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Lang-LKW bedroht verlängerten Trailer

19.12.2011 08:16 Uhr
Lang-LKW bedroht verlängerten Trailer
Bei LTG in Bayern sind die verlängerten Trailer seit Jahren erfolgreich im Einsatz
© Foto: VR/Swantusch

Mehrere Bundesländer verweigern dem um 1,3 Meter gestreckten Kögel-Auflieger die erneute Ausnahmezulassung

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München. Bereits seit rund sechs Jahren läuft ein bundesweiter Feldversuch mit überlangen LKW und kaum einer hat es gemerkt. Im Jahr 2005 startete der Hersteller Kögel einen Testlauf mit insgesamt 300 gestreckten Trailern, damals noch unter dem Namen Big Maxx. Heute nennt Kögel seine verlängerten Auflieger Euro Trailer und erregt ungeliebte Aufmerksamkeit der Zulassungsbehörden.

Ende November sind die Ausnahmegenehmigungen ausgelaufen. „Die Ausnahme für den verlängerten Sattelauflieger „Big Maxx" der Firma Kögel wurde in Bayern aufgrund der überaus positiven Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung um weitere sechs Jahre verlängert", sagt ein Sprecher des zuständigen bayrischen Innenministeriums der VerkehrsRundschau. Der bayrische Regierungsbezirk Schwaben, welcher bereits 2005 federführend für die bundesweite Zulassung war, habe die Zulassung der Fahrzeuge auf Grundlage § 70 Absatz 1 der StraßenverkehrsZulassungsordnung (StVZO) erneut verlängert. Vor sechs Jahren hatten alle anderen 15 Bundesländer die Ausnahmegenehmigung ebenfalls akzeptiert, doch mittlerweile haben sich die Zeiten geändert.

Widerstand der Lang-LKW-Gegner

„Die Ausnahmegenehmigungen für diese Fahrzeuge werden in Nordrhein-Westfalen nicht verlängert. Darüber hinaus haben wir das Land Bayern gebeten, das Land NRW aus dem Geltungsbereich der von dort genehmigten Ausnahmen auszuschließen", betont eine Sprecherin des NRW-Verkehrsministeriums. „Fahrzeuge dieses Typs sind vergleichbar mit Lang-LKW; sie stellen vergrößerten Laderaum zum Transport von Gütern auf der Straße zu Verfügung. NRW hat entschieden, nicht am geplanten Feldversuch der Bundesregierung mit Lang-LKW teilzunehmen. Deswegen werden wir auch Fahrzeuge des Typs Big Maxx und anderer Hersteller nicht auf unseren Straßen zulassen", begründet sie das Aus für den verlängerten Trailer. Ähnlich sehen es unter anderem die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Ein Sprecher des Berliner Verkehrsministeriums stellte klar: „Wird ein solches Fahrzeug kontrolliert, droht ein Bußgeld wegen Fahrens ohne gültige Zulassung."

Im Saarland zeigt man sich zwar skeptisch, will die Fahrzeuge jedoch vorerst nicht aussperren. „Auch wenn wir grundsätzlich nicht mit der Ausnahmegenehmigung einverstanden sind, so haben wir die – nicht von uns erteilte – Ausnahmegenehmigung doch auf die Firmen übertragen, um einen ansonsten bestehenden Nachteil zu vermeiden", sagt eine Sprecherin des Verkehrsministeriums der VerkehrsRundschau. Im Saarland setzen zwei Transporteure insgesamt fünf verlängerte Trailer ein. „Sollte Bayern der ultimativen Aufforderung einiger Bundesländer auf Rücknahme der Genehmigung für die jeweiligen Bundesländer nachkommen beziehungsweise die Genehmigung insgesamt zurücknehmen, würde dies für unsere Übertragungen auf die beiden Firmen bedeuten – und zwar automatisch –, dass die Veränderungen auch für die hier ansässigen Unternehmen und von diesen verwendeten Anhänger gelten."

Baden-Württemberg lässt Big Maxx fahren

Entwarnung kommt dagegen aus Baden-Württemberg. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) – ein erklärter Lang-LKW-Gegner – hatte lange gezögert, ob er die Kögel-Trailer künftig ebenfalls verbieten sollte. Doch diesen Freitag hieß es aus Stuttgart: Die verlängerten Trailer dürfen auch die kommenden sechs Jahre im ‚Ländle' fahren.

Kögel trifft der Sinneswandel der Bundesländer überraschend. „Das Thema wird verwechselt mit dem Feldversuch, weil beides zeitgleich diskutiert wird", kritisiert Volker Seitz, Leiter Kommunikation bei Kögel, die politischen Reaktionen. „Wir sind mit einigen Ländern, aber vor allem mit unseren Kunden im Gespräch", beschreibt Seitz die schwierige Lage. Zum Großteil seien die betroffenen Transportunternehmen zudem direkt mit den Zulassungsbehörden in Verhandlung.

Kögel habe mittlerweile überlegt, ob es nicht besser gewesen wäre, den verlängerten Trailer aus dem Lang-LKW Feldversuch rauszunehmen. „Letztlich ist das reine Spekulation", sagt Seitz. Dass das Auslaufen der Ausnahmegenehmigungen für die bundesweit 300 Big-Maxx-Trailer ausgerechnet auf den Höhepunkt der Diskussion um den umstrittenen Lang-LKW falle, sei ungünstig. „Die Behörden sind verunsichert, verfolgen die Diskussion rund um den Lang-LKW und werfen letztlich Äpfel und Birnen in den gleichen Topf", sagt Seitz. Dabei hätten die vergangenen sechs Jahre die Vorteile des verlängerten Trailer bewiesen: Zehn Prozent weniger Spritverbrauch, Reduktion der Transportkosten um acht Prozent, hohe Verkehrssicherheit und absolut unauffällig im Verkehr. Zudem muss für den Euro Trailer die vorhandene Infrastruktur nicht umgebaut werden, betont Seitz. Im Gegensatz zum Lang-LKW müssten etwa keine Parkplätze verlängert werden. Ein Gutachten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen habe diese Vorteile bestätigt.

Erfolgreicher Praxistest

Der Einsatz der verlängerten Trailer lief die ersten sechs Jahre problemlos, pflichtet Heinrich Doll, Geschäftsführer der Landauer Transportgesellschaft Doll (LTG), bei. Die mittelständische Spedition aus Bayern hat insgesamt sieben verlängerte Trailer bundsweit im Einsatz, davon zwei Big-Maxx-Rail. „Der Auflieger ist 1,30 Meter länger als normalerweise, da muss sich der Fahrer etwas umgewöhnen", so Doll. Die Fahrer bei LTG wurden entsprechend geschult und haben ihr Fahrzeug gut im Griff. „Das wäre der richtige Trailer für die Zukunft", fasst Doll seine persönlichen Eindrücke zusammen. (sb) 

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KOMMENTARE


Frank U

19.12.2011 - 10:36 Uhr

Ein Big Maxx ist doch kein überlanger Lkw, der ist ja sogar kürzer als ein normaler Gliederzug. Da zeigt sich mal wieder, dass es in der Politik nicht um Fakten geht.


Heinz Bosbach

19.12.2011 - 10:45 Uhr

Entscheidend sind zwei Fakten:1. Der Kögel Euro-Trailer ("Big Maxx") liegt noch innerhalb der normalen für LKW mit Anhänger zulässigen Grenzen und fährt im normalen Straßennetz.2. Das System ist geeignet für den Kombiverkehr und kann auch komplett auf die üblichen Bahnwagen verladen werden. Im Gegensatz dazu würden die Lang-LKW gemäß Feldversuch ein andere Verladeinfrastruktur und neue Taschenwagen erfordern.Damit sollte man die beiden System tunlichst nicht in einen Topf werfen.


Heizer

19.12.2011 - 12:34 Uhr

die ganze Diskusion um die überlangen LKW wird leider nur von Personen geführt die keine Ahnung von der Materie haben.der sogenannte überlange Sattelzug ist im Verkehr nie wirklich aufgefallen da er nicht mal die Länge eines Anhängerzug erreicht hat.für mein Empfinden sind die Auflagen für den 25 meter Zug sehr hoch geschraubt und nicht zu teuren Bedingungen verknüpft.Fahrerschulung für die 400 Fahrer sind ok aber wer schult die Fahrlehrer?es sind doch alles Fahrlehrer die keine Fahrpraxis haben und die meiste Zeit auf dem Beifahrersitz rumhängen.ich kenne mehrere Fahrlehrer die den LKW-Schein schulen und keiner ist in der Lage einen WB-Zug innerhalb von 10 Minuten abzubrücken und wieder aufzubrücken und die wollen mir das Fahren beibringen.haben alle nur ein großes Maul und können nichts.


Jürgen Auth

19.12.2011 - 23:11 Uhr

@ Heizer: Lkw-fahren ist ein wenig mehr als schnell umzubrücken. Und gut auszubilden ist viel mehr als auf dem Beifahrersitz rumzuhängen! Und wer schult uns? Ganz einfach: Mercedes, MAN, Scania und Co. Dort gibt es nämlich gute Weiterbildungsangebote für uns Lkw- und Busfahrlehrer. Anscheinend kennst Du nur die Billigheimer, die wirklich nur ein großes Maul haben. Aber es liegt an jedem selbst, welchen Ausbilder er sich aussucht. Preiswert bedeutet, dass jemand seinen Preis wert ist. Als Beispiel die Weiterbildungsmodule: 19 Euro für einen Kaffeesauftag mit Dummgelaber, oder 99 Euro für richtig was dazugelernt.


Jörg Hartmann

19.12.2011 - 23:24 Uhr

Hey Heizer,Wann und wo?Ich bring den Zug mit. (Drehschemel) Dann können wir es mal testen wer schneller ist.Ein blöder Fahrlehrer oder ein Profi.GrüßeJörg


Deutscher_Michel

13.02.2012 - 11:30 Uhr

Jetzt rächt sich, dass so viele Gehirnamutierte mit dem LKW unterwegs sind. In deren Lkw ist wohl ein Relais eingebaut, das bei Einschalten der Zündung das Gehirn des Fahrers ausschaltet.Jedenfalls wird auf diesem neuen LKW-Typ eine vorausschauende, kollegiale Fahrweise (sowohl mit dem Pkw- als auch dem Lkw-Verkehr) benötigt.Z.B. wenn man das Einscheren an Einfahrten ermöglich, das der Einscherende nicht mit hochbeschleunigt und einen links verhungern lässt. Was ist dabei, wenn man den Höflichen vorbeiziehen lässt und dann erst beschleunigt.Oder Überholen an Einfahrten (Rasthof Burgau), obwohl man sieht, dass vorne ein LKW auf die Bahn auffährt.Wahrscheinlich wird man in Zukunft bei allen Führeerschein-Anwärtern für den LKW eine PMU machen müssen.Hoffentlcih denkt jetzt der Eine oder Andere darüber nach und verbessert sein Verhalten,dann werden die Ordnungsbehörden vielleicht nicht mehr so kitzelig bei Beuerungen sein..


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