Die Güterbahnen haben einen Reformvorschlag für das Trassenpreissystem im Schienengüterverkehr präsentiert. Hintergrund ist die Ankündigung der Bundesregierung, das bestehende Preismodell zu überarbeiten. Der aktuelle Mechanismus, der seit 2017 gilt, führt laut Branchenangaben zu überhöhten Kosten und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Straßengüterverkehr. Oblgeich die Vorschläge der Regierung suggerieren, dass die Trassenpreise im Schienengüterverkehr im Dezember statt um 35 Prozent „nur“ um 16 Prozent steigen könnten, sehen die Güterbahnen mehr Veränderung geboten.
Grenzkosten statt Vollkostenmodell
Der Vorschlag der Güterbahnen sieht vor, die Trassenpreise künftig auf Basis der Grenzkosten zu berechnen. Das bedeutet: Nur die durch eine zusätzliche Zugfahrt entstehenden Kosten sollen berücksichtigt werden. „Eine Höhe von circa 2 Euro pro Kilometer für den Standard-Güterzug wäre ideal“, sagt Peter Westenberger, Geschäftsführer der Güterbahnen, in einem Pressegespräch in Berlin. Höhere Preise seien für die verladende Wirtschaft kaum tragbar und führten zu einer Rückverlagerung auf den Lkw.
„Funktionierender Wettbewerb ist unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht möglich, wie wir schon seit 2023 sehen: Es wird wieder vermehrt mit dem Lkw transportiert – mit entsprechenden Folgen für Klima, Verkehrssicherheit und Staugeschehen“, so Westenberger.
Planungssicherheit durch feste Preiszyklen
Das neue Modell der Güterbahnen sehe vor, die Trassenpreise für jeweils fünf Jahre festzulegen. Damit sollen kurzfristige Preisschwankungen vermieden und Investitionssicherheit geschaffen werden. Die Finanzierung der Infrastruktur soll über ein eigenes Gesetz geregelt und analog zur Lkw-Maut organisiert werden.
Westenberger: „Das schwach regulierte und darüber hinaus risikofreie Preismonopol der DB InfraGO wird ersetzt: Preise werden mittelfristiger fixiert und am Ziel Verkehrsverlagerung orientiert. Daran sollten alle Beteiligten – Bund, DB, Kunden – ein Interesse haben.”
Derzeit müssen die Schienen-Nutzer im Vollkostenmodell alle Infrastrukturkosten tragen – inklusive Gewinnaufschlag und Konzernumlage.
Effizienz statt Gewinnorientierung
Die Zusatzkosten des Vorschlages für den Bund belaufen sich den Güterbahnen zufolge auf rund eine Milliarde Euro pro Jahr, was über Instandhaltungs-Zuschüsse an die DB InfraGO fließen könnte und somit Trassenpreisanstiege dank des Grenzkostenmodells abflachen würde: Investiert der Bund dabei zusätzlich in die Modernisierung des Netzes, sinken die Betriebskosten – und damit auch der Preisdruck, so die Güterbahnen.
Ein Gewinnaufschlag für den Infrastrukturbetreiber DB InfraGO ist im Modell nicht vorgesehen: Stattdessen soll ein Effizienzzuschlag eingeführt werden, der bei Verbesserungen im Netzbetrieb greift.
„Unser zentraler Gedanke: Nur mit bezahlbaren Trassenpreisen kann mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden und ist der Infrastrukturbetreiber auch wirklich am Gemeinwohl orientiert. Stark steigende Trassenpreise führen zu weniger Zugfahrten. Auf sinkende Einnahmen müsste die InfraGO mit noch stärkeren Preissteigerungen reagieren. So ginge es heiter in eine fatale Abwärtsspirale“, so Westenberger. „Die Bundesregierung sollte nun schnell mit der Branche ins Gespräch kommen und Lösungen diskutieren, die mehr Effizienz auf die Schiene bringen und den Bund an der richtigen Stelle mit in die Verantwortung holt.”
Zeitplan bis 2027
Die Güterbahnen schlagen vor, das Modell bis Frühjahr 2026 auszuarbeiten und von Bundestag und Bundesrat noch vor der Sommerpause zu verabschieden. Ziel sei ein Inkrafttreten zum 1. Januar 2027.