichts. "Wir reden jeden Tag über Probleme und Engpässe auf der Schiene und Straße – aber wir haben Kapazitäten auf der Wasserstraße, die noch ungenutzt sind, die man auf Straße und Schiene so nicht hat." Als einen Erfolg verzeichnet er, dass die Brücken in Baden-Württemberg verhältnismäßig gut dastehen: "Einer meiner Erfolge ist, dass wir unsere Investitionen weg von Neubau zu Sanierung bewegt haben."
Vom Bund werden die Mikrokorridore angestoßen: Das sind Straßenabschnitte von einem Hafentor bis zur nächstgelegenen Bundesfernstraße, die für GST geeignet sind. Das Thema werde jetzt auf Landesebene geklärt, also wie groß, lang, schwer die Transporte in der Regel sind, damit diese Strecken dann möglichst gut organisiert werden können. "Ich bin zuversichtlich, dass wir da schnell weitervoran kommen", sagte Hermann.
Seine Position war deutlich: "Es ist wichtig, mehr GST auf die Wasserstraße zu bringen, weil es dort Kapazitäten gibt und weil es dort keine Genehmigungen mehr braucht." Weiter merkte er an: "In BW befassen sich 149 Behörden mit den unteren Straßen. Die wissen am besten Bescheid, aber diese 149 Behörden müssen gut und schnell zusammenarbeiten – das ist die Herausforderung. Dass das so schnell wie möglich abgewickelt wird, ist unser Ziel. Dabei helfend die digitalen Möglichkeiten, dass es schneller geht."
Partnerschaftlich denken
Thorge Clever, Projektmanager bei der Spedition Kübler, stellte verschiedene Großraum- und Schwertransporte vor, die das Unternehmen in den letzten Jahren vorgenommen hat. Er erklärte, welche Hürden dabei besonders tückisch sind und wie man sich bei Kübler zu helfen weiß: "Wir haben gemerkt, dass vieles auf der Straße nicht mehr geht und sich inzwischen niemand mehr dafür interessiert, GST auf der Schiene zu machen. Deshalb haben wir jetzt über hundert Wagen für den GST."
In einer Gesprächsrunde, moderiert vom Geschäftsführer des Stuttgarters Hafen Carsten Strähle, tauschten sich Hermann und Clever mit Martin Scholpp, von Scholpp Kran &Transport, zu den Herausforderungen von GST und Mikrokorridoren aus. Hermann betonte erneut: "Nur wenn alle Beteiligten sich zusammensetzten und gemeinsam überlegt, kann man die Probleme lösen und etwa den Erhalt von Mikrokorridoren sichern." Auch Clever bestärkte, dass man Partnerschaftlich denken muss. Scholpp hob hervor, dass bei Umschlagstellen eigentlich auch Zwischenlagerstellen erforderlich sind, da beim GST die zeitlichen Abstimmungen eine große Herausforderung darstellen.
GST-Fachdatenbank
Nach einer Kaffeepause stellten Johanna Reek von der WSA Neckar, und anschließend Meike Eilts, Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, die Themen GST-Fachdatenbank und GST-Mikrokorridore vor, bevor Stephen Mnich, von BDS Binnenschifffahrt, "Frachtraum Binnenschifffahrt" ansprach.
Reek stellte die GST-Fachdatenbank vor: "Durch die Bereitstellung von Infrastrukturdaten zu GST-umschlagstellen wird die Sichtbarkeit des Verkehrsträgers Wasserstraße erhöht", betont sie. "Die Infrastrukturdaten werden in einer bestehenden Fachdatenbank erfasst und über eine Schnittstelle, wie Vemax oder Elwis, bereitgestellt. Diese erhält bereits Informationen zu mehr als 320 GST-Umschlagstellen." Dann äußerte sie die dringende Bitte: "Teilen Sie uns mit welchen Bedarf sie haben, dass wir die dann erfassen und bereitstellen können."
GST-Mikrokorridore
Eilts ging dann nochmal das Thema GST-Mikrokorridore an: "Man will eine Vereinfachung für die Genehmigung bei einem zerstückelten Transport und das wird man auch bekommen", sagte sie zu. Ihre Botschaft war deutlich: "Die GST-Mikrokorridorerfassung führt zu schnelleren Genehmigungen. Hierzu bedarf es einer regelmäßigen Pflege durch die Bundesländer. Das Ziel der Mikokorridor-Erfassung ist es, GST im multimodalen Verkehr durch beschleunigte Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und gleichzeitig den Verkehrsträger Wasserstraße zu stärken." So werde der gebrochene Verkehr attraktiver.
Frachtraum Binnenschifffahrt
Abschließend erzählte Mnich, von seinen Erfahrungen mit GST als Binnenschiffer und selbstständiger Unternehmer in der Binnenschifffahrt. Aus seiner Sicht sind GST angenehme Transporte. Frachtbörsen nutzt er und seine Kollegen als reine Informationsquelle, was denn überhaupt angeboten wird. Dann greift er zum Hörer und klärt alle weiteren Details persönlich.
Die GST-Infoveranstaltung endete mit viel Austausch bei einem gemeinsamen Mittagessen.