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Rahmede-Talbrücke: Vertuschter Behördenfehler aufgekommen

14.07.2025 13:35 Uhr | Lesezeit: 3 min
Rahmede-Talbrücke im Bau
Nicht ein illegaler Schwertransport, sondern eine falsche Verkehrsführung wird nun als Ursache für die Brückenschaden an der Rahmede-Talbrücke offenkundig
© Foto: D. Kerlekin/Snowfield Photography / Snowfield Photography / picture alliance

Behörden vertuschten jahrelang einen Fehler – die falsche Lkw-Verkehrsführung auf der Rahmedetal-Brücke war offenbar Ursache für deren Schäden. WDR-Recherchen decken auf, was bis zur Sperrung 2021 niemand bemerkte.

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Die Rahmede-Talbrücke im Sauerland musste offenbar wegen einer jahrelang falsch umgesetzten Verkehrsführung gesperrt werden. Nach Recherchen des WDR gesteht die zuständige Autobahn GmbH ein, dass schwere Lkw nicht wie geplant über die tragenden Hauptträger der Brücke gelenkt wurden.

Das war die Voraussetzung, die Experten beim Landesbetrieb Straßen NRW festlegten, um die Lebensdauer der Brücke zu verlängern. Sie entschieden 2014, die marode Brücke nicht zu verstärken, sondern schlugen eine entsprechende Verkehrsführung vor, zu der unter anderem ein Verbot für Schwertransporte und eine veränderte Spurführung für Lkw gehörte. Doch das wurde wohl nicht richtig umgesetzt und fiel laut dem WDR sieben Jahre lang nicht auf.

Wie auch die VerkehrsRundschau mehrfach berichtete (siehe Box unten), ist die gesperrte Rahmede-Talbrücke ein Dauerthema. Die A45-Brücke (und wichtige Verkehrsachse, die das Ruhrgebiet mit dem Ballungsraum Frankfurt verbindet,) war Ende 2021 plötzlich gesperrt und im Mai 2023 dann gesprengt worden.

Seither bleiben Fragen zu den genauen Hintergründen zum behördlichen Handeln offen. Lüdenscheid und das angrenzende Gebiet sind von Stau-Chaos, Lärm, Abgasen, gestörtem Lieferverkehr, Umsatzeinbußen und Fachkräfte-Abwanderung schwer getroffen. Zuletzt waren am 7. Juli die ehemaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Volker Wissing (parteilos, zuvor FDP) zur Sperrung der Rahmede-Talbrücke vernommen worden. 

Schon 2014 passierte der Fehler und blieb unbemerkt

Der folgenschwere Fehler soll nach Angaben des WDR bereits 2014 erfolgt sein, nachdem der ursprüngliche Plan von den Experten beim Landesbetrieb Straßen NRW verworfen worden war, die marode Brücke zu verstärken. Stattdessen wollte man die Lebensdauer des Bauwerks durch neue Vorgaben für Lkw verlängern:

  • ein Verbot für Schwertransporte
  • Tempolimit
  • Mindestabstand
  • und vor allem eine exakt berechnete Spurführung für Lkw.

Diese Maßnahmen wurde laut WDR-Recherchen jedoch bis zur endgültigen Sperrung 2021 in der Praxis nie korrekt umgesetzt.  Sieben Jahre lang fiel das offenbar niemandem auf.

Illegaler Schwertransport bisher als Grund genannt

Die Autobahn GmbH räumt nun ein, dass die falsche Verkehrsführung eine „nachhaltige Schädigung der Brücke“ verursacht habe – wenn auch nicht alleinverantwortlich. Bislang ist dies der einzige nachgewiesene Grund für die Brückenschäden. Zuvor hatte die Regionaldirektorin der Autobahn GmbH, Elfriede Sauerwein-Braksiek, wie der WDR berichtet, vermutet, ein illegaler Schwertransport könne die Schäden verursacht haben. 

Unklar bleibt, warum der schon 2014 entstandene Fehler weder bei Brückenprüfungen in den Jahren 2017 und 2020 noch durch die Führung der Autobahn GmbH oder ihrer Vorgängerinstitution bemerkt worden war. Auch wann die zuständige Regionaldirektorin Elfriede Sauerwein-Braksiek davon erfuhr, ist offen. Fest steht: Der Fehler wurde im Mai 2021 entdeckt – behoben wurde er bis zur Sperrung der Brücke im Dezember desselben Jahres nicht.

Man habe sich auf die Expertise der Behörden verlassen

Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtags, der das Behördenhandeln rund um die Brücke aufarbeitet, war der Fehler nach Aussage des Ausschussvorsitzenden Stefan Engstfeld (Grüne) bislang nicht klar benannt worden. Engstfeld zeigte sich darüber „irritiert“.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), von 2017 bis 2021 Verkehrsminister, sagte als Zeuge im Ausschuss, dass Fachleute ihm gegenüber die Brücke nie als problematisch dargestellt hätten. Er habe „keinen Anlass für Argwohn“ gehabt und sich als Hausspitze auf die Expertise der Behörden verlassen.


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