Staplertest Jungheinrich: Leistungsmäßig nachgeschärft

In Kürze Mit der Umstellung auf leistungsstärkere Motoren will der neue EFG 425 von Jungheinrich Verbrenner-Performance erreichen. Inwiefern die Leistung der neuen Generation im Vergleich zum Vorgänger gesteigert wurde und wie die Bedienerfreundlichkeit ausfällt, zeigt der VerkehrsRundschau-Test. Für unseren Leistungscheck auf dem Gelände der Moosburger Staplerschmiede haben uns die "oberbayrischen Hanseaten" einen 80 Volt EFG 425 zur Verfügung gestellt. Mit dem 2,5-Tonnen-Vierrad-Stapler der neuen Generation wollen wir bei einem Wettlauf gegen die Uhr herausfinden, wie schnell der Teststapler einen Sattelauflieger be- und entladen kann. Neues 3,5-Tonnen-Modell Insgesamt sechs Modelle decken nun Hubhöhen von 2900 bis 7500 Millimeter und Tragfähigkeiten von 2500 bis 3500 Kilogramm ab. Einhergehend mit dem Relaunch wurde die Baureihe um ein 3,5-Tonnen-Modell erweitert. Für alle Tragkraft-Klassen sind zwei Leistungsversionen verfügbar: "Efficiency" und "drivePLUS". Dabei steht Efficiency für die schwächere, hier nicht getestete Version. Zwei Rahmenlängen stehen zur Wahl. Der kurze Rahmen hat dort seine Berechtigung, wo es auf einen kleinen Wende-Radius ankommt. Die Langversion ermöglicht einen erweiterten Lastschwerpunkt. Einen deutlichen Leistungsschub erwarten wir vom Umstieg zum Zwei-Motoren- Frontantrieb mit leistungsstärkeren Asynchronmotoren. Auch für das Heben und Senken ist nun die fortschrittliche Synchron-Reluktanz-Motorentechnik aus dem JULI-Werk verantwortlich. Zudem sorgt bei der neuen Generation ein sogenannter Heavy-Duty-Hydraulik-Block für effizientes Arbeiten mit Anbaugeräten. Im Detail: Jungheinrich EFG 425 Das Testfahrzeug Der Elektro-Vierrad-Front-Stapler Jungheinrich EFG 425 hat eine Tragfähigkeit von 2,5 t bei einem Lastschwerpunkt von 500 mm. Er wird aus einer 80 Volt/775 kW Blei-Säure-Batterie gespeist. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit einem Dreifach-Hubgerüst und Superelastik-Reifen. Der Leistungscheck Be- und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten* Benötigte Zeit:Verbrauchte Energie:Energiekosten:** 30:40 Min.3,62 kW0,69 Euro in einer Stunde Umschlagleistung:Verbrauchte Energie:Energiekosten: 1257,09 kWh1,35 Euro in einer Acht-Stunden-Schicht Umschlagleistung:Energieverbrauch:Energiekosten: 100056,72 kW10,80 Euro EN-Zyklus (PLUS)*** Energieverbrauch: 5,9 kWh/h So funktioniert der Test Der Staplertest besteht aus zwei Teilen. Drei Testfahrer bewerten die Benutzerfreundlichkeit nach einem Notensystem. Untersucht werden 17 Kriterien, die Auswirkungen auf die Umschlagleistung haben. Der dynamische Test auf dem VerkehrsRundschau-Parcours gibt Auskunft über Energieverbrauch und Leistungsvermögen des Staplers. Dazu simulieren wir die Be- und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten. Zum Einsatz kommt ein Prüf-gewicht von 800 Kilogramm. Messgeräte am Stapler erfassen den Zeit- und Energieverbrauch.*Umschlag=64 Paletten, Fahrt im Plus-Modus** Strompreis für Industriekunden: 0,19 Euro pro Kilowattstunde, Quelle: Statistisches Bundesamt (Stand: 1. HJ 2022)*** laut Hersteller Technische Daten Kennzeichen Hersteller und Typ: Jungheinrich EFG 425 Antrieb: Elektro; Tragfähigkeit: 2,5 t; Lastschwerpunkt: 500 mm; Eigengewicht: 4642 kg Räder/Fahrwerk Bereifung: Superelastik; Räder, Anzahl vorn/hinten: 2/2, Vorderräder sind angetrieben Abmessungen Höhe Fahrzeug: 2240 mm; Dreifach-Hubgerüst (8 Modelle); Hub: 4400 - 7500 mm; Freihub: 1500 - 2500 mm; Arbeitsgangbreite Palette quer/längs: 3872/4072 mm Fahrleistungen Fahrgeschwindigkeit (drivePLUS) mit/ohne Last: 20/20 km/h; Hubgeschwindigkeit (liftPLUS) mit/ohne Last: 0,64/0,68 m/s; Senkgeschwindigkeit (liftPLUS) mit/ohne Last: 0,6/0,62 m/s Motor Leistung Fahrmotor 1+2 (drivePLUS): 11,3 kW; Leistung-Hubmotor (liftPLUS): 22 kW; Batterie: DIN 43 536 A; Batteriespannung: 80 V; Nenn-kapazität: 775 Ah; Batteriegewicht: 1863 kg Weitere Merkmale Art der Fahrsteuerung: Impuls/AC; Arbeitsdruck für Anbaugeräte: 240 bar; Ölstrom für Anbau-geräte: 45 l/min; Schalldruckpegel am Fahrerohr: 68 dB(A) Ein dezentes Facelifting entdecken wir nach genauerem Hinschauen: eine neu-designte Kabine mit geraden, schmalen Säulen. Seitenverkleidung und Batterietür haben neue Farbakzente erhalten und ein neuer Schriftzug am Heck fällt uns auf. Das äußere Erscheinungsbild passt exakt zur Konzernlinie von Jungheinrich - quadratisch-praktisch, gelb-grau. Ordentlicher Arbeitsplatz Den Fahrer erwartet ein aufgeräumter Arbeitsplatz. Die komplette rechte Kabinenseite dient als Ablageboard und Organizer für Fahrerutensilien - vom Klemmbrett bis zum Cupholder sowie 12-Volt-Anschluss und zwei USB-Ports. Für einen sicheren Einstieg in die Kabine sorgt ein großer Haltegriff an der A-Säule. Eine Kunststoff-Profilierung macht die Trittstufe rutschsicher. Über diese relativ niedrige Trittstufe, wir messen 47 Zentimeter, nimmt der Fahrer Platz auf einem Grammer-Sitz mit integrierter Armlehne. Ergonomie und Verstellmöglichkeiten sind mit "gut" zu bewerten. Defizite hat der Kunstledersitz beim Seitenhalt. Wenn die Wertschätzung für den Fahrer größer ist, dann wählt man angenehmeres Bezugsmaterial und eine Sitzbelüftung - gegen Aufpreis. Die schmal gehaltene Lenksäule lässt ausreichend Kniefreiheit. Höhe und Neigung sind stufenlos einstellbar, genauso wie die mitschwingende Armlehne. Auf Knopfdruck ist die bequemste Einstellung schnell gefunden. Rechts im Cockpit blicken wir auf ein Vollfarb-TFT-Display mit intuitiver Benutzerführung. Hier lassen sich fünf Fahrprogramme parametrieren und Betriebsinformationen abrufen. Das Urteil der Testfahrer Carina, Staplerschein seit acht Jahren, im Team verantwortlich für Messtechnik "Mit 25 Prozent mehr Umschlagleistung setzt der neue EFG 425 im Test ein starkes Zeichen. Dafür ist der Energieverbrauch im Vergleich zum Vorgänger um moderate 0,8 Kilowatt pro Stunde höher." Uwe, 24 Jahre Staplererfahrung, aktuell in der Baustoffindustrie tätig "Der EFG 425 erreicht Verbrenner-Performance! Allerdings empfinde ich die Verzögerung über die Motorbremse etwas zu weich. Über ein Finetuning ließe sich sicher auch die Absenkung der Last exakter justieren." Dieter, 41 Jahre Staplererfahrung, derzeit im Bereich Lebensmittel-Logistik tätig "Beim Fahren, Heben und Senken hat der Hersteller an den richtigen Stellschrauben gedreht. Der E-Stapler arbeitet schnell und effektiv. Weniger gefallen hat mir das Bezugmaterial des Standard-Fahrersitzes." Testergebnisse im Überblick So wertet die VerkehrsRundschau Auf-/Abstieg 1,7 (gut) Armauflage 1,5 (gut) Fahrtrichtungswechsel 1,0 (sgt) + abrutschsichere Trittstufe+ Trittstufe gut einsehbar- Abstand Unterschenkel und Ferse + Ein-Knopf-Verstellung+ leichte, schnelle Verstellung + mit Daumen bedienbar Arbeitsplatz 1,6 (gut) Anzeige/Display 1,7 (gut) Arbeitsverhalten 1,7 (gut) + Haltegriff an B-Säule+ Kniefreiheit zur Lenksäule- Pedalerie unterschiedlich hoch + Vollfarb-TFT-Display+ intuitive Benutzerführung + schnelles Reversieren, Heben und Senken+ stabiles Kurvenverhalten- Feinabstimmung Gabelabsenkung Sichtverhältnisse 1,7 (gut) Sekundäre Schalter 2,0 (gut) Qualität/Verarbeitung 1,8 (gut) + Schmale B-Säulen+ Panoramadach- Einschränkung durch Mittelhubzylinder + gute Erreichbarkeit + robuste, stabile Fahrzeugauslegung+ entkoppelte Kabine Gabelbedienung 1,5 (gut) Ablagen/Halterungen 1,4 (sgt) Energiemanagement 1,3 (sgt) + Solopilot+ Kipphebel für Fingerbedienung + großzügige Gestaltung+ USB-Ports+ 12-Volt-Buchse + schneller seitlicher Batteriewechsel+ Li-Ionen-Technologie verfügbar Lenkung/Lenkrad 2,0 (gut) Sicherheitsfeatures 1,6 (gut) Wartung 1,6 (gut) + Lenkradknauf einstellbar- Lenkraddurchmesser + Freigabe nach Sicherheitsmechanismen+ Fahrerassistenzsysteme+ elektrische Bremse+ Sitzkontaktschalter + Bremsen und Antriebe wartungsfrei+ Wischwasserbehälter in der Kabine+ Wartungspunkte gut erreichbar Fahrersitz 2,0 (gut) Serienausstattung 1,8 (gut) Gesamtnote: 1,6 (gut) + gut einstellbar- geringer Seitenhalt- Haptik Sitzbezug + Curve-Control+ automatische Feststellbremse+ Telematik-Einheit Das Fußraum-Angebot ist durch die Größe des Batterietroges begrenzt, aber noch im akzeptablen Bereich. Leider stehen Gas-pedal und Bremspedal unterschiedlich hoch, was bei einer Notbremsung negative Auswirkungen haben könnte. Die Sicht nach vorne über das Cockpit hinweg wird durch den Mittelhubzylinder etwas eingeschränkt. Große Kabinenfenster und schmalere B-Säulen ermöglichen gute Sicht rundum. Beim Panoramadach hat man auf störende Querverstrebungen verzichtet. Positiv zu bewerten ist ein Haltegriff mit Hupenknopf an der rechten B-Säule für die Rückwärtsfahrt. Gut abgestimmt ist die elektro-hydraulische Lenkung, die kaum Kraftaufwand erfordert. Mit wenigen Lenkrad-Umdrehungen dreht der Stapler auf der Stelle. Wir messen einen Wendekreis von 3,39 Metern. Diskutiert wird unter den Fahrern der LenkradDurchmesser. Ein kleineres Lenkrad würde das Schultergelenk beim Kurbeln entlasten. Je nach Vorliebe des Fahrers lässt sich der Drehknauf in jede beliebige Neutralstellung programmieren. Altbewährtes finden wir bei der Steuerung der Fahr- und Hubfunktionen. Unser Testfahrzeug wird über den in der Armlehne integrierten "Solopiloten" gesteuert. Die Finger der rechten Hand lösen über Kipphebel die Bedienbefehle aus. Den Fahrtrichtungswechsel macht der Daumen der rechten Hand. Ruckfrei und feinfühlig reagiert die Hubhydraulik auf die Steuerimpulse. Nachjustieren sollte der Servicetechniker jedoch beim Absenken der Last. Die Gabel stoppt nicht exakt genug. Angenehm leise AC-Motoren Deutlich bemerkbar machen sich die Asynchronmotoren in der Vorderachse, die ein entsprechendes Drehmoment liefern. Für die schnellen Lastspiele bei unserem Test verzögert der Stapler, nach Meinung der Testfahrer, zu weich, was sich sicher beim Feintuning korrigieren lässt. Im schnellen Reversierbetrieb ist kaum ein Leistungsunterschied zu einem Verbrenner spürbar. Die AC-Motoren arbeiten angenehm leise und sind nach IP 54 staub- und spritzwassergeschützt. Wartungsfrei sind sie ohnehin. Sicherer Halt an Steigungen Wie ein modernes Automobil verhält sich der Stapler an Rampen und Steigungen. Nimmt der Fahrer den Fuß vom Gas, bleibt das Fahrzeug stehen, ohne dass die Fußbremse betätigt werden muss. Beim Anfahren wird die Bremswirkung automatisch aufgehoben, das Fahrzeug rollt nicht zurück. Diesen Test besteht der EFG 425 unter härtesten Bedingungen an einer Bordsteinkante. Das Bremspedal für Notsituationen wirkt auf eine wartungsfreie Ölbad-Lamellenbremse. Wie wir feststellen konnten, bringt auch alleine die regenerative Motorbremse das Fahrzeug sicher zum Stehen - bei gleichzeitiger Energierückspeisung. Auf der Teststrecke macht der Stapler in der Handhabung einen sicheren Eindruck. Die Superelastik-Reifen halten in den Kurven stets Kontakt zur Fahrbahn. Zweifellos spielen dabei konstruktive Details wie die tiefe Lagerung der Batterie und die hochangelenkte Hinterachse eine wichtige Rolle - nicht zu vergessen das Assistenzsystem "Curve Control", welches das Fahrer-Temperament in Abhängigkeit vom Lenkwinkel zügelt. Bei der neuen Generation ist das Serienausstattung, während die Blue-Spot-Strahler nach vorne und hinten optional erhältlich sind. Optional stehen weitere Fahrerassistenzsysteme und Sicherheitslösungen zur Auswahl. Das reicht von der Rückfahrkamera über die Zugangskontrolle, die den Stapler erst nach Ablauf einer Sequenz von Sicherheitsmechanismen freigibt wie etwa geschlossener Sitzschalter und geschlossener Sicherheitsgurt bis zur Hubgeschwindigkeitskontrolle. Zusätzlich zur Fahrgeschwindigkeit wird die Neigegeschwindigkeit des Hubmastes ab einer definierten Hubhöhe reduziert. Eine optionale Klima- oder Soundanlage trifft den Nerv motivierter Staplerfahrer. Auf Höhe der Zeit Fazit: Die neue Baureihe 4 ist auf Höhe der Zeit und eignet sich für vielfältige Innen- und Außeneinsätze, besonders mit Anbaugeräten. Mit der Umstellung auf leistungsstärkere Asynchronmotoren erreicht der neue EFG 425 Verbrenner-Performance. Der Stapler arbeitet schnell und effizient. Über seine Telematik-Einheit ist er für das Fuhrparkmanagement online erreichbar. Wer ohne lästigen Batteriewechsel das gesamte Leistungspotenzial ausschöpfen will, der sollte eine wartungsfreie Lithium-Ionen-Batterie wählen. Der Stapler kann beide Batterie-Systeme. Am Testende stehen im Vergleich zum Vorgänger 25 Paletten mehr pro Stunde auf dem Zettel. Walter Dorsch, freier Journalist

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