Auf Wachstumskurs

Die Binnenhäfen, die den Kombinierten Verkehr (KV) früh für sich entdeckt haben, können froh sein. Denn dieses Segment floriert, sieht man vom Einbruch aufgrund der Corona-Krise ab. "Der KV war in allen deutschen Binnenhäfen der Wachstumstreiber in den letzten Jahren", sagt Joachim Zimmermann, Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB). Das sei ein "immens wichtiges Thema" für die Häfen, insbesondere am Rhein, wo neben der Bahn auch die Schifffahrt eine große Relevanz hat. "Dort gibt es jedoch eine ganz andere industrielle Dichte, weshalb sich die Binnenhäfen beispielsweise an der Elbe oder auch hier in Bayern schwerer tun mit dem KV auf dem Wasser. Zumal der Rhein bis Karlsruhe frei von jeglichen Schleusen befahrbar ist", sagt Zimmermann, der auch Geschäftsführer von Bayernhafen ist. Von null auf 450.000 TEU in 15 Jahren Doch schwingt in dieser Feststellung ein wenig Understatement mit. Denn auch in den Bayernhafen-Standorten boomt der KV. Das erste KV-Terminal wurde 2005 in Nürnberg errichtet. Mittlerweile gibt es fünf weitere Anlagen in Aschaffenburg, Bamberg und Regensburg (drei). 450.000 TEU (20-Fuß-Container) wurden 2019 in den Häfen umgeschlagen. Von null auf 450.000 in 15 Jahren: fraglos eine Erfolgsgeschichte für Bayernhafen. Corona hat zwar dafür gesorgt, dass das Umschlagvolumen im ersten Halbjahr 2020 um 19 Prozent gesunken ist. Aber abseits von Corona geht Zimmermann davon aus, dass die Mengen steigen werden. Vor allem im kontinentalen Verkehr mit Sattelaufliegern und Wechselbrücken sieht er ein Potenzial, da dieses Segment in den Bayernhäfen nur etwa zehn Prozent des KV ausmacht: "Bei der Verlagerung dieser Einheiten von der Straße auf die Schiene halte ich eine jährliche Zunahme von zehn Prozent für durchaus realistisch." Deshalb plant Bayernhafen den Ausbau der Terminals zum Beispiel in Nürnberg und Regensburg. Diese Aktivitäten unterstreichen die hohe Bedeutung des KV: Schon heute entfallen 60 Prozent des gesamten Bahnumschlagvolumens von Bayernhafen auf Container, Auflieger und Wechselbrücken. Zu den Anbietern mit den meisten Terminal-Kapazitäten mit Wasseranschluss in Deutschland und vor allem am Rhein zählt Contargo. 24 Terminals betreibt der Netzwerkdienstleister, die meisten davon mit einer trimodalen Anbindung. "Die Auslastung der Terminals hat in den letzten Jahren stark zugenommen", sagt Heinrich Kerstgens, Geschäftsführer von Contargo. Deshalb hat das Tochterunternehmen der Rhenus-Gruppe in der Vergangenheit in diversen Terminals Erweiterungen vorgenommen. Dieser Wachstumstrend wird sich fortsetzen, trotz Corona-Krise. "Wir gehen in unseren Terminals von einem Umschlagwachstum in den nächsten 20 Jahren von durchschnittlich 3,3 Prozent pro Jahr aus", sagt Kerstgens eine Zunahme der Mengen voraus. Allerdings prognostiziert er eine Verschiebung: Die KV mit der Binnenschifffahrt werde moderat wachsen. "Im Bahnbereich werden wir stärker zulegen, weshalb wir in Bahnterminals investieren werden, um so stärker in der Fläche präsent zu sein", kündigt Kerstgens gegenüber der Verkehrs-Rundschau an. Derzeit ist bei Contargo das Binnenschiff für 74 Prozent aller Container verantwortlich, die Bahn für 21 Prozent und der Lkw für fünf Prozent. "Wir gehen davon aus, dass 2040 der Anteil der Binnenschifffahrt und der Bahn jeweils 47 Prozent betragen wird und auf den Lkw sechs Prozent entfallen", so seine Prognose. Bis 2040 plus rechnet Contargo insgesamt mit einer Verdreifachung der Umschlagmengen in seinen Terminals gegenüber heute (derzeit 2,1 Millionen TEU). Ein Problem sei in einigen Terminals die Platzfrage. Es fehlen Abstellkapazitäten für Leercontainer. "Aber auch die Länge der Gleise ist nicht immer optimal", sagt Kerstgens. Daher müsste in einigen Anlagen rangiert werden. Das bedeutet einen höheren Zeitaufwand und zusätzliche Loks und Personal für das Rangieren. Vor dem Hintergrund der Bestrebungen, Züge künftig mit 1000 Meter Länge statt bislang 750 Meter zu fahren, könne diese Engpasslage in den Terminals an Bedeutung zunehmen, sagt Kerstgens. Vorbereitung auf 1000-Meter-Züge An diesem Beispiel wird auch deutlich, wie groß der Einfluss der Politik auf die Planung von Unternehmen sein kann. Denn im Masterplan Schienengüterverkehr wurde als ein Ziel festgehalten, bereits Mitte der nächsten Legislaturperiode Lösungen zur Machbarkeit von Zügen mit einer Länge über 1000 Meter zu entwickeln. "Bei zwei Terminals, bei denen die Planung zum Ausbau bereits abgeschlossen war, haben wir deshalb die Planung nochmals komplett umgeschmissen", sagt Kerstgens. Und aktuell ist Contargo dabei, seine Terminals bezüglich der Gleislängen zu untersuchen, um dann zu gucken, mit welcher Zuglänge die Terminals befahren werden können. Mehr zum Thema finden Sie unter #Binnenschifffahrt www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Die KV-Terminals in den Binnenhäfen und an den Wasserstraßen in Deutschland schlagen immer mehr Container um. Das Wachstum soll sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, jedoch zeichnet sich eine Verschiebung ab, auf die die Terminalbetreiber reagieren. Zuverlässiger Begleiter für die Binnenschifffahrt Seit März 2020 gehört zu der Springer Fachmedien München GmbH, in der auch die VerkehrsRundschau erscheint, der Binnenschifffahrts-Verlag. Das Angebot des Binnenschifffahrts-Verlags umfasst neben Gesetzestexten, Handbüchern und Loseblattwerken auch Ausbildungsmedien sowie Formdrucke und Wasserstraßenkarten für die gewerbliche Binnenschifffahrt. Die wichtigsten Produkte bleiben auch nach der Übernahme weiterhin in Duisburg verfügbar. Lokal sorgt dafür der Mercator-Verlag mit einem Ladengeschäft in der Dammstraße 25. "Mit der Marke Verlag Heinrich Vogel haben wir über 80 Jahre Erfahrung in den Bereichen Transport/Logistik und Ausbildung. Mit dem Binnenschifffahrts-Verlag können wir dieser Zielgruppe ein erweitertes Angebot an Fachinformationen anbieten", so Verlagsleiterin Katrin Geißler-Schmidt. Informationen über das Produktportfolio sowie Bestellungen können Interessenten im Internet abrufen: www.binnenschifffahrts-verlag.de. Sitz des neuen Binnenschifffahrts-Verlags ist die Aschauer Straße 30 in 81549 München. Telefon: 0 89/20 30 43-16 00, E-Mail:vertriebsservice@springer.com.

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