Deutschlands Exportwirtschaft sieht sich im laufenden Jahr mit erheblichen Belastungen konfrontiert, wie die dpa meldet: Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) rechnet mit einem Rückgang der Ausfuhren um 2,5 Prozent. Noch im März hatte der Verband jedoch ein Minus von 2,7 Prozent prognostiziert und angekündigt, diese Zahl „deutlich nach unten zu korrigieren“.
"Man könnte interpretieren, wir seien optimistischer geworden"
- räumt BGA-Präsident Dirk Jandura ein.
Dennoch bleibe das Jahr 2025 „ein deutlich zu schlechtes Ergebnis für den deutschen Außenhandel“. Ein nachhaltiger Aufschwung sei nicht in Sicht, das Erreichen früherer Wachstumsraten bleibe unwahrscheinlich.
Exportzahlen im ersten Halbjahr zeigen rückläufige Entwicklung
Im Jahr 2024 hatte die deutsche Wirtschaft Waren im Wert von rund 1.549 Milliarden Euro exportiert – ein Rückgang von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das erste Halbjahr 2025 meldet das Statistische Bundesamt Ausfuhren im Umfang von 786 Milliarden Euro. Die Zahlen bestätigen den negativen Trend, der sich bereits im Vorjahr abzeichnete.
Auch das Münchner Ifo-Institut hat ihre Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft gesenkt. So rechnen die Ökonomen in diesem Jahr nur noch mit einem Wachstum des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent. Die Herbstprognose des IfW Kiel sieht für 2025 ebenfalls kaum Wachstum. Auch für 2026 und 2027 bleiben die Aussichten gedämpft.
US-Zölle verschärfen die Lage für deutsche Exporteure
Besonders belastend wirkt sich die Zollpolitik der Vereinigten Staaten aus. Im Juli verzeichneten die deutschen Exporteure den vierten Rückgang in Folge im Handel mit dem wichtigsten Partnerland. Die Ausfuhren in die USA fielen auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2021.
„Viele der neuen US-Zölle sind so hoch, dass Geschäfte schlichtweg unmöglich werden – für zahlreiche deutsche Exporteure bedeutet das faktisch den Verlust des US-Marktes“, erklärt Jandura. „Unsere Außenhändler blicken dementsprechend düster in die Zukunft: Fast 60 Prozent sehen sich direkt oder indirekt negativ betroffen.“
Seit dem 7. August gelten für die meisten EU-Importe in die USA Zölle von 15 Prozent. Bereits im Juni hatte US-Präsident Donald Trump die Zölle auf Stahl und Aluminium auf 50 Prozent erhöht.
BGA fordert politische Gegenmaßnahmen zur Stabilisierung
Der BGA sieht den deutschen Außenhandel „am Scheideweg“. Jandura fordert ein entschlossenes Handeln der Politik: „Wenn wir den Abwärtstrend im Export stoppen und den rasanten Anstieg beim Import dämpfen wollen, brauchen unsere Unternehmen dringend mehr Freiraum: weniger Bürokratie, sichere Lieferketten und vor allem den Abschluss neuer Freihandelsabkommen, um Zölle und Handelshemmnisse zu überwinden.“ Laut Verband hängt jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland direkt oder indirekt vom Außenhandel ab.