Den Haag. Nach zehnjähriger Bauzeit ist es so weit: Am kommenden Samstag gibt die niederländische Königin Beatrix freie Fahrt auf der Betuweroute. Der eigens für den Güterverkehr gebaute Schienenstrang verbessert die Verbindungen des Rotterdamer Hafens mit dem Ruhrgebiet und dem ferneren europäischen Hinterland. Von der äußersten Spitze des Rotterdamer Hafens führt die Strecke 160 Kilometer weit bis nach Zevenaar nahe der deutschen Grenze. Lange folgt sie der niederländischen Autobahn A 15, auf der jetzt ungezählte Lastwagen Container vom größten Hafen Europas zu ihren Empfängern bringen - Staus sind dort an der Tagesordnung. Damit soll das 4,7 Milliarden Euro teure und damit größte Infrastrukturprojekt der Niederlande ein Ende machen. Nicht alle sehen dieser Zukunft zufrieden entgegen. Eine massive Überschreitung der ursprünglich geplanten Kosten wurde vom Rechnungshof in Den Haag scharf kritisiert. Manche Experten bezweifeln, dass die Betuweroute mit einer Kapazität zur Beförderung von insgesamt 75 Millionen Tonnen im Jahr in beide Richtungen überhaupt gebraucht wird. Umweltschützer kritisierten Eingriffe in die Natur, darum wurden 190 Passagen gebuddelt, durch die Tiere von der einen zur anderen Seite der Bahnstrecke gelangen können. Hans Smits, Direktor des Rotterdamer Hafens, nimmt die Einwände ernst, doch kommt zu einem eindeutigen Schluss: „Für uns ist die Betuweroute unverzichtbar“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Es gibt eine Wiederbelebung der Schiene. Die Zahl der Container, die per Bahn von und nach Rotterdam kommen, steigt jährlich um 10 Prozent.“ Aber auch die Kohlemenge steige beständig. „Die Nachfrage ist da“, beteuert Smit. „Die ersten Züge sind seit langem ausgebucht“. Allerdings beginnt der Betrieb auf der hochmodernen Strecke nur zaghaft: Die Elektrifizierung ist noch nicht abgeschlossen, deshalb werden zunächst nur Dieselloks eingesetzt. Nach Angaben des Betreibers Keyrail werden anfangs etwa 70 Züge am Tag über die neuen Gleise rollen. Die Kapazität soll aber für Verbindungen im Fünf-Minuten-Takt reichen. Hauptziel ist Deutschland - vor allem das Ruhrgebiet, dessen wirtschaftlicher Aufschwung einst auch den Aufstieg des Rotterdamer Hafens ausgelöst hat. Knapp 15 Millionen Tonnen Güter wurden im vergangenen Jahr mit dem Zug von den Niederlanden nach Deutschland verfrachtet. Doch wenn das niederländische Zevenaar nicht zum Nadelöhr für die Weiterfahrt in das Nachbarland werden soll, muss auf deutscher Seite noch kräftig gebaut werden. Ein drittes Gleis soll die weitere Verbindung über Oberhausen nach Duisburg verbessern. „Aber derzeit gibt es keine Probleme“, gibt Hafendirektor Smit Entwarnung. Selbst wenn in sechs Jahren ein großes neues Hafengebiet in Betrieb genommen werde, reiche die zweispurige Verbindung in Deutschland zum Transport der Fracht von und nach Rotterdam noch aus. Zwar ist Deutschland das wichtigste Ziel, doch im drittgrößten Hafen der Welt haben die Verantwortlichen ganz Europa im Sinn. Die Betuweroute ist Teil eines Netzes, das Rotterdam mit Genua verbindet, und dafür hat auch das Transitland Schweiz kräftig investiert. Und Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich und die Schweiz vereinbarten kürzlich die gegenseitige Anerkennung der Zulassung von Lokomotiven - freie Fahrt also in mehreren Ländern.
Betuweroute wird Samstag eröffnet
Neuer Schienenstrang verbindet Rotterdamer Hafen mit Europa. Niederländische Königin Beatrix eröffnet Samstag die Betuweroute