Rotenburg/Fulda. Trotz einer deutlichen Belebung der Geschäftstätigkeit im Gewerbe sei die Zahl der Insolvenzen noch immer erschreckend hoch. Zudem wäre die Erlössituation im LKW-Ladungsverkehr unbefriedigend, stellte der Vorsitzende, Claus-O. Herzig zu Beginn der Mitgliederversammlung seines Verbandes am Samstag in Rotenburg an der Fulda fest. Im vergangenen Jahr waren von den 773 Mitgliedsbetrieben des Verbands 30 wegen Insolvenz, Betriebsaufgabe oder wirtschaftlichen Schwierigkeiten ausgeschieden.
Ist die Krise wirklich schon vorbei?
Ist die Krise wirklich schon vorbei? Auch bei Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) war diese Frage ein zentraler Punkt seines Vortrags. Die Konjunktur entwickle sich nicht vernünftig, es gebe zwar Ware zu fahren, aber das Geschäft, das dem zugrunde läge, sei so unsolide wie früher, stellte er fest. Zudem würden die Unternehmen aus den mittel- und osteuropäischen Staaten den Aufschwung in Deutschland fahren, so Schmidt. Und selbst wenn sie sich zurückzögen, seien die deutschen Unternehmen nicht in der Lage, in die Lücke zu springen, „wenn der Fahrermangel so anhält".
„In fünf Jahren werden wir rund 50.000 Fahrer weniger am Markt haben", stellte Herzig fest. Sein dringender Appell an Auftraggeber und Verlader: „Helfen Sie mit, die Arbeitsbedingungen unserer Fahrer zu verbessern." Insbesondere die Situation an der Rampe sollte kurzfristig verbessert werden. Seine Mitgliedsunternehmen forderte er auf, auszubilden, auch im Verbund, sich an Ausbildungsmessen zu beteiligen, die Fahrer fair zu bezahlen, Praktikumsplätze anzubieten. Immerhin gebe es bereits jetzt akute Besetzungsprobleme im Fuhrpark, Absagen wegen fehlender LKW-Fahrer sowie überproportionale Lohnanstiege. Eine Inflation bei den Fahrerlöhnen wäre die Folge eines fortgesetzten Fahrermangels, so Schmidt.
Immens seien die Kostensteigerungen aber bereits jetzt in anderen Bereichen. „Eine gigantische Verteuerung gibt es bei Nahrungsmitteln und bei Energie", so Schmidt. Für Herzig nimmt die Entwicklung der Dieselpreise „existenzbedrohende Höhen an". Es sei absehbar, wann die Dieselkosten die Personalkosten übertrumpften. Schmidt und Herzig legten den Unternehmen dringend nahe, Dieselpreisfloater festzulegen. „Frankreich hat dieses Problem gesetzlich geregelt: Hier werden in Transportverträgen oder AGB vom Gesetzgeber vorformulierte Preisgleitklauseln aufgenommen", gab Herzig einen Ausblick zum europäischen Nachbarn. Alternative Antriebe hatte Schmidt bei dem Thema im Blick: Bei 1,50 Euro für den Liter Diesel könnten sich Hybridfahrzeuge für uns schon rechnen, zeigte er auf. Ansonsten gaben beide zum Thema Antrieb die gleiche Marschrichtung aus: „Wir als Interessenvertretung warnen vor dem Kauf von Euro-6-Fahrzeugen", so Herzig.
Beim Thema Fahrzeuge stellte Schmidt eine Verlautbarung in Aussicht: „Wir werden zu den Lang-Fahrzeugkonzepten eine abgestimmte Position mit dem ADAC veröffentlichen. Wir haben einen Konsens zu den neuen Abmessungen und Gewichten gefunden", kündigte er an. Man brauche keine 26,50 Meter langen Zug, aber man wolle einen verlängerten Auflieger, mit dem man zwei Behälter fahren könne. (bb)
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