ELVIS: Langfristige Erholung im Lkw-Transportmarkt nicht in Sicht

26.11.2025 10:34 Uhr | Lesezeit: 4 min
Lkw auf einem Teilstück der Autobahn 3 (A3) zwischen Köln und Frankfurt am Main.
Das Transportbarometer sank lat ELVIS im Vergleich zum Vormonat um 5,8 Prozent und zum Vorjahresmonat um 1,2 Prozent
© Foto: picture alliance / Rainer Keuenhof | Rainer Keuenhof

Fachkräftemangel und Personalkosten belasten die Transportbranche, wie der aktuelle Marktreport von ELVIS zeigt. Der Lkw-Transportmarkt bleibt daher unter dem Vorjahresniveau.

Wirtschaftliches Wachstum bleibt aus, dazu kommen globale Unsicherheiten und eine unentschlossene Wirtschaftspolitik – vor diesem Hintergrund sieht der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) die wirtschaftliche Lage in Deutschland in ihrem aktuellen Marktreport für das dritte Quartal 2025 weiterhin kritisch. Der Lkw-Transportmarkt zeige saisonbedingt zwar leicht steigende Aktivitäten, bleibe jedoch unter dem Vorjahresniveau, so ELVIS. „Reduzierte Kapazitäten sowie der anhaltende Fachkräftemangel führen zu einer angespannten Marktlage, während steigende Personalkosten die Situation zusätzlich verschärfen“, so ELVIS weiter. Zum Jahresende würden die Hoffnungen daher vor allem auf Handel und Konsumgütern ruhen.

Schwache Wirtschaftsentwicklung

„Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle: Globale Krisen und unklare wirtschaftspolitische Entscheidungen verhindern derzeit jede Erholung“, erklärte Nikolja Grabowski, Vorstand von ELVIS. Die Stagnation der deutschen Wirtschaft wird insbesondere am Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich: Im dritten Quartal 2025 blieb dieses im Vergleich zum Vorquartal unverändert und legte im Vergleich zum Vorjahresquartal lediglich um 0,3 Prozent zu. Ähnlich zurückhaltend zeigt sich auch der Ifo Geschäftsklimaindex: Sowohl Ifo-Geschäftsklima (+0,8 Prozent) als auch Ifo-Geschäftslage (-0,5 Prozent) veränderten sich im Vergleich zum Vormonat (September 2025) kaum – lediglich die Ifo-Geschäftserwartungen stiegen leicht um 2,0 Prozent.

Schwächelnde Industrieproduktion

Zudem verdeutlicht der Marktreport, dass auch die Industrieproduktion schwächelt und bestenfalls durchwachsene Aussichten für das Jahresschlussquartal bietet: Im Vergleich zum Vormonat (August 2025) stieg die Leistung im Bereich Chemische Erzeugnisse um 1,3 Prozent, während sie im Maschinenbau um 1,1 Prozent leicht sank. Einzig der Automotive-Bereich verzeichnete ein deutliches Plus von 12,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat (September 2024) sanken die Werte jedoch in allen Bereichen: In der Chemiebranche um 0,1 Prozent, im Maschinenbau um 3,7 Prozent und im Bereich Kraftwagen und Kraftwagenteile um 1,6 Prozent. Auch die Produktion im Baugewerbe ging sowohl im Vergleich zum Vormonat (-0,9 Prozent; August 2025) als auch zum Vorjahresmonat (-2,2 Prozent; September 2024) zurück.

Das Hoffen auf den Handel und den Konsumgüterbereich

Die Hoffnungen ruhen laut ELVIS daher größtenteils auf dem Handel und dem Konsumgüterbereich: Im September 2025 blieb der Umsatz im Einzelhandel im Vergleich zum Vormonat stabil, während er im Internet- und Versandhandel um 3,4 Prozent zurückging. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen jedoch beide Werte geringfügig um 0,1 Prozent. Auch gesamtwirtschaftlich soll es wieder minimal bergauf gehen: „Aktuelle Prognosen rechnen für die kommenden Monate immerhin mit einem leichten Wirtschaftswachstum“, zeigte sich Grabowski verhalten optimistisch.

Angespannte Marktlage durch reduzierte Kapazitäten

Eine langfristige Erholung sei im Lkw-Transportmarkt jedoch nicht in Sicht, schreibt ELVIS. Zwar lag die Fahrleistung im Oktober 2025 saisonbedingt auf hohem Niveau – die Lkw-Maut-Kilometer stiegen im Vergleich zum Vormonat um 2,6 Prozent – dennoch blieben sie 1,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Gleichzeitig sorgen reduzierte Kapazitäten weiterhin für eine angespannte Marktlage. Das Transportbarometer, das das Verhältnis von Fracht- zu Laderaum im Spotmarkt misst, sank im Vergleich zum Vormonat um 5,8 Prozent und zum Vorjahresmonat um 1,2 Prozent. „Auch im Lkw-Transportmarkt bleiben die Perspektiven für die kommenden Wochen schwach“, fasste Grabowski zusammen. „Viele Kunden melden bereits verfrühte Betriebsschließungen zum Jahresende, so dass der Dezember voraussichtlich wenig Volumen bringen wird.“

Umsatzerwartungen deutlich gesunken

Dies spiegelt sich auch in den Ifo-Konjunkturperspektiven für den Bereich Güterbeförderung im Straßenverkehr wider: Dort sind die Umsatzerwartungen im Oktober 2025 sowohl im Vergleich zum Vormonat (-4,2 Prozent) als auch im Vergleich zum Vorjahresmonat (-12,8 Prozent) deutlich gesunken. Ein kleiner Lichtblick für die Branche: Die Kostenentwicklung hat sich in den letzten Monaten weitestgehend stabilisiert. Die Erzeugerpreise im Straßengüterverkehr sind im zweiten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorquartal nur leicht gestiegen (+0,6 Prozent), in der Lagerei sind sie weitestgehend gleichgeblieben (+0,3 Prozent). Auch die Erzeugerpreise für Lkw (+0,2 Prozent), Sattelzug (0,0 Prozent) und Trailer (-0,1 Prozent) bleiben nahezu unverändert. Die Kosten für Dieselkraftstoff sind währenddessen im Vergleich zum Vormonat sogar um 1,4 Prozent gesunken.

Hohe Personalkosten und Fahrermangel

Allerdings liegen die Personalkosten weiterhin deutlich über dem allgemeinen Teuerungsniveau. Im zweiten Quartal 2025 stieg der Index für den durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst im Vergleich zum Vorquartal um 2,1 Prozent und im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,7 Prozent. Hinzu kommt laut ELVIS der anhaltende Fachkräftemangel: Die Transport- und Logistikbranche kämpft speziell mit fehlenden Lkw-Fahrern. „Das fehlende Personal und die gleichzeitig steigenden Kosten in diesem Bereich gehören aktuell zu den größten Herausforderungen des Lkw-Transportmarktes“, sagte Grabowski.


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