Truck Service Filip im Porträt: Der Hauber aus Hamburg

In Kürze Truck Service Filip hat sich auf das Container-Trucking rund um den Hamburger Hafen spezialisiert. In 30 Jahren wuchs die Firma kontinuierlich und Inhaber Dirk Ullrich würde gerne weiter ausbauen, wenn sich gute Fahrer finden ließen. Dass die Firma von Dirk Ullrich nicht seinen Namen trägt, hat eine logische Erklärung: Das auf Container-Trucking in Hamburg spezialisierte Unternehmen Truck Service Filip wurde von Ullrichs bestem Freund Thomas Filip gegründet. Er selbst stieg erst kurz nach der Gründung und nach seiner bestandenen IHK-Prüfung ein und ist nach dem Ausstieg von Thomas Filip - übrigens sind beide immer noch beste Kumpels - Allein-eigentümer. 2015 ist der Betrieb an den heutigen Standort gezogen, der ausreichend Platz bietet, um alle Lkw zu parken. "Vorher hatten wir ein Büro, in dem wir bei den in Hamburg häufigen Hochwassern in Gummistiefeln herumlaufen mussten", erinnert sich Ullrich. Prachtstück aus den Niederlanden Eigentlich ist der Unternehmer gelernter Maler und kam über seinen Freund Thomas Filip, gelernter Metallschlosser, eher zufällig aufs Thema Lkw, genauer gesagt zum Container-Trucking. Truck Service Filip hat sich auf die rund um den Hafen Hamburg anfallenden Transporte spezialisiert. Mit der stetig steigenden Zahl an Containerschiffen prosperierte auch das Geschäft. "So ziemlich jedes Jahr kam ein neuer Lkw hinzu", rechnet Ullrich zusammen. "Ein gesundes Wachstum", wie er meint. Zum 30. Firmenjubiläum stand dann eine besondere Kaufentscheidung ins Haus: ein von einem niederländischen Spezialisten umgebauter Scania-Hauber. Stolzer Chauffeur dieses Prachtstücks ist Fahrer Alexander. "Alex, geboren in Russland, ist jetzt 15 Jahre bei uns", erzählt sein Chef beim Lokaltermin. "In der ganzen Zeit hat er so gut wie nie Schäden verursacht, weshalb der Hauber auch ein Stück weit unsere Anerkennung für ihn ist." Viel Aufmerksamkeit gewonnen Für das Unternehmen hat sich der besondere Lkw bereits gelohnt. Unter anderem viele Social-Media-Posts haben den Scania-Hauber und damit Truck Service Filip bekannt gemacht. "Außerdem machen jeden Tag Dutzende von Kollegen Handyfotos von meinem Truck, ich bin ständig am Hupen und Grüßen", sagt Alexander lachend. Also erfüllt das weiße Schmuckstück mit den markanten, dicken Auspuffrohren - die allerdings ob des Geräuschpegels nicht angeschlossen sind - auch beim wichtigen Thema Fahrerakquise seine Schuldigkeit. Dirk Ullrich selbst bezeichnet den Neuzugang als "Aushängeschild und Selbstmotivator". "Ich habe Bilder von den ersten Umbauten gesehen, welche die Firma für andere Fuhrunternehmen gemacht hat. Und musste einfach so einen Lkw haben!" Für die Zukunft planen Ullrich und seine Mitstreiter, dass sie mit einem Teil der Fahrer öfter auf Trucker-Treffen fahren, "um die Motivation der Truppe zu steigern", wie er meint. "Als wir die Idee kommuniziert haben, waren viele unserer Fahrer Feuer und Flamme", erläutert Dirk Ullrich und belegt damit den positiven Effekt des Lkw. Ungeachtet des neuen Aushängeschildes sind es auch andere Gründe, warum der Trucking Service Filip wenig Probleme bei der Fahrergewinnung hat. Zunächst mal dürfen sich die Angestellten soweit möglich die Marke ihres Fahrzeugs aussuchen. Zudem können sie sich ziemlich sicher sein, dass sie jeden Abend und am Wochenende zu Hause sind - denn dann arbeitet niemand im Hafen. Was man allerdings mögen muss: Jeden Tag vielfach über die Köhlbrandbrücke zu fahren und wenig von der weiten Welt zu sehen. Auf die Frage, was die Arbeit außerdem noch attraktiv macht, hört man seitens der Fahrer: "Der Job wird gut bezahlt, macht Spaß und das Verhältnis zu den Kollegen und zu Dirk ist gut." Ein unbeständiges Geschäft Das Hauptgeschäft von Filip ist die Verbringung der Container vom Terminal zu den Kunden und zurück. Rund 60 Prozent sind Exportgeschäft. Das Business beschreibt Ullrich als "sehr volatil". Das Telematiksystem AddSecure erleichtert die Flottensteuerung, die Verbrauchsauswertungen sowie die Kommunikation zwischen Disposition und den Fahrern. Die Lkw bleiben rund vier bis fünf Jahre im Einsatz und haben dann relativ bescheidene 200.000 bis 220.000 Kilometer auf dem Tacho. Ob geleast oder gekauft wird, hängt von der jeweiligen Zinssituation ab. Die aktuell im Unternehmen eingesetzten Marken - DAF, MAN, Scania und Volvo - verfügen alle über einen Service- und Wartungsvertrag. Deshalb kommt nur zum Zug, wer als Servicepartner im Umfeld eine ordentliche Werkstatt bieten kann. Zum aktuellen Geschäft meint Ullrich: "Die letzten beiden Jahre waren echt hart. So viele Kilometer sind wir vorher nie geschruppt. 2023 läuft etwas ruhiger an. Wenn es so bleibt, ist es nicht schlimm. Denn viel Arbeit heißt viel Verschleiß. Wir würden auch mit etwas weniger gut klarkommen!" Auf die besondere Situation im Container-Trucking angesprochen, sagt er: "Es wird nicht einfacher. Die traditionellen Container-Transporteure werden weniger. Dafür kommen neue Player, die oft die Preise unterbieten. Keine Ahnung, wie deren Kostenkalkulation aussieht, aber irgendwie rechnen die wohl ein wenig anders." Echte Sorgen macht sich Ullrich allerdings nicht, denn er hat seine festen Kunden und die setzen auf Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit und damit auf die Tugenden seiner Firma. "Deshalb ist mir das gute Verhältnis zu unseren Fahrern auch so wichtig. Nur wer motiviert ist, zieht mit, dreht auch mal eine natürlich bezahlte Extratour und arbeitet kundenorientiert." Der Unternehmer räumt allerdings ein, dass es nicht immer einfach sei. So manches unvorhersehbare Ereignis vor Ort lässt Zeit-Slot-Buchungen platzen, was Zeitpläne und Disposition der Fahrer durcheinanderbringt. Standgeld als Refinanzierung "Inzwischen haben wir angefangen, Standgelder zu verlangen, weil die Abfertigungszeiten an den Terminals unkalkulierbarer geworden sind. Ein besserer Dialog mit den Hafenbehörden wäre wünschenswert, um die Abläufe zu optimieren", sagt Ullrich. Er ergänzt: "Das gab es alles schon mal. Ist aber wieder im Sande verlaufen, weil es leider zu wenig Zusammenhalt und Solidarität unter den Container-Trucking-Unternehmen gibt. Kocht halt jeder sein eigenes Süppchen." Trotz der Schwierigkeiten kalkuliert der Filip-Inhaber mit Wachstum und sucht Fahrer, vor allem für die Urlaubs- oder Krankheitsvertretung. Falls ein Fahrer Lust auf mehr hätte, könnte sich das Filip-Team durchaus vorstellen, den aktuell aus 33 Zugmaschinen bestehenden Fuhrpark auszubauen. Zwar bildet der Betrieb nicht selbst aus, würde aber nach eigenen Angaben die Kosten für den Führerschein und die beschleunigte Grundqualifikation übernehmen. Auch ausländische Fahrer sind demnach herzlich willkommen. Schon jetzt ist die Truppe bunt gemischt. "Die Mentalität muss halt passen", meint der Chef. "Bei uns verstehen sich selbst Russen und Ukrainer. Und wenn nötig, bezahlen wir auch einen Sprachkurs oder helfen bei der Wohnungssuche, wenn die Familie nachziehen will." Aktuell beschäftigt der Trucking Service Filip zwei Disponenten, welche die täglich neu eintreffenden Aufträge abarbeiten. Dazu kommen zwei Fachkräfte für die Transportvorbereitung. Die Hauptaktivitäten liegen im Nahverkehr mit dem bereits beschriebenen Schwerpunkt Container-Trucking in und um den Hafen Hamburg mit täglich rund 400 Transportbewegungen. Trotz der grundsätzlich positiven Erwartungen und des Spaßes, den Dirk Ullrich an seinem Unternehmen hat, blickt er auch hin und wieder ein wenig neidisch in Richtung seines Freundes und ehemaligen Geschäftspartners Thomas Filip. Diesen würde man wohl am besten als Privatier bezeichnen; er beschäftigt sich inzwischen mit anderen Dingen als dem Container-Trucking.

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