Evelyn Palla ist vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zur neuen Chefin des Konzerns berufen worden. Das teilte die Deutsche Bahn am Vormittag des 23. September mit.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG hatte im Voraus angekündigt, gegen die Südtirolerin stimmen zu wollen. Da eine einfache Mehrheit für ihre Berufung reichte, konnte die Gewerkschaft den Wechsel an der Konzernspitze aber nicht verhindern.
Start als Bahnchefin am 1. Oktober
Palla wird ihre neue Aufgabe nach dpa-Informationen am 1. Oktober beginnen. Sie soll mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet werden.
Die Südtirolerin ist bislang Chefin der Regionalverkehrssparte der Deutschen Bahn, DB Regio. Sie wird nun Nachfolgerin von Richard Lutz. Dieser führte den Konzern fast acht Jahre lang, konnte zuletzt aber keine Trendwende mehr einleiten.
Bahnstrategie: Verkehrsminister fordert mehr Zuverlässigkeit
Palla muss sich bei ihrer Arbeit künftig an der neuen Strategie des Bundes orientieren, die Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) am Montag, den 22. September vorgestellt hat.
- Fokus: mehr Zuverlässigkeit, mehr Sicherheit und mehr Sauberkeit für die Kunden der Bahn.
- Generalsanierung bleibt: Mit Blick auf die marode Infrastruktur hält der Bund am Konzept der sogenannten Generalsanierungen fest, mit denen bis 2036 rund 40 besonders wichtige und belastete Strecken von Grund auf modernisiert werden sollen.
- Reform der InfraGo: Schnieder will zudem dafür sorgen, dass die für die Infrastruktur zuständige DB InfraGo eigenständiger und unabhängiger vom Gesamtkonzern agieren kann.
Bekommt Schnieder auch zweite Wunschpersonalie Rompf durch?
Offen ist noch, ob Schnieder auch seinen Wunschkandidaten für die Leitung der DB InfraGo durchbekommt. Der Minister möchte an dieser Stelle Dirk Rompf einsetzen. Die EVG will die Berufung aber verhindern.
Rompf ist bei der Bahn kein Unbekannter: Er war Netz-Chef unter dem damaligen Konzernvorstand Ronald Pofalla. In dieser Zeit verfiel die Infrastruktur zunehmend, weil zu wenig Geld in den Erhalt investiert wurde.
Rompf muss vom Aufsichtsrat der DB InfraGo berufen werden. Die Sitzung steht in den nächsten Wochen an. Die EVG rechnet sich gute Chancen aus, diese Berufung verhindern zu können. EVG-Chef Martin Burkert geht davon aus, dass für den Manager keine einfache Mehrheit zustande kommen wird, weil auch Vertreter der Arbeitgeberseite im Aufsichtsrat gegen ihn stimmen könnten.
EVG: Stimme gegen Palla als Kritik an Rompf zu verstehen
Die EVG betonte, dass ihre Stimmen gegen Palla vor allem als Stimmen gegen Rompf verstanden werden sollten. Nach Ansicht der Gewerkschaft könne mit Rompf als InfraGo-Chef nicht von einem Neustart bei der Bahn gesprochen werden.
Rompf sei in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der DB Netz „nicht aufgefallen - auch nicht positiv aufgefallen, im Gegenteil. Er hat das Spardiktat massiv durchgezogen und ist mitverantwortlich, dass die Infrastruktur in so einem Zustand ist“, sagte Burkert.
Sollte Rompf tatsächlich im InfraGo-Aufsichtsrat durchfallen, wäre das auch eine schwere Beschädigung von Minister Schnieder. Dem Vernehmen nach überraschte Schnieder die Branche mit der Präsentation Rompfs. Er löste damit Unverständnis und Kritik statt Zuversicht für den Neustart aus.