Schwerin. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) hat am Mittwoch vor einem Aus für den Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern gewarnt. „Wenn diese Industrie die Krise nicht überlebt, dann kommt sie nicht wieder“, betonte Sellering in einer aktuellen Stunde des Landtags. Es geht darum, ob Deutschland eine Schiffbaunation bleibe oder ob Schiffe nur noch in Südkorea und anderen asiatischen Ländern gebaut werden. Er verglich die Bedeutung der Werften mit der Autoindustrie. „Man kann sagen, die Schiffe sind unsere Autos“, sagte Sellering. Mecklenburg-Vorpommern sei ein Schiffbauland mit Tradition. Nach der Insolvenz der Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde sei es darum unabdingbar, einen neuen Investor mit einem tragfähigen Konzept zu finden. Vor dem Landtag demonstrierten rund 60 Wadan-Beschäftigte für den Erhalt der Betriebe. „Auffanggesellschaften sind Beerdigungen erster Klasse“, hieß es auf einem Spruchband mit Bezug auf eine Forderung der Linken. Deren Fraktion erneuerte im Landtag ihren Vorschlag zur Gründung einer Beschäftigungsgesellschaft. Fraktionschef Helmut Holter sprach allerdings nur noch von einer „Option“. Die Gründung müsse vorbereitet werden. Er rief die Landesregierung zum Handeln auf: „Meine Kritik besteht darin, dass Sie zu zögerlich handeln, dass Sie nicht vorbereitet sind auf diese Krise.“ Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) wies dies mit Nachdruck zurück. Er machte die Bedeutung der maritimen Industrie in Zahlen deutlich. 360 Unternehmen seien in dem Bereich im Land tätig, 260 von ihnen seien Zulieferer. Es gebe 80 Schiff-, Boots- und Yachtbauer, darunter seien vier Werften. Seit knapp einem Jahr arbeite ein Projektteam in seinem Ministerium an der Frage, wie diese Schlüsselindustrie stabilisiert werden könne. Wie Sellering betonte Seidel, dass das Land keinen Einfluss auf den Verkauf der früheren Aker-Werften in Wismar und Warnemünde an russische und koreanische Investoren habe nehmen können. Die Werften seien aber nicht „verscherbelt“, sondern für den in der Branche bestaunten Preis von 248,9 Millionen Euro verkauft worden. Es sei allerdings zu Recht auf den russischen Markt gesetzt worden, erklärte Seidel. Es gebe dort riesengroße Potenziale. 700 Schiffe seien älter als 30 oder 40 Jahre und müssten nach Expertenansicht ersetzt werden. Auf den Wadan-Werften gehe es jetzt um eine Fortsetzung des Betriebs. Die schwedische Reederei Stena Line halte an ihrem Auftrag für zwei Ropax-Fähren (kombinierte Fracht-/Passagierschiffe) fest. Der Insolvenzverwalter bemühe sich derzeit um die Bildung eines Akquiseteams, das neue Aufträge beschaffen soll. Um den Zulieferern zu helfen, habe die Landesregierung den Bürgschaftsrahmen erweitert und Zinsen für Kredite abgesenkt. Der Minister ermahnte die Opposition: „Jedes populistische Gehasche macht alles nur schwieriger.“ FDP-Fraktionschef Michael Roolf wandte sich dagegen, die Diskussion über die Werftenkrise zu beschränken. Die Opposition müsse alle möglichen Fragen aufwerfen dürfen. „Wenn wir die Dinge aussprechen, dann sind wir die Totengräber Mecklenburg-Vorpommerns“, beklagte der Liberalen-Chef. Den Kopf in den Sand zu stecken, helfe aber niemanden. Der SPD-Wirtschaftspolitiker Jochen Schulte stellte fest: „Es gibt keinen wirklichen Dissens.“ Die Beschäftigten von Wadan bräuchten eine Perspektive. „Aber ohne Investor geht nichts.“ (dpa)
Sellering warnt vor endgültigem Aus für Schiffsbau

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident sieht Werften in Gefahr