Laut einer aktuellen Analyse der Düsseldorfer Restrukturierungsberatung Falkensteg bleiben die Sanierungschancen für insolvente Logistikunternehmen im Jahr 2025 äußerst gering. Das teilt Falkensteg gegenüber der VerkehrsRundschau auf Anfrage mit. Die Ergebnisse zeigen: Immer mehr betroffene Unternehmen scheiden dauerhaft aus dem Markt aus, weil sie keine Investoren finden und nicht restrukturiert werden können.
Falkensteg hat alle Insolvenzen von Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz ausgewertet. Die Datengrundlage umfasst die Insolvenzdatenbank der Amtsgerichte, das Insolvenzportal der STP Business Information GmbH sowie eigene Recherchen.
Nur 16,7 Prozent der Logistik-Insolvenzen führen zur Rettung
Während branchenübergreifend noch rund 33,7 Prozent der insolventen Großunternehmen gerettet werden, liegt die Rettungsquote bei Insolvenzen in der Logistik laut Falkensteg bei nur 16,7 Prozent. Von 18 insolventen Transportunternehmen im Jahr 2024 konnten lediglich drei über einen Unternehmensverkauf fortgeführt werden.
Gunter Fittkau, Studienautor und Partner bei Falkensteg, erklärt: „Niedrige Margen, lange Zahlungsziele und kurze Vertragslaufzeiten lassen Investoren kaum Spielraum für eine Sanierung.“
Gründe für das Scheitern von Sanierungen in der Logistik
Die Ursachen für die niedrige Sanierungsquote bei Insolvenzen in der Logistikbranche sind vielschichtig:
- Der Bereich Verkehr und Lagerei ist doppelt so stark von Zahlungsausfällen betroffen wie der Branchendurchschnitt.
- Hohe Fix- und Betriebskosten lassen sich bei Umsatzrückgängen kaum anpassen.
- Der Fokus liegt häufig auf kurzfristiger Kostensenkung statt auf nachhaltiger Transformation.
- Der Markt ist für Investoren unattraktiv: hohe Infrastrukturkosten, strenge regulatorische Vorgaben und der Fachkräftemangel hemmen externe Investitionen.
Zahl der Logistik-Insolvenzen vorübergehend rückläufig
Trotz der schwierigen Lage verzeichnete Falkensteg im ersten Halbjahr 2025 einen positiven Trend: Nur drei Logistikinsolvenzen wurden registriert – ein Rückgang von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr und das niedrigste Niveau seit 2019. Gründe seien:
- Erholung der Nachfrage nach Konsum- und lebensnotwendigen Gütern,
- Rückgang der Inflation,
- sinkende Energiekosten, die Transportpreise stabilisieren.
„Trotz dieser Erholung bleibt das Preisniveau zu niedrig“, warnt Fittkau. „Die Entspannung ist nur kurzfristig.“
Insolvenzen in der Logistik: Anstieg bis Ende 2025 erwartet
Für das zweite Halbjahr 2025 rechnet Fittkau mit einem erneuten Anstieg der Insolvenzen in der Logistik. Die Branche stagniert, und strukturelle Belastungen wie hohe Fix- und Personalkosten bleiben bestehen. „Die kurzfristig stabilere Nachfrage hat die Insolvenzwelle zwar gebremst, doch bleibt die Logistikbranche weiterhin stark unter Druck. Eine grundlegende Trendwende ist ohne tiefgreifende Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht in Sicht“, betont Fittkau.
Weiterführende Informationen für Logistiker und Transporteure
- Insolvenzgefahr 2024: Verkehrs- und Logistikbranche besonders betroffen
- Insolvenzgefährdet: Frühzeitig reagieren
- Wie Unternehmen eine Insolvenz vermeiden können
- Podcast: Was insolvenzbedrohte Unternehmen beachten müssen
- Insolvenzen in der Transportbranche: Ursachen und Bewältigung
- Interview: „Eine Insolvenz bedeutet nicht automatisch das Ende“
- Insolvenz vermeiden: Krisenanzeichen frühzeitig erkennen
- Insolvenzantragspflicht: Wie Unternehmen sicherstellen, zwölf Monate durchfinanziert zu sein
- Insolvenzrecht: Ein Überblick
- Urteil: Darf der Versicherungsschutz im Insolvenzfall erlöschen?
- Rechtsblog: Wenn der Kunde nicht zahlt – das Frachtführer-Pfandrecht
- Rechtsblog zu Insolvenz: Wie vor Zahlungsausfall schützen?