Weiterbildung auch am Simulator möglich

Am 10. September war Stichtag. Dann mussten alle Berufskraftfahrer ihre vorgeschriebene Weiterbildung nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) absolviert und im Führerschein eingetragen haben. Wer die Frist versäumt hat, riskiert ein Bußgeld. Fahrer zahlen beim ersten Vergehen bis zu 200 Euro, der Arbeitgeber den vierfachen Betrag. Wer ohne Weiterbildung weiterfährt, dem drohen Strafen von bis zu 5000 beziehungsweise bis zu 20.000 Euro. Künftig muss die Schulung alle fünf Jahre wiederholt werden. Die Pflicht gilt für Fahrer, die eine Fahrerlaubnis der C-Klassen besitzen im Nah- und Lieferverkehr sowie für Produktions-, Handels- und größere Handwerksbetriebe, die Fahrer teilweise für gewerbliche Transporttätigkeiten einsetzen, so der TÜV Süd. Für die zukünftigen Schulungen gilt: Ausbilder und LKW müssen für die Schulungsfahrten in den Tagesablauf eingeplant oder an Wochenenden durchgeführt werden. Gut, dass das Gesetz einen Ausweg zulässt, der Zeit spart. Von den drei Lehrbereichen, die im Anhang zum Gesetz genannt sind, kann insbesondere der erste komplett auf einem "leistungsfähigen Simulator" absolviert werden. Dabei geht es um eine ökologischere und verschleißvermindernde Fahrweise, Sicherheitstraining und die richtige Ladungssicherung. Für die konkreten Schulungsinhalte der Weiterbildungen sind allerdings die einzelnen Bundesländer zuständig. Darum empfiehlt die SVG, sich an die jeweils zuständige Industrie- und Handelskammer zu wenden. Übungsfahrt detailgenau simulieren Nicht jeder Simulator darf zum Einsatz kommen. Was "leistungsfähig" ist, legt das Gesetz fest. Zudem müssen die Simulatoren für die Aus- und Weiterbildung zugelassen sein. "Der Teilnehmer muss die Fahrsituation real erleben können. Zum Beispiel muss man fahrphysikalische Eigenschaften wie Beschleunigung, Bremsen oder die Belastung am Berg spüren können", erklärt Ulrich Löhr von der SVG Aus- und Weiterbildungszentrum Hessen GmbH. Der Fahrer erlebt die Übungsfahrt wie in einem echten LKW. Die Fahrerkabine ist detailgetreu nachgebaut. Selbst die Kraftübertragung und die Wege von Fahr-, Brems- und Kupplungspedal fühlen sich an wie im realen Fahrzeug. Damit sich sämtliche Bewegungen realitätsnah anfühlen, ist die Kabine auf einer beweglichen Plattform montiert, die alle Lenkbewegungen, Straßenunebenheiten und sogar Seitenwind direkt umsetzt. Moderne Simulatoren lassen den Fahrer zudem mit Sitzrüttlern und Gurtstraffersystemen sowie mit echten Geräuschen wie quietschenden Reifen oder Motorgeräuschen, die abhängig von Last und Drehzahl sind, vergessen, dass er sich nicht wirklich auf der Straße befindet. Je besser dann noch die detaillierte Darstellung der Landschaft und der Fahrbahnen ist, desto echter ist das Fahrgefühl. Dafür schaut der Fahrer auf eine computergenerierte Landschaft, die im Halbkreis um die Kabine herum projiziert wird. Das erlaubt sogar den Blick aus dem Seitenfenster. Kleine Monitore dienen dabei als Rückspiegel. Oft gibt es zunächst Bedenken Die meisten Fahrer würden sich auf diese Simulation einlassen, so Löhrs Erfahrung. Auch wenn so mancher zunächst Bedenken habe. Auch eigene Fehler würden ganz gerne dem Simulator zugeschrieben. Nach dem Motto: "In echt hätte ich den Laster wieder auf die Straße bekommen." Doch in der anschließenden Analyse würden auch solche Skeptiker zumeist überzeugt, so Löhr. Er sieht die Vorteile insbesondere darin, dass vor allem schwierige und gefährliche Fahrmanöver im Grenzbereich und bei allen denkbaren Verkehrs- und Witterungsverhältnissen immer wieder risikolos geübt werden können. "Durchlebte Situationen bleiben besser im Gedächtnis als besprochene Ereignisse, die hypothetisch passieren könnten", weiß Löhr. Gefährlichere Fahrmanöver und potenzielle Unfallsituationen, wie das Anhalten am Ende der Einfädelungsspur bei dichtem Verkehr oder das unvorhersehbare Verhalten von Kindern und Fahrradfahrern, könne so lange geprobt werden, bis der Fahrer die nötige Sicherheit habe. "Im Realverkehr kann man vor möglichen Gefahrensituationen allenfalls theoretisch warnen: Pass auf, da könnte einer kommen", so Löhr. Jede Fahrt lasse sich zudem aufzeichnen und könne hinterher bequem am Monitor gemeinsam mit dem Fahrer analysiert und gegebenenfalls wiederholt werden - ohne einen Liter Spritverbrauch. Material und Umwelt schonen Das Umweltargument komme bei den Kunden gut an, bestätigt auch Uwe Nestel, Vorstand der SVG Straßenverkehrs-Genossenschaft Württemberg in Stuttgart. Zudem werde am Simulator das Material geschont. Und der Einsatz von Simulatoren spart Zeit - insbesondere bei der Organisation. Verschiedene Firmen und Organisationen bieten mobile Geräte zur Miete an. Der Transportunternehmer muss somit seine Fahrzeuge und Fahrer nicht mehr zum Übungsplatz schicken, sondern kann die Schulungen direkt auf seinem Hof durchführen lassen. Da die Simulator-Fahrzeuge quasi auf Knopfdruck "be- und umgeladen" werden können, entfallen die Standzeiten, wenn das Fahrzeug anders beladen werden soll. Zudem hat der Fahrer den direkten Vergleich, wenn er innerhalb weniger Minuten eine Vollbremsung mit einem leeren, voll oder gar falsch beladenen Fahrzeug machen soll. Zudem fallen bei den Simulatorzeiten, im Gegensatz zur Ausbildung auf einem echten LKW, keine Lenkzeiten für den Fahrer an. Doch das Simulatortraining hat auch Grenzen. Die Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern und die Einstellung des Fahrers zum Straßenverkehr sowie seine Gefühle und Gedanken lassen sich nicht simulieren. Experten geben aber auch zu bedenken, dass der Simulator ein Übungsgerät ist und den Ausbildungs-LKW nicht ersetzen kann, etwa bei der Führerscheinausbildung. So müssen zum Beispiel Sonderfahrten auf der Straße erfolgen. Doch Löhr ist sich sicher: "Der Simulator liegt im Trend, denn mit der Simulator-Schulung lässt sich die Ausbildung der Fahrer verbessern und die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen." Auch Nestel ist überzeugt, dass Simulatoren in Zukunft bei den Unternehmen deutlich öfter zum Einsatz kommen werden. Insbesondere wenn die Zahl der Simulatoren steigt, dürften die hohen Einstiegskosten künftig auch deutlich sinken. Infos im Netz Staat fördert die Weiterbildung Für Unternehmer interessant: Das Bundesamt für Güterverkehr fördert die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Kraftfahrer mit bis zu 70 Prozent der Kosten.Informationen und Anträge: www.bag.bund.de -> Förderprogramme -> Aus- und Weiterbildung -> Förderperiode 2014 ah SVG Württemberg Rückfahrsimulator für Fahrzeuge mit Anhänger Die SVG Straßenverkehrs-Genossenschaft Württemberg in Stuttgart hat einen Simulator im Einsatz, an dem Fahrzeuglenker das Rückwärtsfahren mit Anhänger üben können. Der komplizierte und teilweise unlogisch erscheinende Lenkprozess verlangt insbesondere bei Gliederzügen auch routinierten Fahrern viel Erfahrung ab. Immer wieder führen daher Lenkfehler zu Sachschäden am Fahrzeug oder an der Rampe.Mit dem 3D-Fahrsimulator kann das Lenk- und Fahrverhalten von Nutzfahrzeugen mit Anhänger erlernt und trainiert werden. Mit verschiedenen LKW und Anhängern können diverse Fahrmanöver geübt werden - von einfachen Grundaufgaben bis hin zum Unterfahren einer Wechselbrücke. ah