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Innenministerin Faeser: Bereiten stationäre Grenzkontrollen vor

26.09.2023 08:57 Uhr | Lesezeit: 3 min
Am Grenzübergang Seifhennersdorf in Sachsen (Deutschland): Ein Auto fährt über die Grenze in das tschechische Dorf Varnsdorf ein.
Über Polen und Tschechien bringen Schleuser Flüchtlinge nach Deutschland. Ob stationäre Kontrollen etwas bringen würden, ist umstritten (Symbolbild)
© Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Daniel Schäfer

Zur besseren Schleuserbekämpfung hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser zusätzlich zur Schleierfahndung auch die Vorbereitung von Grenzkontrollen angekündigt.

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Die SPD-Politikerin sprach am Dienstagmorgen, den 26. September im Deutschlandfunk von einem weiteren Instrument. „Wir bereiten erstmal stationäre Grenzkontrollen mit vor. Es geht um zusätzliche Kontrollen“, sagte Faeser. „Und wir müssen schauen, was das dann bringt.“

Die Ministerin ergänzte, für sie sei wichtig, „dass wir in der Fläche an der Grenze mit Personal vorhanden sind“, weil das ansonsten zu einer Verdrängung führe und die Menschen dann an anderen Stellen über die Grenze kämen. „Wenn wir Schleuser erwischen, wird es viel bringen, weil wir im Moment das Gefühl haben, dass jeder Vierte oder Fünfte über Schleuser ins Land kommt.“

Die Maßnahmen seien in enger Zusammenarbeit mit den Nachbarländern am wirksamsten. Nachdem Tschechien sich bereits zu verstärkten Kontrollen zusammen mit der deutschen Bundespolizei geäußert habe, sei das auch mit Polen geplant.

Am Wochenende habe es Kontakte mit dem tschechischen Innenminister und auf hoher Beamtenebene auch mit der polnischen Seite gegeben, hieß es aus dem Ministerium. Faeser werde noch vor dem EU-Innenministertreffen an diesem Donnerstag auch mit ihrem polnischen Amtskollegen über das Thema beraten, so dass sehr schnell zusätzliche Maßnahmen getroffen werden könnten.

Deutlich machte die SPD-Politikerin aber auch, dass stationäre Kontrollen an Grenzen zu Nachbarländern allein nicht ausreichten. „Wirksam und Entlastung für die Kommunen dauerhaft werden nur europäische Lösungen bieten, nämlich eine Grenzkontrolle an der Außengrenze, nicht über Binnengrenzen.“

GDP: Grenzkontrollen „nicht effektiv“

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) dringt seit Monaten auf stationäre Grenzkontrollen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat hingegen ihre Bedenken gegen stationäre Kontrollen an den Grenzen zu Polen und Tschechien erneuert. „Wir sprechen uns als GdP gegen stationäre, feste Grenzkontrollen aus, weil wir das in der polizeilichen Arbeit nicht als effektiv ansehen“, sagte die Vizevorsitzende des GdP-Bezirks Bundespolizei, Erika Krause-Schöne, der Rheinischen Post am Dienstag. Schleuser würden einfach um die festen Kontrollpunkte herumfahren. Stattdessen wolle die Bundespolizei „agil auf der Grenzlinie“ agieren können, sagte Krause-Schöne.

Auch Thüringens SPD-Innenminister Georg Maier zeigte sich bei dem Thema skeptisch. „Kontrollen an der Grenze zu Polen und Tschechien allein werden die Migrationskrise in Deutschland nicht lösen“, sagte Maier dem Nachrichtenportal The Pioneer am Dienstag.

„Es gibt rechtlich keine Handhabe, Menschen an der Grenze zurückzuweisen, wenn diese Asyl begehren.“ Zudem würden bei lückenlosen Kontrollen lange Staus sowie ein enormer Personalaufwand die Folge sein. Krause-Schöne und Maier plädierten beide für Lösungen auf europäischer Ebene, um die irreguläre Migration zu begrenzen.

In dem Interview sagt die Ministerin zwar, sie bereite stationäre Grenzkontrollen mit vor. Kontrollen, wie es sie seit 2015 in Bayern an der Grenze zu Österreich gibt, meint sie damit aber wohl nicht. Kommen jetzt die stationären Kontrollen an den Grenzen?

Nein, das sieht im Moment nicht so aus. Denn die müssen bei der EU-Kommission beantragt werden, und das ist bisher nicht geschehen - und nach Informationen aus dem Bundesinnenministerium auch erst einmal nicht geplant. Stattdessen plant Faeser verstärkte Kontrollen in der Nähe der Grenze und vertritt die Rechtsauffassung, dass die Bundespolizei dabei punktuell - etwa wenn man dort gerade eine Schleusung vermutet - auch direkt an der Grenze Fahrzeuge anhalten kann. Außerdem will Faeser mehr gemeinsame Streifen mit Polen und Tschechien.

Aktuell gibt es seit Herbst 2015 vorübergehende stationäre Grenzkontrollen in Bayern an der Grenze zu Österreich. Sie werden vom Bundesinnenministerium bei der EU-Kommission angemeldet und jeweils verlängert. Die Kontrollen müssen in Brüssel mit einem Vorlauf von etwa einem Monat beantragt werden. Schleierfahndung bedeutet verdachtsunabhängige Kontrollen etwa im Grenzgebiet.

Wo in der EU gibt es aktuell sonst noch stationäre Kontrollen?

Obwohl im Schengen-Raum eigentlich das Prinzip der offenen Binnengrenzen gilt, sind es aktuell mehrere Staaten, die diese Karte gezogen haben. Spanien hat beispielsweise vom 28. September an für einige Tage Kontrollen angekündigt und dies mit Sicherheitsvorkehrungen rund um die informelle Tagung der Staats- und Regierungschefs in Granada begründet. An Häfen mit Fährverbindungen zu Schengen-Staaten kontrolliert Norwegen aktuell und begründet dies mit Risiken für kritische Infrastruktur an Land und im Seegebiet sowie der Gefahr durch russische Geheimdienstaktivitäten. Dänemark führt für seine Kontrollen an der Landgrenze zu Deutschland gleich mehrere Gründe an, unter anderem organisierte Kriminalität, irreguläre Migration und die Bedrohung durch islamistischen Terror.

Österreich hat für einige Abschnitte Grenzkontrollen notifiziert, Schweden für alle Binnengrenzen. Auch Frankreich hat unter Verweis auf Terror-Risiken und irreguläre Migration über die zentrale Mittelmeerroute und die sogenannte Balkanroute Kontrollen an seinen Grenzen zu Belgien, Luxemburg, Deutschland, Italien, Spanien und der Schweiz beantragt. Die Franzosen kontrollieren aber nicht überall rund um die Uhr, sondern eher punktuell und lageangepasst.

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