Der aktuelle TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2025 zeigt eine deutliche Verschlechterung der Prüfergebnisse: 20,4 Prozent aller Nutzfahrzeuge fallen bei der Hauptuntersuchung (HU) durch – mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln. Besonders betroffen sind schwere Lkw ab 18 Tonnen, die erstmals die höchste Mängelquote aufweisen.
"Wir haben nach langen Jahren der eher konstanten Mängelquote bei schweren Lkw hier einen Negativtrend zu verzeichnen"
Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband
Steigende Mängelquoten in allen Gewichtsklassen
Die Auswertung von 2,31 Millionen Hauptuntersuchungen im Zeitraum 2023/2024 verdeutlicht:
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Transporter bis 3,5 Tonnen: 21,5 % Mängel (2023: 20,4 %)
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3,5–7,5 Tonnen: 20,0 % (plus 0,8 Punkte)
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7,5–18 Tonnen: 16,5 % (2023: 13,6 %)
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Schwere Lkw ab 18 Tonnen: 21,9 % (plus 2,1 Punkte)
Besonders häufige Defekte sind:
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Beleuchtung (z. B. defekte Rücklichter)
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Ölverlust am Motor
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Schäden an Achsaufhängungen
Beleuchtungsmängel könnten vor der Hauptuntersuchung abgestellt werden und müssten somit eigentlich kein Grund sein, die Hauptuntersuchung nicht zu bestehen, hebt Richard Goebelt hervor.
"Hier appellieren wir ganz klar an das Verantwortungsbewusstsein der Halter, die Beleuchtungsmängel nicht nur vor der Hauptuntersuchung, sondern bei jeder Abfahrtskontrolle entsprechend abzustellen."
Sehen und gesehen werden sei einer der wichtigsten Faktoren für einen sicheren motorisierten Straßenverkehr in Deutschland, erklärt Richard Goebelt.
Schwere Lkw erstmals Schlusslicht in der Statistik
Schwere Lkw gelten als besonders gewartet, weil sie überwiegend im Fernverkehr eingesetzt werden und jährlich enorme Laufleistungen erreichen. Doch die Realität zeigt:
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Einjährige Lkw ab 18 Tonnen: 7,4 % Mängelquote
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Fünf Jahre alte Fahrzeuge: 20,5 %
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Zehnjährige Fahrzeuge: 29 %
Zum Vergleich: Pkw fahren im Schnitt 12.300 km pro Jahr, Sattelzugmaschinen dagegen über 86.500 km. Mit zunehmendem Alter steigt damit das Risiko für sicherheitsrelevante Defekte deutlich.
Antriebswende: E-Lkw kommen nur langsam auf die Straße
Die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen gewinnt zwar an Dynamik, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück:
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Anteil von E-Lkw im Bestand: 2,4 %
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Anteil an Neuzulassungen (Jan–Jul 2025): 8,7 %
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Vergleich 2024: 5,5 %
Gründe für die Zurückhaltung sind hohe Anschaffungskosten, ein begrenztes Fahrzeugangebot und fehlende Ladeinfrastruktur für schwere Lkw. Für den Fernverkehr fehlen vor allem Megawatt-Ladesysteme entlang der Autobahnen.
Alternde Flotten erhöhen den Wartungsbedarf
Der Bestand an Nutzfahrzeugen wächst kontinuierlich:
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Gesamtbestand 2025: 3,83 Millionen Fahrzeuge (+51 % seit 2000)
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Durchschnittsalter: 8,7 Jahre (2015: 7,7 Jahre)
Vor allem ältere Fahrzeuge weisen vermehrt Defekte auf:
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Beleuchtung: bei 10 Jahre alten Lkw in 12,2 % der Fälle mangelhaft
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Ölverlust: bei zehnjährigen Fahrzeugen 7,6 %
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Achsaufhängung: bei zehnjährigen Lkw 5,3 %
TÜV-Verband fordert Modernisierung der Hauptuntersuchung
Um die Verkehrssicherheit von Nutzfahrzeugen nachhaltig zu gewährleisten, fordert der TÜV-Verband:
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Mehr Wartung und Instandhaltung in den Betrieben
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Konsequente Kontrolle sicherheitsrelevanter Komponenten
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Integration von digitalen Assistenzsystemen (z. B. Notbrems- oder Abbiegeassistenten) in die HU
"Nur mit einer zeitgemäßen und umfassenden Hauptuntersuchung lassen sich die Risiken im Straßenverkehr reduzieren und die Sicherheit der Nutzfahrzeuge über ihre gesamte Lebensdauer sichern."
betont Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband