Telematik wächst zusammen

Kooperationen und App-Integrationen - ging es auf der IAA um die Enthüllung von Telematikneuheiten, stand nicht selten der Schulterschluss zwischen zwei oder mehreren Parteien im Fokus. Von Haus aus auf kooperationswillige Partner angewiesen ist RIO. Auf der IAA 2016 erstmals angekündigt und im Dezember 2017 gestartet, verspürt die Digitalmarke der Traton Group Aufwind. Wie Jan Kaumanns, seit Mai dieses Jahres neuer CEO von RIO, erklärt, haben sich mittlerweile 2000 Kunden mit insgesamt 50.000 Fahrzeugen auf der Telematikplattform registriert. Insgesamt 21 Services sind auf dem RIO-Marktplatz nun zu finden, lediglich fünf davon stammen allerdings von Servicepartnern, darunter Idem Telematics, Loadfox oder das ETA-Tool Synfioo. Mit dem Zulieferer Wabco wird immerhin in Kürze ein weiterer hinzukommen: Die Integration von Wabcos neuer Trailer-Telematiklösung TX-Trailerpulse startet 2019. Kaumanns zeigt sich zuversichtlich, dass das Angebot auf dem RIO-Marktplatz merklich wachsen wird. "Die ersten Partnerservices zu integrieren, war sowohl administrativ als auch plattformseitig natürlich aufwendig", räumt er ein. Von Partner zu Partner aber sei man immer schneller geworden. "Wir werden bei den Partnerdiensten im kommenden Jahr einen großen Schritt nach vorne machen", so der neue RIO-Chef. TMS-Anbindung im Fokus Aber auch die RIO-eigenen Dienste haben zur IAA Gesellschaft bekommen. RIO View soll alle Stakeholder inklusive Lieferanten, Frachtenzahler, Kunden und Dienstleister miteinander vernetzen. Mit RIO View können Kunden Versandanfragen generieren sowie Touren und Frachtaufträge anlegen, verwalten und den Status einsehen. Neu ist ferner RIO TMS Plug. So wurde mit Translogica des Softwareanbieters InfPro erstmals ein externes Transport-Management-System (TMS) über eine Schnittstelle an das RIO-System angebunden. "Unser Ziel ist letztendlich auch, über RIO Toureninformationen inklusive Track & Trace abbilden zu können. Wir sprechen derzeit mit weiteren TMS-Anbietern über mögliche Partnerschaften", sagt Kaumanns. Sparsam fahren mit DKV und TomTom Auch TomTom baut die Schar seiner Partner auf seiner TomTom-Bridge-Plattform weiter aus. So kooperiert der Navigationsspezialist neuerdings mit dem DKV Euro Service. Dessen App-basiertes Produktpaket DKV Eco Bundle wird ab Anfang 2019 auf TomTom-Bridge-Geräten verfügbar sein. Dabei werden die Apps Eco Driving und Refuel Planning mit einem Bonussystem kombiniert: DKV Eco Driving nutzt Telematikdaten, um dem Fahrer zum ökonomischen Fahren anzuhalten. Laut DKV könnten damit zwischen fünf bis zehn Prozent Kraftstoffersparnis erzielt werden. Mit DKV Refuel Planning findet der Fahrer zudem den kürzesten Weg zur günstigsten Tankstelle. Die App DKV Bonification schließlich überführt die Daten aus den anderen beiden Apps in ein Bonifizierungssystem. Der Spediteur erhält wöchentliche Ergebnisberichte für den Fahrervergleich. "Ich bin überzeugt, dass diese Partnerschaft ein guter Start ist, um Synergien bei digitalen Lösungen zu schaffen und dem Fahrer zu helfen, von einem effizienteren Fahrstil zu profitieren", sagt Hendrik Rosenboom, Chief Digital Officer und Managing Director im DKV Mobility Business Center. "Unsere Expertise in der europaweiten Unterwegsversorgung und die Expertise von Tom-Tom in Navigation und Routing ergänzen sich perfekt", so Rosenboom. Ein weiterer neuer Partner, den TomTom auf der IAA ankündigte, ist Daimler Trucks. So habe sich der Nutzfahrzeughersteller bei der weltweiten Bereitstellung von Navigations- und Fahrzeugdaten für TomTom Bridge Hub als Plattform entschieden. "Lkw-Fahrer können unsere aktuellen Navigations- und Verkehrsinformationen nutzen und gleichzeitig ihre eigenen Fahrzeugdaten im Auge behalten", sagt Mike Schoofs, Managing Director von TomTom Consumer. Darüber hinaus könnten sie ausgewählte Android-Apps nutzen. Fleetboard-Marketplace startet 2019 Daimlers neuer Fleetboard-Marketplace war derweil auf der IAA noch in der Demoversion zu sehen. Die auf der IAA 2016 erstmals angekündigte offene Plattform wird nach jetzigem Stand im April 2019 an den Start gehen - wenn der neue Actros in Serie geht. Am Fleetboard-Stand waren in der Beta-Version neun Apps zu erspähen, darunter die Drittanbieter DB Schenker Connect, Transporeon, Truck Parking Europe sowie das Lern- und Informations-Management-System Uvauvau. Auch die digitale Reifenüberwachung von Continental wird sich laut Daimler Fleetboard auf der Plattform finden. Continental präsentierte in Hannover denn auch die Weiterentwicklung seiner eigenen Telematiklösung: ContiConnect Live soll ab dem zweiten Quartal 2019 verfügbar sein und Betreiber von Lkw-Flotten sofort informieren, wenn ein Problem mit der Temperatur oder dem Luftdruck eines Reifens vorliegt. Die Übertragung der Daten ins Web-Portal soll durch die ebenfalls neue ContiConnect Driver-App erfolgen. Noch in diesem Jahr wird die App bei Daimler Fleetboard und Tom-Tom Telematics sowie auf anderen Android-basierten Geräten Reifeninformationen in der Fahrerkabine anzeigen können. ContiConnect Live ist eine Weiterentwicklung von ContiConnect Yard, das mithilfe eines stationären Empfängers auf dem Flottenhof funktioniert. Auch in Sachen Trailertelematik gibt es einen Schulterschluss zu vermelden. So können künftig Daten zwischen Cargofleet von Idem Telematics und dem neuen TrailerConnect-Portal von Schmitz Cargobull ausgetauscht und in den dazugehörigen Portalen dargestellt werden. Mit der Öffnung der Schnittstellen und durch die Integration der Daten in ihre jeweiligen Portale trage man dem Kundenwunsch nach Darstellung aller Flottendaten in einer Oberfläche Rechnung, hieß es seitens der Geschäftsführer Jens Zeller (Idem) und Marco Reichwein (Cargobull Telematics). Die strategische Kooperation soll kurzfristig umgesetzt werden. Die Partner planen zudem, Daten weiterer Systeme auf Kundenwunsch jeweils in die eigenen Portale zu integrieren. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Telematik" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Neuer Verband open Telematics Über Standardschnittstelle die Digitalisierung vorantreibenMit einer Software-unabhängigen Standardschnittstelle Potenziale der Digitalisierung besser nutzen: Dies haben sich die Telematikanbieter Couplink, LostnFound, Navkonzept und YellowFox auf die Fahnen geschrieben und den Verband OpenTelematics gegründet. "Wir haben festgestellt, dass wir und vor allem unsere Kunden vor den gleichen Herausforderungen stehen", beschreibt Thomas Gräbner, YellowFox-Vertriebsleiter und Vorstand von OpenTelematics, die Beweggründe für den Schulterschluss. Kundenprojekte verliefen häufig sehr langwierig, da zunächst die Schnittstellenanbindung an das Primärsystem vorgenommen werden müsse. OpenTelematics bündele das Know-how und schaffe eine gemeinsame Lösung für alle Unternehmen, bei denen mobile Daten anfallen. Die Initiatoren rufen denn auch Telematikanbieter sowie Hersteller von ERP- und TMS-Lösungen auf, sich an der Weiterentwicklung der Standardschnittstelle zu beteiligen. mh

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