Rosenheim. Im Streit um eine neue Bahntrasse durch das bayerische Inntal soll neben möglichen neuen Strecken auch ein Ausbau der bestehenden Trasse eingehend geprüft werden. Im Sommer - und damit früher als geplant - sollen Vorschläge für fünf mögliche Trassenverläufe sowie für die Ertüchtigung der bestehenden Strecke vorgelegt werden, kündigte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Montagabend in Rosenheim an.
Zudem gehe es beim Lärmschutz an den schon jetzt stark befahrenen vorhandenen Gleisen zu langsam voran, sagte der Minister nach einem rund vierstündigen Gespräch mit rund 100 Teilnehmern, darunter mehr als 40 Bürgermeister und Vertreter von 14 Bürgerinitiativen aus der Region. Es solle ein „Lärmschutz plus” umgesetzt werden, mit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehenden Lärmschutzgrenzen. Auch beim Planungsdialog mit den Bürgern, der mehrfach für Kritik gesorgt hatte, werde es Anpassungen geben, versprach Scheuer.
Scheuer lehnt Planungsstopp ab
Die Hauptforderung der Bürgerinitiativen nach einem sofortigen Planungsstopp für die zweigleisige neue Trasse wies er zurück: „Wir werden keinen Planungsstopp machen. Aber wir werden die Anliegen der Bürgerinitiativen konstruktiv aufnehmen”, sagte Scheuer.
Rund 3000 Demonstranten, teils in roten Westen, hatten Scheuer vor dem Gespräch mit Trillerpfeifen und symbolischen Roten Karten begrüßt. Mit rund 150 Traktoren zogen sie zum Landratsamt. Neben dem Planungsstopp hatten sie den Ausbau und die Modernisierung der bestehenden Trasse anstelle einer Neubaustrecke verlangt - für die sie keine Notwendigkeit sehen.
Die neue Bahntrasse soll die Kapazitäten zum Brennerbasistunnel erhöhen, an dem in Österreich und Italien gebaut wird. Er soll die Brennerautobahn vom immer weiter steigenden Lastwagenverkehr entlasten. Durch den Basistunnel unter dem Alpenhauptkamm sollen etwa ab 2027 täglich bis zu 400 Züge rollen. Auf der deutschen Seite fahren derzeit knapp 200 Züge. Laut Scheuer gibt es unterschiedliche Szenarien, die von einer Steigerung der Züge im Inntal auf mindestens 400 bis mehr als 550 im Jahr 2050 ausgehen.
Bis 2030 seien die nötigen Kapazitäten auf der bestehenden Strecke vorhanden, sofern diese modernisiert wird. Mit modernen Instrumenten - etwa dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS - wären nach heutigem Stand bis zu 320 Züge möglich. Eine neue Trasse könnte nach Schätzungen ohnehin erst 2038 fertig sein. Experten gehen davon aus, dass mit einem Bau erst in zehn Jahren begonnen werden könnte. (dpa/sno)